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Mai / Juni 2023

Bauhaus-Universität Weimar

Resilienz des Spezifischen

Humboldthafen Berlin

von Anna Sophie Ganser, Lennart Jonathan Trisl

Hochschule:

Bauhaus-Universität Weimar

Abschluss:

Bachelor

Präsentation:

06.02.2023

Lehrstuhl:

Entwerfen und Komplexe Gebäudelehre, Prof. Joerg Springer

Rubrik:

Hybride Nutzung

Software:

Archicad, Lumion, Photoshop

Die Kapazität eines Gebäudes geht über die Möglichkeit baulicher Anpassung hinaus, indem die entworfene Architektur bereits in ihrem Ausgangszustand verschiedene Handlungen oder Nutzungen ermöglicht. Nach Hermann Hertzberger sei derartig offene Architektur polyvalent, also eine bauliche Form, die verschiedenen Nutzungen unterworfen werden kann, ohne sich selbst Veränderungen zu unterziehen. Somit wird Vieldeutigkeit und Neu-Interpretierbarkeit im Rahmen dieses Entwurfes als Alternative zur Minimallösung des offenen Raumes behandelt und als Mittel zur Resilienz untersucht.

Das Haus mit vier Seiten
Der je Uferseite variierende Genius Loci der Umgebung wird durch eine Kubatur zusammengefasst, die O. M. Ungers ursprüngliche Konzeption einer Fassung des Beckens aus dem städtebaulichen in den architektonischen Maßstab übersetzt. Somit wird das Becken als neuer Innenhof des Gebäudes in den öffentlichen Stadtraum integriert.
Die vier Seiten treten mit der Umgebung in Dialog und fassen den Bahnhofsvorplatz im Osten, schaffen eine Straßensituation im Norden, definieren den Park im Osten und nehmen die Dynamik der Brücke im Süden auf.
Das Haus behauptet sich vor allem durch die flächige Ausdehnung gegen die Dimensionierung der Nachbarbebauung und ordnet sich den angrenzenden Gebäudehöhen unter.

Das große Haus mit vielen Zimmern
Eine vielseitig interpretierbare, nutzungsoffene und somit resiliente Struktur entsteht durch spannungsvolle Raumfolgen und mehrdeutige Beziehungen zwischen den Räumen. Die Lage, Größe, Öffnung sowie Verschließung der Räume zueinander erschafft prägnante Situationen, ohne die Nutzung im Vorhinein festlegen zu müssen. Die Tür wird zu einem bedeutsamen Element, da sie Zimmer aktiviert, voneinander trennt, verbindet, aber auch Blickbeziehungen zwischen ihnen oder durch sie hindurch herstellt. Durch Übererschließung sind die Einheiten zusammenschaltbar, funktionieren jedoch im umgekehrten Sinne autark durch einen eigenen Anschluss an eine Nasszelle. Horizontale, gebäudeinterne Laufwege in Form von Fluren werden gemieden, stattdessen in nutzungsoffenen Räumen untergebracht.

Resilienz der Konstruktion
Um den Neubau ersetzen zu können, muss ein langlebiges Gebäude reparierbar sein.
Die Dauerhaftigkeit eines Gebäudes definiert sich maßgeblich durch die Konstruktion und die verbauten Materialien. Der Entwurf verzichtet auf hochverarbeitete Produkte und moderne Dämmstoffe und setzt auf bewährte Prinzipien und Baustoffe. Die Materialien werden in ihrer konstruktiven Logik angewendet und schaffen so die Gestaltung der Fassade. Für eine gesteigerte Reparierbarkeit spricht, das die technische Installation Aufputz verlegt ist. Zusammen mit dem unveredelten Mauerstein formt sich im Innenraum eine ganz eigenen Rohbau - Ästhetik, die den provisorischen und offenen Charakter der Grundrisse ergänzt.
Text von Anna Sophie Ganser und Lennart Jonathan Trisl.