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September / Oktober 2023

Universität Stuttgart

Architektur des Grenzraums

Über Landwirtschaft und Stadt

von Max Schuch

Hochschule:

Universität Stuttgart

Abschluss:

Master

Präsentation:

25.01.2023

Lehrstuhl:

IBK - Lehrstuhl für Nachhaltigkeit, Baukonstruktion und Entwerfen, Prof. Jens Ludloff

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

Archicad, Lumion, Photoshop

Das betrachtete Grundstück befindet sich im westlichen Teil von Fellbach und grenzt somit unmittelbar an die Stadt Stuttgart an. Die Stuttgarter Straße, die das Entwurfsgebiet säumt, kann als Scheitelpunkt von verschiedenen angrenzenden Nutzungseinheiten gesehen werden. Nördlich von ihr befindet sich ein Industriegebiet, das im Rahmen der IBA-27 nachverdichtet werden soll. Auf der südlichen Seite der Straße mündet das Gebiet in eine Zone der Agrarwirtschaft und bildet hier einen harten Bruch ab. Ähnliche Phänomene lassen sich in Fellbach und anderen Ballungsräumen an mehreren Stellen beobachten. Aufgrund des Städtischen Drucks kommt es in diesen Bereichen oftmals zu einer Verdrängung des Gartenbaus. Die lokale Agrarproduktion wird verlagert und der Lebensmittelbezug findet vermehrt aus dem Ausland statt. Es kommt zu einer urbanen Expansion auf Kosten der Agrarflächen. Folgen sind zum einen Nachteile für die Umwelt und andrerseits eine wachsende internationale Abhängigkeit.
Der Entwurf untersucht die Potentiale eines Miteinanders. Zum einen soll der ansässige Biobauer weiterhin seine Produktion aufrechterhalten, zum anderen soll aber auch eine städtebauliche Entwicklung für das Areal möglich gemacht werden. Die bestehenden Gewächshausstrukturen werden durch Kopfbauten ergänzt. Im Erdgeschoss dieser Gebäude sind städtische Nutzungen vorgesehen. Diese bespielen die Stuttgarter Straße und aktivieren diese als urbanen Raum. Die Kopfbauten und die Gewächshäuser werden durch die sog. Gelenkräume verbunden. Diese vermitteln hierbei einerseits auf eine räumliche, aber auch auf eine programmatische Weise. Es findet eine Überschneidung der Nutzungen, wie z.B. Handel und Veranstaltung, statt. In einem letzten Schritt werden die Zwischenräume der Gebäude durch infrastrukturelle Ergänzungen für den Gartenbau definiert. Silos und Wassertürme ergänzen bestimmte Bereiche zu Werkhöfen und artikulieren dadurch zugleich eine architektonische Großfigur. In einem Rhythmus wechseln sich diese mit offenen Feldflächen ab, die die Allgemeinheit zur Nutzung einladen.
Durch die neue Kombination aus Wohnen, Öffentlichkeit und Gartenbau lassen sich verschiedene Synergien aufbauen. Die Energiefrage wird mit einer Mischung aus Low- und Hightech beantwortet. Die Wärme der Gewächshäuser wird durch Geothermie nutzbar und kann im Gebäude gespeichert werden. Das geschieht im Solartank, der als technisches Bauteil architektonisch im Erschließungskern inszeniert wird. Der Niederschlag kann auf diese Weise gesammelt werden und im Wasserturm, der auch als Aussichtsplattform dient, eingelagert werden. Durch die Schichtung der verschieden beheizten Bereiche entsteht ein Nebeneinander, wovon energetisch profitiert wird. Dies bildet sich auch in den Wohngeschossen ab. Pufferbereiche sind dem „Kernwohnen“ vorgelagert. Ähnlich wie bei einer Jacke, lassen diese sich öffnen und schließen. Durch diese umprogrammierten Vorzonen können die Wohnungen zusätzlich an Großzügigkeit gewinnen.
Text von Max Schuch.