September / Oktober 2023
Technische Universität Dresden
Musée du Moyen-Âge
Zentrum für mittelalterliche Kunst in Paris
Technische Universität Dresden
Diplom
26.09.2023
Öffentliche Bauten, Prof. Ivan Reimann, Prof. Thomas Müller
Kulturbauten
ArchiCAD 26
Die Entwurfsaufgabe Musée du Moyen-Âge in Paris zielt darauf ab, ein neues Zentrum der mittelalterlichen Kunst im historischen Stadtteil Marais gegenüber der Île de la Cité und der Île Saint-Louis zu schaffen. Dabei steht im Fokus, Kunst und Kultur des Mittelalters für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und gleichzeitig das materielle Erbe dieser Zeit zu bewahren. Der Entwurf fungiert zudem als Forschungszentrum, das die Kunstwissenschaft und die Geschichte des Kunstsammelns in der westlichen Welt fördern soll.
Das Grundstück für dieses Projekt liegt inmitten von Paris. Bedeutende Wahrzeichen wie die Kathedrale Notre-Dame, das Pariser Rathaus Hôtel de ville und das Centre Georges Pompidou sind in fußläufiger Nähe. Es befindet sich direkt an der Seine, an der historischen Pont Marie. Auf beiden Seiten des Grundstücks befinden sich sorgfältig gestaltete Gärten: der französische Garten des Hôtel de Sens im Südosten und der barocke Garten des Hôtel d‘Aumont im Norden.
Der Entwurf gliedert sich in drei Hauptbereiche: das Museum, die Bibliothek und Werkstätten sowie die Verwaltung. Das Museum bildet den städtebaulichen Fokus an der Kreuzung von Quai de l‘Hôtel de Ville und Rue des Nonnains d‘Hyères. Im Norden anschließend befindet sich das Bibliotheks- und Werkstättengebäude, welches sich zum Garten des Hôtel d‘Aumont ausrichtet. Hier befindet sich die Forschungsbibliothek Georges Duby sowie die Restauratorenwerkstätten.
Das Museum selbst ist nicht nur ein Ort für Artefakte, sondern bietet einen einzigartigen Einblick in das mittelalterliche Leben. Das Konzept basiert auf zwei Hauptelementen: einem massiven Kern aus Stahlbeton und einer leichten Holz-Skelett-Hülle. Der Kern fungiert als Schatzkammer und beherbergt wertvolle Artefakte. Durch doppelte massive Stahlbetonwände entsteht das Gefühl, sich in einer Schatzkammer zu befinden. Darüber hinaus dient der Kern der Erschließung des Museums.
Die Holz-Skelett-Hülle umgibt den massiven Kern und beherbergt die Wechselausstellung sowie weitere Kunstwerke des Musée du Moyen Âge. Hier dominieren Helligkeit und Offenheit. Mehrere Galeriegeschosse schaffen spannende Blickbeziehungen und ermöglichen eine flexible Ausstellungsgestaltung.
Das oberste Stockwerk bildet den Höhepunkt der Ausstellung. Hier öffnet sich die Hülle komplett und bietet einen Ausblick über die Dächer von Paris und die Seine. Dieser einzigartige Ausblick verbindet die Welt des Mittelalters im Inneren des Museums mit der modernen Stadtlandschaft im Freien.
Die Fassade der Hülle besteht aus dünnen Holzlamellen, die diffuses Tageslicht in den Innenraum lässt. Aus der Ferne erscheint sie so geschlossen und massiv, doch aus der Nähe werden das Relief und der Wechsel aus Licht und Schatten sichtbar. Im obersten Geschoss wird die Fassade durch Verglasung abgelöst und lädt neugierige Besucher ein.
Text von Philipp Leder.