Platz 1
Nächstes Projekt 02/20  

Juli / August 2023

Berliner Hochschule für Technik

Circular Habitat - Kreislaufgerechte Wiederverwendung von Bauprodukten

Umnutzung eines Parkhauses

von Violetta Tursi

Hochschule:

Berliner Hochschule für Technik

Abschluss:

Master

Präsentation:

07.06.2023

Lehrstuhl:

Prof. Dipl.-Ing. Hans-Peter Ritzer | Labor Entwurf und Städtebau

Rubrik:

Verkehrsbauten

Software:

ArchiCAD, Adobe Photoshop, Adobe InDesign

Durch die Dringlichkeit der Veränderung in der Baubranche, welche auf die akute Klimakrise zurückzuführen ist, wird die Stadt heute zunehmend als anthropogenes urbanes Rohstofflager gesehen. Da bei der Herstellung von Bauprodukten das meiste CO2 ausgestoßen wird und gleichzeitig enorm viele Ressourcen verbraucht werden, muss sich das Bauwesen schnellstmöglichst ändern. Die 1:1 Wiederwendung von Bauteilen kann, nach dem Nutzen des Bestands, die größten Einsparungen erbringen. Für Architekt:innen bringt das viele Herausforderungen sowie auch Möglichkeiten in der Planung mit sich. In dem Zug sind alle Akteur:innen gezwungen ihre Arbeits- und Entwurfsprozesse zu hinterfragen.
Das Projekt Circular Habitat ist ein nachbarschaftsfördernder, nachhaltiger und klimafreundlicher Umbau eines Parkhauses zu einem Wohnhaus, welches große Gemeinschaftsflächen, Flexibilität und Treffpunkte für den Kiez zusammenführt.

Die Fokuspunkte bei der Planung des Gebäudes lagen auf:
* Bestandsnutzung, mit minimal-invasiven Eingriffen
* CO2 reduziertes Bauen durch 1:1 Wiederverwendung von Bauprodukten
* Kreislauffähiges und einfaches Bauen durch reversible Fügungen
* innerstädtische Nachverdichtung
* Flexible Strukturen, die sich zur Umnutzung eignen
* schaffen urbaner Gemeinschaftsflächen

Der Bestand befindet sich in Berlin Gesundbrunnen und umfasst ca. 17.500m2 BGF. Zwischen 1979 und 1989 wurde das Parkhaus aus Ortbeton, Stahl, sowie Betonfertigteilen gebaut. Heute wird es nur noch sporadisch von Anwohner:innen genutzt, denn das nebenliegende Möbelhaus stellt ausreichend Parkmöglichkeiten vor dem Gebäude zur Verfügung. Durch den innerstädtischen Rückgang des Autos, sowie die hohen lichten Raumhöhen eignet sich das Parkhaus gut zur Umnutzung. Wegen der Dringlichkeit der Nachverdichtung in Ballungsgebieten wie Berlin wurde eine Wohnnutzung, sowie kiezfördernde Treffpunkte mit dem Schwerpunkt ReUse geplant. ReUse-Werkstätten, -Tausch, -Verleih, sowie An- und Verkauf werden in den öffentlichen Gewerbe- und Kollektivflächen angeboten.
Mit real zurzeit verfügbaren Bauprodukten wurde der Entwurf erarbeitet. Er greift hauptsächlich das Prinzip „Form folgt der Verfügbarkeit“ auf. Teilweise wurde auf Neuprodukte zurückgegriffen, da aktuell noch keine umfassende Bauprodukteauswahl verfügbar ist, denn in der Vergangenheit wurde nicht auf Rückbaubarkeit geachtet. Details für lösbare Verbindungen werden angewandt, um das Gebaute in Zukunft wieder einfach demontierbar und sortenrein trennbar zu gestalten. Der Entwurfsprozess wird zwar durch die Rückkopplung der wiederverwendeten Bauteile teilweise verlängert, trotzdem ist es heutzutage möglich, mit sich immer weiterentwickelnden Softwarelösungen und der Digitalisierung des Bestands, eine konkrete Planung mit wiederverwendeten Bauteilen zu realisieren. Genauso wie die Gebäude direkt auf die Kreislaufwirtschaft vorzubereiten, denn dadurch fällt der Rück- und Umbau in der Zukunft leichter.
Text von Violetta Tursi.