Mehr Leben durch Mikroarchitektur: Ein Basketballkorb auf Rädern

Eine farbenfrohe Bodenmalerei und ein Basketballkorb der besonderen Art sollen den Platz vor dem National Public Housing Museum in Chicago beleben.

Basketballplätze spielen eine wichtige Rolle im sozialen Wohnungsbau der USA. Sie sind Orte des Spiels, soziale Treffpunkte und beleben den öffentlichen Raum in oftmals negativ konnotierten Kontexten. Im Auftrag des National Public Housing Museum in Chicago setzten sich der Architekt Rafi Segal und die Künstlerin Marisa Morán Jahn mit der Geschichte und der Rolle von Sportplätzen in gemeinschaftlich genutzten Räumen auseinander. Das Ergebnis ist die farbenfrohe künstlerische Mikroarchitektur bestehend aus dem fahrbaren Basketballkorb HOOPcycle und der grafischen Bodenmalerei OOPS.

Von Vergangenheit und Gegenwart inspiriert

HOOPcycle ist ein Vehikel der besonderen Art: Das Gefährt besteht aus einem gelben Dreirad mit einem integrierten Behälter für Basketbälle. Auf dem Rad montierten Rafi Segal und Marisa Morán Jahn eine gerüstartige Konstruktion, an der zwei viertelkreisförmige und eine rechteckige perforierte Platte in leuchtendem Türkis angebracht sind. Diese höhenverstellbaren Platten halten wiederum orangefarbene Ringe, durch die der Ball geworfen werden kann. Anders als beim klassischen Basketballkorb sind zwei der drei Ringe vertikal angeordnet – eine Reminiszenz an die mesoamerikanischen Ursprünge des Ballsports in der präkolumbischen Zeit, so das Künstlerin-Architekten-Duo. Auch die Perforation der Platten und Ringe haben eine symbolische Bedeutung. Sie soll an die mexikanische Scherenschnitttechnik „Papel Picado“ angelehnt sein. Die beiden Initiator*innen des Projekts möchten mit dem Objekt ein Werkzeug schaffen, das ein ehemals negatives Narrativ in ein kulturell diverses, positives ummünzt.


Ein Beitrag zu belebterem Stadtraum

Vor allem in den USA aber auch in Europa sind die städtischen Infrastrukturen durch Autoverkehr bestimmt. Sport- und Spielplätze bieten einen Ort der körperlichen Betätigung, des direkten Austauschs mit anderen Menschen und vor allem der Erholung von unserem immer schnelllebiger werdenden und von Unsicherheiten geprägten Alltag. Der Platz vor dem National Public Housing Museum wird zwar während der Öffnungszeiten primär als Parkplatz genutzt. Außerhalb der Öffnungszeiten jedoch laden die grafische Bodengestaltung und der mobile Korb zum Spielen ein. Die Bodenmalerei ist eine abstrakte Variante der Spielfeldmarkierungen in einer Turnhalle. Sie soll zu immer neuen, kreativen Spielkonfigurationen anregen.


Mit der Lehre verwoben

Auch wenn das Projekt nicht direkt mit dem universitären Kontext in Verbindung zu bringen ist, so sind die darin behandelten Themen indirekt mit der Lehre von Rafi Segal und Marisa Morán Jahn verknüpft. Rafi Segal ist Associate Professor für Architektur und Urbanismus am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und leitet dort das Design-Forschungslabor Future Urban Collectives. Letzteres erforscht die Beziehung zwischen digitalen Plattformen und physischen Gemeinschaften. In seiner Arbeit setzt er sich unter anderem damit auseinander, wie neue Vorstellungen von Kollektivität die Gestaltung von Gebäuden und Städten beeinflussen können.

Marisa Morán Jahn forscht ebenfalls am MIT und unterrichtet darüber hinaus an der Parsons School of Design im Studiengang Integrated Design. Wiederkehrende Themen ihrer Arbeit sind Einwanderung und die Zusammenarbeit mit einkommensschwächeren Gruppen. Mit HOOPcycle und OOPS verknüpfen der Architekt und die Künstlerin Themen wie Gemeinschaft, Diversität und urbane Teilhabe, indem sie die historische und soziale Bedeutung von Sportplätzen für einkommensschwächere Personen aufgreifen. Sie übersetzen diese Themen in eine farbenfrohe, bewegliche Struktur, die spielerisch den öffentlichen Raum vor dem Museum belebt.