Parkfläche mit Perspektive: Der Stegreif 2,50 × 5,00 × X
12,5 Quadratmeter – mehr braucht es nicht, um Stadt neu zu denken. Studierende der TH Köln zeigen im Stegreif, wie sich Stellplätze in grüne Rückzugsorte, temporäre Arbeitsräume oder Mikrohäuser verwandeln lassen.

Im dichten Geflecht urbaner Räume nehmen Parkflächen eine ambivalente Rolle ein: Sie fördern die individuelle Mobilität, beanspruchen aber Platz, der für Grünanlagen, Treffpunkte, Wohnungen oder Kultur dringend gebraucht wird. In Zeiten zunehmender Klimabelastung und sich wandelnder Mobilitätsbedürfnisse gerät der klassische Parkplatz zunehmend in die Kritik.
Wie lassen sich versiegelte Flächen temporär oder dauerhaft umgestalten? Welche Nutzungen können entstehen, wenn der Raum nicht länger primär dem Auto gehört? Unter anderem diesen Fragen widmeten sich Masterstudierende der Technischen Hochschule Köln. Unter der Leitung von Prof. Rainer Schützeichel entwickelten sie Mitte April binnen zwei Wochen bauliche Strukturen für eine alternative Parkflächennutzung – und präsentierten ihre Konzepte in einer öffentlichen Ausstellung.

Fixe Fläche, frei wählbare Nutzung
Die Aufgabe war klar: Die Studierenden sollten aus einem normierten Stellplatz von 2,50 × 5,00 Metern einen vielseitig nutzbaren Stadtraum entwerfen. Vorgaben zur Nutzung gab es keine – stattdessen waren kreative und gesellschaftlich relevante Ideen gefragt, die sich an den Bedürfnissen der Stadtbewohner*innen orientieren und neue Impulse für den öffentlichen Raum liefern. Dabei war alles möglich, solange die Grundfläche nicht überschritten wurde.

Große Vielfalt auf kleiner Fläche
Die Entwürfe präsentierten eine bunte Vielfalt an Ideen – von grünen Rückzugsorten bis hin zu kulturellen und sozialen Interventionen. Einige Studierende sahen in der versiegelten Fläche Potenzial für ein kühlendes, grünes Mikrorefugium. So entwarf Teodora Duica mit „Wasser(nutzen) statt Versiegeln“ eine filigrane Holzstruktur mit Trogdach, die Regenwasser auffängt, in einem Kanister speichert und mit Pflanzbecken sowie Sitzbänken einen Ort der Erholung schafft. Andere transformierten den Parkplatz kurzerhand zum Co-Working-Space oder gaben ihm eine sportliche Nutzung. Rhiane Winter setzte auf Kunst und schuf mit „Falling Light“ einen Pavillon, der mit Licht und Schatten spielt und einen sinnlichen Erfahrungsraum bietet – jenseits funktionaler Zwänge. Lennart Schneidereit zeigte mit „Obdach“, dass selbst ein kleines Wohnhaus auf 12,5 Quadratmetern Platz finden kann. Sein Mikrohaus für obdachlose Menschen integriert Schlaf-, Koch- und Waschmöglichkeiten.
Viele Entwürfe setzten auf modulare, mobile Bauweisen, die flexiblen Auf- und Abbau erlauben – und damit die Idee fördern, urbanen Raum dynamisch, ressourcenschonend und temporär zu nutzen.

Perspektivwechsel auf 12,5 Quadratmetern
Die Stegreif-Entwürfe zeigen, welches Potenzial selbst in kleinsten urbanen Restflächen steckt. Mit kreativen Ideen, gesellschaftlichem Weitblick und gestalterischem Feingefühl hinterfragen sie die scheinbar banale Typologie des Parkplatzes und öffnen den Blick für neue Möglichkeiten. Sie beweisen: Eine Stadt, die selbst ihre kleinsten Räume neu denkt, kann auch im Großen Wandel anstoßen.