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Mai / Juni 2023

Technische Universität Kaiserslautern

Toilette für Alle

Eine öffentliche Bedürfnisanstalt für Kaiserslautern

von Adrian Conradi

Hochschule:

Technische Universität Kaiserslautern

Abschluss:

Master

Präsentation:

18.04.2023

Lehrstuhl:

Tektonik im Holzbau, Max Otto Zitzelsberger

Rubrik:

Infrastruktur

Software:

Vectorworks, Photoshop, InDesign

Der Ort
Das Grundstück liegt versteckt in einer schmalen Seitenstraße, unweit des Stadtparks in Kaiserslautern. Hinter einer ruinenartigen Mauer und einem metallernen Tor erstreckt sich die Brachfläche in die Tiefe. Früher befand sich dort eine KFZ Werkstatt mit kleinen Werkstatthallen. Die straßenbegleitende Mauer war Teil eines Wohnhauses, das direkt an die Nachbarbebauung aus rotem Sandstein gebaut wurde.

Die Idee
Da öffentliche Toiletten oft wie Fremdkörper im städtischen Raum, ganz ohne Bezug und Identität, (de-)platziert werden, war es ein Anliegen, den Entwurf gezielt in der Stadt zu verorten. Indem sie sich gegenseitig Qualitäten und Eigenschaften bezüglich Adressbildung, Sinnhaftigkeit und Erscheinung leihen und verleihen, geht der Entwurf eine Patenschaft mit dem Ort und der Nachbarbebauung ein.

Die Struktur
Die Bedürfnisanstalt ist aus gebrauchten Elementen eines alten Baugerüsts konstruiert. Die raumtrennenden Elemente aus wiederverwendeten Siebdruckplatten schaffen unter dem Dach aus Wellblech Raum für 3 Kabinen mit Komposttoiletten für divers, männlich und weiblich gelesene Menschen. Alle Kabinen sind barrierefrei dimensioniert und mit einem ausklappbaren Wickeltisch ausgestattet. Darüberhinaus gibt es einen Waschraum für bedürftige und wohnungslose Menschen, die nicht dauerhaften Zugang zu warmen Wasser haben. Desweiteren gibt es einen kleinen Blumenkiosk.

Der Garten
Der Entwurf sieht vor, diese früher komplett versiegelte Fläche, der Natur zurückzugeben, indem dort ein Garten wächst. Dieser wird natürlich öffentlich zugänglich sein, soll aber primär gar nicht zur Erheiterung von Menschen dienen. Vielmehr soll hier Natur wachsen wie sie mag, Wurzeln schlagen, sogar wuchern und sich Insekten niederlassen. Nur mit minimalen Eingriffen, wie das Beschneiden und Düngen mit Hilfe des Komposts der Toiletten, soll er gepflegt und zugänglich erhalten werden. Als eine Art Souvenir kann sich am Blumenkiosk ein kleiner Bund wilder Abschnitte gekauft werden und somit ein Beitrag zur Erhaltung und Pflege der Bedürfnisanstalt und des Gartens geleistet werden.

Kleine Architekturen
Neben der Bedürfnisanstalt gibt es noch zwei weitere Architekturen auf dem Grundstück. Sie sprechen die gleiche Sprache und spiegeln somit eine Zugehörigkeit wieder. Am Eingang eine als Zugang und Schwelle ausgebildetet Geste, in Form eines Tores. Eine Weitere in der Tiefe des Gartens an der Rückwand. Dort gibt es eine sich wiederholende Struktur, aus immer gleichen Elementen. Sie bietet Raum für eine Gartenlaube, überdachte Sitzmöglichkeiten, Fahrradabstellplätze, einen Lagerraum für Gartenstühle und einen Komposter. Gleichzeitig rahmt sie aber auch zusammen mit der Bedürfnisanstalt und den umgebenden Mauern den Garten.
Text von Adrian Conradi.