September / Oktober 2023
Leibniz Universität Hannover
Kooperatives Hinterland
Eine gemeinschaftliche Revitalisierung peripherer Räume
Leibniz Universität Hannover
Master
17.07.2023
Abteilung Regionales Bauen und Siedlungsplanung, Prof. Jörg Schröder
Städtebau
ArchiCad, Adobe Photoshop, Adobe InDesign, Affinity Designer
Der Wohnraum in den Städten ist knapp – dennoch zieht kaum jemand aufs Land, geschweige denn ins Hinterland. Das Projekt 'Kooperatives Hinterland' widmet sich einer peripheren, strukturell schwachen Region, um mit regionalplanerischen und architektonischen Strategien eine Annäherung der Qualitäten von Stadt und Land zu erreichen.
Das Hinterland der Insel Usedom hadert mit seiner kleinteiligen Siedlungsstruktur und einzelne Landgemeinden können den anstehenden Herausforderungen kaum gerecht werden. Deshalb wird anstelle von Einzellösungen ein kooperatives Netzwerk vorgeschlagen, in dem sich verschiedene Gemeindekonstellationen zu Dorfgenossenschaften zusammenschließen. Mit der dadurch gewonnenen Sichtbarkeit und erweiterten Handlungsfähigkeit, können neue Gemeingüter etabliert werden.
Am Beispiel einer spezifischen Gemeindekonstellation werden aktuelle Bedürfnisse und Potenziale festgestellt und darauf aufbauend drei exemplarische Projekte einer Dorfgenossenschaft entwickelt. Die Gemeinschaftsstrukturen werden durch den Ausbau des spärlichen Radwegenetzes mitsamt neuer Mobilitätsknoten miteinander verbunden.
_vielfältig wohnen
In den dörflichen Siedlungen stehen vereinzelte Plattenbauten dem homogenem Wohnungsangebot aus Einfamilien- und Doppelhäuser gegenüber. Der Umbau eines solchen Plattenbaus im Dorf Schlatkow soll zeigen, wie vielfältige Lebensentwürfe im ländlichen Raum ermöglicht werden können.
Während im Erdgeschoss altersgerechte Wohngemeinschaften für Senior:innen entstehen, sollen die Wohneinheiten in den oberen Geschossen jüngere Menschen ansprechen. In den neuen Gemeinschaftsräumen kann die Hausgemeinschaft, sowie weitere Dorfbewohner:innen zum Arbeiten, aber auch zum Bingoabend zusammenkommen.
_gemeinsam renovieren
In der Region sind viele leerstehende Großstrukturen zu finden, deren Flächenpotenzial und kultureller Wert nicht genutzt wird. Ein denkmalgeschützter Stallspeicher soll deshalb durch ein gemeinschaftliches Bauprojekt revitalisiert werden und wird als geteilter Werk- und Lagerraum den nachbarschaftlichen Austausch fördern.
Im Zuge des phasenweisen Ausbaus entsteht ein Werkzeuglager im Anbau und freistehende Werkräume für handwerkliche Tätigkeiten im Stallspeicher. Außerdem wird ein Workshopbereich eingerichtet, welcher das Projekt Interessierten aus dem regionalen Umfeld näherbringt.
_zusammen überwintern
Aufgrund des touristischen Einflusses der Insel Usedom ist das Leben in den Ortschaften auf den Sommer fokussiert. Die geringere Anzahl an Aktivitäten und der Mangel an möglichen Treffpunkten sorgt dafür, dass sich die Bewohner:innen im Winter ins Private zurückziehen müssen. Der sogenannte Winterspeicher soll einen ganzjährigen, informellen Ort für kleine Gruppen generieren und an bereits bestehende Treffpunkte im Außenraum anknüpfen. Während im Sommer der Außenraum aktiviert wird, ziehen sich die Funktionen im Winter ins Gebäude zurück und die Bewohner:innen zehren von den angesammelten Reserven.
Text von Sarah Pens.