Sitzen statt parken: Das Projekt „car2tree“

Die Zahl der zugelassenen Autos in Stuttgart sinkt. Wie aus den frei werdenden Parkplätzen hochwertige Aufenthaltsräume entstehen können, zeigt ein Studierendenprojekt der Hochschule für Technik Stuttgart.

Der Traum von der autogerechten Stadt, der sich vor allem an den Bedürfnissen des motorisierten Individualverkehrs orientiert, gilt vielerorts als ausgeträumt. Auch in Stuttgart sind die Autoanmeldungen seit Jahren rückläufig. Für jeden frei werdenden Parkplatz möchte die vom Klimafonds Stuttgart geförderte Initiative Tilia e.V. einen begrünten Außenraum mit Sitzgelegenheiten schaffen. Dafür kooperierte der Verein mit der Fakultät Architektur und Gestaltung der Hochschule für Technik Stuttgart (HfT). Unter der Leitung von Prof. Monika Joos-Keller entwickelten Studierende der Architektur und Innenarchitektur das Projekt „car2tree“  – ein Stecksystem, mit dem auf engstem Raum begrünte Freiflächen entstehen können. Ein solches Objekt wurde bereits genehmigt und in der Liststraße im Stuttgarter Lehenviertel realisiert.


Vier Module, unendliche Möglichkeiten

Bachelor-Studentin Lena Schmid hat das modulare Konzept für das hölzerne Stecksystem im Rahmen eines Wahlfachs entworfen. Das System besteht aus vier unterschiedlichen Modulen, die in ihren Dimensionen an eine Parklücke und an die menschliche Sitzhöhe angepasst sind. Für den ersten Prototyp wurden 87 solcher Steckplatten aus Baufurniersperrholz gefräst. Eine farblose Lasur macht die 24 Millimeter starken Platten wetterfest. Für den aufgeständerten, rot lasierten Boden und die blau gestrichenen Pflanzkübel kommt das gleiche Material zum Einsatz. Innerhalb von drei Tagen hat ein Studierenden-Team die Platten in der Uni-Werkstatt hergestellt und vor Ort aufgebaut. Basierend auf einem Kinderspiel werden die Module ineinander gesteckt und teilweise von Spanngurten gehalten. Das Ergebnis ist eine begrünte Sitzlandschaft, die das Straßenbild aufwertet und den Anwohner*innen einen Ort zum Verweilen bietet.


Hochwertiger Raum mit begrenzten Mitteln

Das Projekt zeigt, dass mit wenig Materialeinsatz urbane Räume innerhalb kurzer Zeit aufgewertet werden können. Der modulare Aufbau erlaubt eine flexible Anpassung an unterschiedliche räumliche Gegebenheiten. So können nicht nur ausgediente Parkplätze, sondern auch andere Lücken im Stadtraum umgestaltet werden. Neben Sitzgelegenheiten sind weitere Nutzungen denkbar. Beispielsweise können mit dem System auch Spielflächen für Kinder, Fahrradstellplätze oder Tauschstationen entstehen. Das übergeordnete Ziel ist es, mit wachsender Anzahl aufgestellter car2tree-Objekte das Potenzial für eine langfristige Umnutzung größerer Flächen im Sinne zukunftsfähiger Lebensräume sicht-, erleb- und diskutierbar zu machen.