September / Oktober 2023
Technische Universität Dresden
Tannenhäuser
Koexistenz – Tier, Pflanze Mensch
Technische Universität Dresden
Diplom
14.02.2023
Professur für Gebäudelehre und Entwerfen: Wohnbauten, Prof. Katharina Löser, Prof. Johannes Lott
Wohnbauten
Archicad, Cinema 4D, Corona Renderer, Adobe Photoshop/ Indesign
Das Entwurfsgebiet befindet auf dem Erbenhang in Glashütte, einer Kleinstadt in Sachsen. Im Rahmen des Wettbewerbs „Glashütte 2040“ soll dort ein Lebensraum für 1000 Menschen entstehen. Das Schaffen von Lebensräumen für den Mensch bedeutet oft auch die Zerstörung anderer Lebensräume und das Schwinden natürlicher Räume, die jedoch für das Gleichgewicht der Erde essentiell sind. Der Mensch macht nur einen Bruchteil der Lebewesen auf der Erde aus und ist dennoch oft das Maß aller Dinge. Koexistenz beschreibt den Ansatz Menschen, Tiere und Pflanzen als gleichberechtigte AkteurInnen zu sehen.
80 % aller an Land lebenden Lebewesen haben den Wald als Lebensgrundlage. Wenn wir Koexistenz denken möchten, müssen wir uns mit dem Wald als Grundlage auseinandersetzen.
Doch der Wald steht vor vielen Problemen. Saurer Regen schädigt die Böden, der Klimawandel schwächt die Bäume und die vom Menschen angepflanzten Fichtenmonokulturen sind für Schädlinge besonders anfällig. Wir sehen den Wald als schützenwertes Biotop, zu dem der Mensch Abstand halten soll und sind dennoch zu großen Teilen für seinen schlechten Zustand verantwortlich. Wenn der Wald eine Zukunft haben soll müssen wir den Wald, wie wir ihn kennen, neu denken.
Der Erbenhang wird von einem bestehenden Waldsaum umrahmt, die Ausläufer des angrenzenden Forstbezirks Bärenfels. Die bestehende Verbindung soll aufgegriffen werden und der Wald an die Stadt Glashütte herangeführt werden. Die Aufforstung des Erbenhangs bildet die erste Phase. Der Wald wird basierend auf der bestehenden Topografie in unterschiedlichen Zonen ausgeprägt. Dichtere Bereiche eines Waldbiotops und Forschungswaldes fließen in lichtere Waldpark und Waldgartenstrukturen und ergeben eine neue heterogene Waldstruktur die mit dem Wohnen interagiert.
Großmaßstäbliches Wohnen soll im Einklang mit seiner Umgebung funktionieren. Es entsteht kein alles Andere verdrängender Lebensraum, sondern vielmehr ein Konglomerat vieler Lebensräume, die sich ergänzen, bereichern und gegenseitig schützen. Ein Waldgebiet bestehend aus fünf unterschiedlichen Waldformen umschließt fünf Wohntürme, die sich wie Bäume in die Umgebung eingliedern und mit ihr interagieren. Ein versorgender Stamm bildet die stabilisierende Mitte der Türme. Über die obere Dachkrone wird Regenwasser aufgefangen, welches über die Geschosse der Gebäude verteilt und genutzt wird und in einer Zisterne gesammelt wird. Die Türme wurzeln punktuell tief in das Erdteich um die Erdwärme zur Versorgung des Gebäudes zu nutzen, zusätzlich wird auch über das Blattwerk der Fassade die Sonnenenergie aufgefangen und umgewandelt.Unterschiedliche Wohntypologien gehen auf verschieden Bedürfnisse ihrer BewohnerInnen ein. Wie in einem geschützten Nest gibt es private Rückz
ugsbereich denen öffentlichere Nachbarschaftssorte gegenüberstehen. Durchzogen werden die Wohnstrukturen von offenen gemeinschaftlichen Landschaftsgeschossen, die Räume aufspannen, den sich verschiedenste Lebewesen aneignen können.
Text von Elisa Kühne.