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Mai / Juni 2023

Bauhaus-Universität Weimar

Deutsches Institut für Fotografie

Resilienz des Spezifischen

von Valentin Müller

Hochschule:

Bauhaus-Universität Weimar

Abschluss:

Master

Präsentation:

03.04.2023

Lehrstuhl:

Lehrstuhl für Entwerfen und komplexe Gebäudelehre, Prof. Dipl.-Ing. Jörg Springer

Rubrik:

Bauen im Bestand

Software:

Vectorworks, Photoshop, Indesign, Cinema 4D

ENTWURFSAUFGABE

Resilienz ist in der heutigen Baukultur ein präsenter Begriff - allerdings was bedeutet Resilienz? Nach der Definition beschreibt es die psychische Widerstandskraft bzw. die Fähigkeit schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. Ist dies in der Architektur so einfach zu übertragen? Diese vermeintlich einfache Frage fächert sich in diverse Schattierungen von Betrachtungsmöglichkeiten auf. Bedeutet es das Weiterführen von bestehender Bausubstanz, den Erhalt einer ursprünglichen städtebaulichen Präsenz oder vielleicht doch etwas ganz anderem. Kann man diese Bereiche überhaupt trennen, oder stellen genau diese Korrelationen die Herausforderungen einer spezifischen Architektur dar. Bestimmt die ehemalige Funktion eines Hauses das Potential, ob man dieses als resilient bezeichnen kann? In dieser Masterthesis wurde versucht viele dieser Fragen zu durchleuchten um dabei, eine für sich angemessene, Antwort zu finden.

Der bestehende Entwurf setzt sich mit dem denkmalgeschützem Victoria - Areal auseinander. Besonderer Fokus liegt dabei auf dem leerstehenden Warenhaus - ehemals BILKA genannt. Dieses wurde zuletzt durch Karstadt Sport genutzt. Das Plangebiet resultierte aus einem begrenztem Ideenwettbewerb im Jahre 1955, bei dem sich der Vorschlag von Hanns Dustmann durchsetzen konnte. Die besondere Rolle des Warenhauses zeichnete sich durch die städtebauliche Präsenz der Ecksituation Kurfürstendamm/Joachimsthaler Straße aus, die durch die nachfolgenden Bebauungen immer mehr in den Hintergrund gerückt ist. Das leerstehende Gebäude soll zum „Deutschen Institut für Fotografie“ transformiert werden. In diesem sollen neben der programmatischen Institutsarbeit inklusive flexibler Archivflächen und Laborbereicheauch die neue Heimat für das c/o Berlin entstehen.


ENTWURFSSTRATEGIE


Der Entwurf sucht die Nähe zum Bestand und will sich zeitgleich davon lösen. Dieser grundlegende Konflikt vom Erwartbaren - Alten und dem Unerwartetem - Neuen wird zu einem festen Bestandteil dieser Masterthesis. Die kleinteilige Betrachtung vom Bestehenden ist ebenso übertragbar auf eine architektonische Sichtweise, wie auch auf den Entwurf. Dieser kann nicht rückwärts erzählt werden - genauso wenig wie Architektur im Allgemeinen. Das Zusammensetzen aus vielen kleinen Einzelteilen verleiht der Architektur das notwendige Detail, welches die Liebe zum Haus repräsentiert.

Die Gefahr einer Konkurrenzsituation zwischen Bestand und Neubau besteht. Daher muss das Haus vielmehr weiter gedacht werden. Annäherungen an Dustmann, Bezüge zur Modewelt der 50er Jahre - v.a. Dior’s New Look - oder zeitgenössischer Bildhauerei stehen in einem Atemzug. Durch das Konglomerat verschiedenster Inspirationen, Situationen und Bilder wird eindeutig, dass nicht nach Konsequenz gesucht wird. Es missfällt sogar, weshalb selbstbewusst Widersprüchlichkeiten entstehen und die daraus wachsende Komplexität den Schlüssel für die Entwurfsaufgabe darstellt.
Text von Valentin Müller.