Initiative Schlossaneigung: Ideenaufruf für die künstlerische Umgestaltung des Humboldtforums

Das Berliner Schloss steht aus vielen Gründen in der Kritik. Eine neu gegründete Initiative macht sich dafür stark, die komplexe Geschichte des Ortes mit künstlerischen Mitteln in die Schlossfassaden einzuschreiben.

Vor vier Jahren eröffnete in Berlin das viel diskutierte Humboldtforum, dessen Fassade in Teilen dem preußischen Schloss nachempfunden ist. Gegner*innen des Baus argumentieren, dass er die komplexe Geschichte des Ortes im 19. und 20. Jahrhundert verdrängt. Diese ist unter anderem geprägt von Imperialismus, Unterdrückung von Minderheiten, der Zeit der Weimarer Republik, des Zweiten Weltkrieges, der Deutschen Teilung, der DDR und der Wiedervereinigung. All diese Facetten spiegeln sich nicht in dem Erscheinungsbild des Berliner Schlosses wider. Hinzu kommt eine Diskrepanz zwischen der äußeren Erscheinung des Gebäudes und seiner Nutzung als ethnologisches Museum, die als Verweis auf die koloniale Vergangenheit Deutschlands interpretiert werden kann.


Geschichte sichtbar machen

Als Gegenreaktion auf diese Entwicklungen haben Architekt*innen, Künstler*innen, Publizist*innen und Wissenschaftler*innen die Initiative Schlossaneignung ins Leben gerufen. Erklärtes Ziel der Initiative ist, die verdrängten Spuren der Geschichte des Ortes mit künstlerischen Mitteln sichtbar zu machen. Die Initiator*innen versprechen sich davon auch, der Instrumentalisierung des Gebäudes durch rechtsradikale Kreise entgegenzuwirken. Sie verstehen den aktuellen Status nicht als End-, sondern als Ausgangspunkt. Mit der künstlerischen Transformation des Gebäudes möchten sie einen Raum für unterschiedliche Sichtweisen und Perspektiven auf die Geschichte schaffen und die Diversität der heutigen Gesellschaft abbilden.

Ideenaufruf am 13. Juni 2024

Am Donnerstag, den 13. Juni 2024, 18:30 Uhr stellen Elisabeth Broermann, Kristin Feireiss, Annette Maechtel, Anh-Linh Ngo, Prof. Philipp Oswalt und Prof. Jürgen Zimmerer die Initiative im Aedes Architectural Forum in Berlin vor. Im Zuge dessen wird auch das erste Projekt der Initiative öffentlich präsentiert: Ein Ideenaufruf, der sich an Künstler*innen, Architekt*innen und Gestalter*innen richtet. Anschließend folgt eine Podiumsdiskussion mit Prof. Gabriele Dolff-Bonekämper, Thomas Hacker und Awet Tesfaiesus.