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Mai / Juni 2023

Technische Universität Wien

Bildmuseum Salzburg

ein architektonischer Beitrag zur Debatte um ein österreichisches Fotomuseum

von Julian Graf

Hochschule:

Technische Universität Wien

Abschluss:

Diplom

Lehrstuhl:

Institut für Gebäudelehre - Ao. Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Christian Kühn

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

ArchiCAD, Enscape, Photoshop

Ausgehend von der Debatte um die Notwendigkeit eines Ausstellungsraumes für die Bundesfotosammlung Österreichs, untersucht der Entwurf die gegenwärtige Rolle und die damit verbundenen Potentiale der Institution Museum. Angesichts der Aktualität und Dynamik des Mediums Bild bedarf es einer lokalen Typologie, die über die klassischen Funktionen des Museums – Sammeln, Bewahren, Forschen und Ausstellen – hinausgeht. Der Fokus soll auf dem tatsächlichen, lebendigen Besuch des Museums als einem Ort des Lernens und des kollektiven Erkenntnisgewinns liegen, und nicht auf der statischen Präsentation von Objekten. Im Ergebnis entsteht ein spezifisch erlebnisorientierter, atmosphärischer Raum, der die flexible Zurschaustellung von Fotografien und bewegten Bildern ermöglicht, ohne auf eine simple Leinwand reduziert zu werden.

Das Projekt soll im Zentrum der Landeshauptstadt Salzburg entstehen. Topographisch wird diese von den zwei Stadtbergen, dem Mönchs- und dem Kapuzinerberg definiert. Auf Ersterem wurde 2004 das Museum der Moderne eröffnet, welches seither die Bestände der Bundesfotosammlung verwaltet. Anders als vom Land Salzburg vorgesehen, wird das Bildmuseum nicht als Erweiterungsbau an die Rückseite des bestehenden Museums der Moderne gesetzt, sondern ins Berginnere verlegt. Es ist kein abgeschlossener Raum, sondern führt als vertikale Achse vom Stadt- aufs Bergniveau. Das Projekt schließt an der Talstation des bestehenden, innenliegenden Mönchsbergaufzugs und dem Foyer des Museums der Moderne an. Über 53 Höhenmeter entsteht so ein inszenierter Weg, entlang dessen gezielt Blicke gesteuert und Ausblicke gerahmt werden. Drei Erschließungskerne, einer davon ist der Mönchsbergaufzug, erlauben unterschiedliche Durchwegungsmöglichkeiten abseits des klassischen Rundgangs. Entlang des Weges sind regelmäßig unkuratierte, entspannte Bereiche zum Verweilen und gemeinsamen Reflektieren des Gesehenen platziert.

Die Entwurfsfreiheit im Berg erlaubt die unterschiedlichsten Raumsequenzen hinsichtlich Dimension und Form und ermöglicht so atmosphärisch vielschichtige Ausstellungsräume. Diese bleiben völlig unverkleidet, wodurch das rohe Gestein des Bergs unverfälscht zum Vorschein tritt. Das durch die Aushöhlungen entstehende Aushubmaterial wird gebrochen und zum Terrazzoboden weiterverarbeitet. Die notwendige Ausstellungsinfrastruktur bietet ein weißes Raster aus Aluminiumprofilen, das eine flexible Hängung ermöglicht, ohne die Gestalt des Berges zu verdecken. Dem ausgestellten Medium entsprechend soll das Bild im Museum omnipräsent sein und in den unterschiedlichsten Formen präsentiert werden. Am Anfang der Dauerausstellung etwa befindet sich eine raumgroße Camera obscura, die als erste Kamera den Beginn der Fotogeschichte markiert. Mittels Projektoren entlang der Rolltreppen können Exponate zeitweilig ausgestellt werden; Screens in den Zwischenbereichen geben als digitale Schnittstelle den Besucher:innen Gelegenheit, einen eigenen Zugang zur Sammlung zu finden.
Text von Julian Graf.