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Juli / August 2023

Technische Universität Kaiserslautern

Toilette für Alle

WC in der Glaserstraße

von Lina Kieser

Hochschule:

Technische Universität Kaiserslautern

Abschluss:

Master

Präsentation:

19.04.2023

Lehrstuhl:

Stadtbaukunst und Entwerfen | Vertr.-Prof. Lena Unger

Rubrik:

Infrastruktur

Software:

Archicad, Adobe Photoshop, Adobe InDesign

Eine öffentliche Toilette für Kaiserslautern.

Durch die Klimakrise werden die Trinkwasserressourcen weltweit knapp. Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz entfallen etwa 30% des täglichen Trinkwasserverbrauchs in Deutschland auf die Toilettenspülung. Der Entwurf einer öffentlichen Toilette für Kaiserslautern sucht nach einer alternativen, ökologischen Lösung, die keinen Anschluss an das öffentliche Trinkwassernetz erfordert.

In Kaiserslauterns Innenstadt fehlt vor allem außerhalb der Öffnungszeiten der Geschäfte und Restaurants die Möglichkeit auf Toilette zu gehen. Wildpinkler:innen erledigen ihr Bedürfnis in Nischen, Gassen oder Hinterhöfen. Der Entwurf nutzt die vorhandene Privatsphäre dieser Orte. Einem Ort, der schon zum urinieren genutzt wird, wird lediglich eine Behausung gegeben.

Der Entwurfsstandort befindet sich in einem Hinterhof in der Glaserstraße. Diese Straße ist eine Seitenstraße der Marktstraße, die die Hauptachse der Fußgängerzone bildet. Der Entwurf wird zwischen die bestehenden Häuser platziert, wodurch eine Schwelle ausgebildet wird, die den Raum in drei Zonen gliedert - den öffentlichen Straßenraum, den Toilettenraum und den privaten Hinterhof.

Entwurfsprägende Merkmale sind der Toilettenraum, ein Wassertank und ein Gründach. Die Toilette und das Waschbecken liegen sich gegenüber und sind an den jeweiligen Bestandwänden angebracht. Dazwischen befindet sich eine Drehtür. Im geöffneten Zustand bleibt ein Durchgang zum Hinterhof. Im geschlossenen Zustand ist die Toilette besetzt. Die Fläche, die zuvor den Durchgang gebildet hat, dient jetzt als Bewegungsfläche für die rollstuhlgerechte Nutzung. Durch diese Anordnung von Toilette und Waschbecken werden statt vier neuer Wände nur zwei neue Wände benötigt.

Aber nicht nur die Wände der Nachbarhäuser werden mit genutzt. Das Regenwasser, das auf den Dächern der Nachbarhäuser anfällt wird auf das Gründach geleitet. Dort wird es durch die Mikroorganismen im Wurzelraum und die Filterwirkung des Bodensubstrats aufbereitet und in dem Tank zwischengespeichert. Anschließend wird das aufbereitete Regenwasser zum Händewaschen und für die Toilettenspülung genutzt. Das Abwasser wird in die städtische Kanalisation abgeführt. Der Strom wird von der städtischen Außenbeleuchtung der umliegenden Gebäude genutzt. Die Stromleitungen werden weitergeführt und versorgen das WC mit Strom.

Das Gebäude besteht überwiegend aus gebrauchten Metallteilen aus dem Industriebau. Die Tragstruktur bildet ein Stahlskelettbau von dem das Gründach, der Wassertank und der Toilettenraum getragen wird. Die Tragstruktur ist grün eingefärbt und hebt sich von den anderen, metallischen Bauteilen ab.

Außerdem gibt es keine Vorwand, die Rohre bleiben sichtbar, sodass sie bei einem Defekt leicht ausgetauscht werden können. Die dadurch entstehende Gestalt fügt sich in die Heterogenität der Umgebung ein.
Text von Lina Kieser.