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September / Oktober 2023

Technische Universität Kaiserslautern

Ein Theater für Hanau

Freie Masterarbeit

von Lukas Wiederstein

Hochschule:

Technische Universität Kaiserslautern

Abschluss:

Master

Präsentation:

10.05.2023

Lehrstuhl:

Baukonstruktion 3 + Entwerfen: Johannes Modersohn, Raumgestalt und Entwerfen: Oda Pälmke

Rubrik:

Freizeit- und Sportbauten

Software:

Vectorworks

Am Anfang dieser Entwurfsthesis stand die Suche nach einem neuen Ort für ein mögliches Theater in Hanau. Die Innenstadt zeichnet sich durch eine verdichtete, bauliche Struktur aus. Leere Parzellen, die der wichtigen Funktion eines Theaters gerecht werden, sind nicht mehr vorhanden. Bei der Betrachtung des urbanen Gewebes und somit den zentralen Plätzen der Stadt fällt sofort die gesonderte Lage der Ruine der Wallonischen Kirche auf. Sie liegt in der zentralen Achse des Blockrasters. Durch den baulichen Eingriff der 1980er Jahre ist die Ruine nicht mehr frei zugänglich und die Freiflächen, die die ehemalige Kirche umgeben, sind vereinsamt. Durch die Umnutzung und Transformation des Bestandes kann also sowohl ein gebührender Theaterort geschaffen werden, als auch ein wichtiger historischer Stadtbaustein wieder in das Alltagsleben integriert werden.

Der Umgang mit dem Bestand gab gewisse Grenzen für den integrierten Neubau. Die meterdicken Außenwände geben eine Schale vor, in die sich das neue Theater einfügen kann. Die besondere Form des Dodekagon mit weit hervorstehenden Lisenen macht größere Anbauten schwierig. Das bestehende, elegant ornamentierte Westportal bietet sich als neuer Zuschauer:inneneingang an. An der Südseite der Ruine kann ein neuer Erschließungsturm mit Lastenaufzug und Anlieferung angedockt werden. Dieser kann als neues Rückgrat über bestehende Öffnungen alle neuen Ebenen des Theaters versorgen. Die hexagonale Grundform spielt mit dem polygonalen Formenkanon des Bestandsensembles. An der Nordfassade wird mit einem neu angegliederten Balkon eine verbindende Geste in Richtung Stadt und Rathaus geschaffen. In den Aufführungspausen kann das Publikum vor die Fassade des Theaters und in den Kontext des Straßenraumes treten.

Durch den Bau eines neuen steilen Schrägdaches wird wieder ein interessanter Hochpunkt für die Stadtsilhouette geschaffen. Das zerstörte Walmdach mit Turmhaube überragte die Nachbarschaft für Jahrhunderte und sein Nachfolger soll in zeitgenössischer Form das historische Thema der Orientierung und Strahlkraft solcher Bauten interpretieren. Der neue Turmanbau nimmt im obersten Stockwerk die Glocken auf und es entsteht wieder ein Glockenturm für die Wallonisch-Niederländische Gemeinde.
Auf dem Dach entsteht eine Aussichtsplattform mit großen Leuchtbuchstaben, die die Funktion des Theater weithin sichtbar verkünden. Als eine neue Art des Attikaschmuckes, kommunizieren sie der Gesellschaft die Theatralität des Entwurfs.

Auch die Neugestaltung der Freiflächen sollen die Integration des Theaters in das Stadtleben fördern. Dem Austausch, der Erholung und dem Spielspaß der Bewohner:innen soll Platz gegeben werden in Parkflächen, auf Spielplätzen und kleinen Orten die zum Verweilen einladen.

Aus der „unsichtbaren“ Ruine soll so wieder ein integrierter Teil der Stadt werden. Ein Ort der Kommunikation und des Diskurses. Ein Ort der darstellenden Kunst.
Text von Lukas Wiederstein.