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Mai / Juni 2023

Universität Stuttgart

HOLY CHEESUS!

Das Käs’[hand]werk - Eine Tradition des Allgäus

von Denise Reeb, Nina Kurz

Hochschule:

Universität Stuttgart

Abschluss:

Master

Präsentation:

19.04.2022

Lehrstuhl:

Institut für Entwerfen und Konstruieren, Prof. José Luis Moro

Rubrik:

Hybride Nutzung

Software:

Vectorworks, Photoshop, Indesign

Mit dem Entwurf Käs'[dach]werk soll im malerischen Trettachtal bei Oberstdorf ein neuer Anlaufpunkt für die Tradition des Käs'handwerks entstehen. Gemäß den Worten Adolf Loos soll in einem flachen, horizontalen Baukörper eine Balance zwischen traditionellem Handwerkbetriebs und touristischem Anziehungspunkt geschaffen werden.

„Fürchte nicht unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der Alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. [...] Baue nicht malerisch. Überlasse solche Wirkung den Mauern, den Bergen und der Sonne [...]. Die Ebene verlangt eine horizontale Baugliederung; das Gebirge eine vertikale." - Adolf Loos

Die entwurfsbestimmenden Parameter stellen neben der Situierung des Elementarbaukörpers in der Tallandschaft und eine durch die Hanglage bestimmten Ausrichtung, eine eindeutige Differenzierung zwischen natürlichem Gelände und menschengemachtem Bau, sowie die vertiefte Auseinandersetzung mit den ortsspezifischen, historischen Bautraditionen des Allgäus und deren zeitgenössische Interpretation dar.

Der 130 Meter lange Baukörper besteht entsprechend der funktionalen Anforderung an die Bauaufgabe aus einem massiven Gewölbekeller für die Käsereifung sowie einem darauf thronenden, filigranen und offenen Holzbau für Produktion, Information und Regeneration. Das an einem verkehrsberuhigten Wander- und Radweg am Fuße eines Hangs gelegene Gebäude folgt dem natürlichen Verlauf des Tals.

Der filigrane, auf einem rauem Betonsockel aufgelagerte Holzbau nimmt Bezug zur tradierten Bauweise der landwirtschaftlichen Einhöfe und interpretiert diese zugleich neu. Wohnen und Wirtschaften unter einem Dach - das typologische Element des Quereingangs, welcher bei den traditionellen Bauernhäusern Wohn- von Wirtschaftsräumen trennt, findet sich im Entwurf in Form zweier großzügigen Erschließungszonen wieder. Er trennt drei thematisch gegliederte Gebäudeteile und bildet einen durchfließenden Raum des Ankommens im Einklang mit den dahinter aufsteigenden Gipfeln.
Auch das Tragwerk bedient sich traditionellen Verbindungstechniken - der First wird beispielsweise als Zangenkonstruktion mit glattem Eckblatt ausgebildet, während das Kopfband, ebenfalls als Zange ausgebildet, mittels Einblattung verbunden wird. Ausgeklinkte Stützen fügen die Doppelzangenkonstruktion zu einem Ganzen. Ein überragendes Satteldach dient nicht nur als konstruktiver Holz- und Witterungsschutz sondern bildet gleichzeitig das verbindende Element der darunter stehenden Bauten. Neben einer Produktionsstätte der traditionellen Handwerkskunst des Käsens, bietet der Neubau als zentraler Baustein einen neuen Informationspunkt. Der angrenzende Baukörper der Regeneration beherbergt neben kleinen Ferienwohneinheiten für Familien, Alleinreisende oder Pärchen jeden Alters eine einladende Gaststube mit einer großzügigen Sonnenterrasse, die auch vorbeiziehenden Wanderern die Möglichkeit zur Einkehr gibt.
Text von Denise Reeb und Nina Kurz.