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Juli / August 2023

Technische Universität Wien

Land schafft Stadt

Ein radikales Szenario für die Transformation des Westbahn-Areals in Wien

von Felix Redmann

Hochschule:

Technische Universität Wien

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

22.03.2022

Lehrstuhl:

Tina Gregoric Dekleva, Univ.Prof. Dipl.-Ing. M.Arch

Rubrik:

Städtebau

Software:

AutoCAD, Rhino, Adobe AI/PS/ID/LR

Während wir Menschen immer mehr Raum beanspruchen, wird das Land als existenzielles Reservoir für Nahrung und Ressourcen für unser metropolitanisches Dasein immer wichtiger. Im Anthropozän polarisiert dies nicht nur das Verhältnis zwischen urbanen und ruralen Gebieten, sondern offenbart gleichzeitig unsere tiefe Abhängigkeit von der endlichen Ressource Land.

Ganze Regionen haben sich in kurzer Zeit enorm verändert und sind heute von Kulturlandschaften geprägt. Landnutzung und räumliche Verdichtung erreichen ungeahnte Dimensionen und stellen insbesondere Städte auf die Probe. Auch Wien bleibt von diesem Trend bis dato nicht verschont. Im Gegenteil – die Verdichtung und Versiegelung der Flächen schreitet voran, wodurch die Donaumetropole einem Mangel an Frei- und Grünflächen gegenüber steht. Darüber hinaus verstärken soziokulturelle Bedürfnisse und klimatische Bedingungen den Wunsch nach mehr Freiraum und bieten die Chance, neue Lebensräume innerhalb der Stadtlandschaft zu entdecken.

Das Westbahn-Areal erweist sich als eine der letzten noch ungenutzten Flächenreserven in Wien. Es offenbart nicht nur räumliche und atmosphärische Qualitäten, sondern schafft auch eine Verbindung zwischen städtischen und peripheren Raum. ›Land schafft Stadt‹ wagt den Versuch einer Transformation der 60 Hektar großen Bahntrasse inmitten der Wiener Stadtlandschaft. Die Antithese positioniert sich gegen konservative Entwicklungsstrategien und stellt die produktive Nutzung dieses linearen Territoriums in den Vordergrund. Das Konzept präsentiert ein Szenario, das mit der Stadt wächst und durch den Kontrast zwischen einer dichten Stadt und einer produktiven Landschaft zusammen mit architektonischen Elementen neue Identitäten schafft.

Neue Kontraste werden geschaffen: dichte Stadt wird mit produktivem Land konfrontiert und erzeugt mit bis in den Stadtkern vordringenden Landschaften neue Spannungen – das Nützliche mit dem Poetischen und die Wirklichkeit mit dem Begrifflichen aufeinandertreffen zu lassen und dabei diese Landschaft als Abenteuer, Erlebnis oder Wagnis zu begreifen. Die produktive Nutzung manifestiert sich als zeitgenössisches Narrativ und geht durch eine dramaturgische Transformation in ein stadtlandschaftliches Szenario über. In dieser performativen Raumszenerie offenbart der Agrarurbanismus neue Kräfteverhältnisse: die Stadt wird zur Peripherie der Natur.

Während sich die Ebene über die Zeit transformiert und neue Landschaften entstehen lässt, wird ein Programm aus architektonischen Elementen strategisch über das Territorium platziert. Das ›urbane Interieur‹ bringt neben den landschaftlichen und produktiven Eigenschaften des Raumes neue Nutzungspotenziale und Infrastrukturen an diesen Ort. Diese werden dabei zu den Ikonen und Identitätsmerkmalen. Sie bieten formelle wie informelle Nutzungen und lassen dabei Orte der Begegnung und Interaktion entstehen.
Text von Felix Redmann.