Nach dem Studium in die Kammer: Julius Weritz über berufspolitisches Engagement

Julius Weritz ist Junior-Architekt und Mitglied im Vereinsvorstand von nexture+, wo er sich unter anderem für den Austausch unter den Studierenden und Absolvent*innen einsetzt. Wir sprachen mit ihm über sein Interesse für die Arbeit von Kammern, über berufspolitisches Engagement und über den Nachwuchsreport, der kürzlich von nexture+ veröffentlicht wurde.

Bei nexture+ bekleidest du die Position „Vorstand Kammern“. Was verbirgt sich hinter diesem Titel? Warum interessierst du dich besonders für Kammern?

Als „Vorstand Kammern“ bin ich bei nexture+ insbesondere für berufspolitische Themen und die Kommunikation mit den einzelnen Akteuren in der Berufspolitik zuständig. Dazu gehören ganz maßgeblich auch die Kammern, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Die Architektenkammern sind mehr als nur der Verwaltungsapparat, auf den sie leider oft reduziert werden. Die wahrscheinlich wichtigste Funktion der Kammern ist die Vertretung unseres Berufsstandes auch auf landes- und bundespolitischer Ebene. Hier arbeiten die Kammern daran, dass die Interessen der Architekt*innen bei der Gesetzesbildung berücksichtigt werden. Von daher sind die Kammern wichtige Ansprechpartner, wenn es darum geht, den Interessen des Nachwuchses eine politische Tragweite zu geben. Deshalb freuen wir uns auch, dass wir seit unserer Gründung sehr konstruktiv zusammenarbeiten.

Als Teil von nexture+ hast du außerdem an dem Nachwuchsreport mitgearbeitet, der kürzlich publiziert wurde. Könntest du kurz erläutern, worum es dabei geht und welche Erkenntnisse du besonders interessant findest?

Auf unseren Vernetzungstreffen bekommen wir immer wieder Erfahrungsberichte von Studierenden und Berufseinsteigenden, die von Frustration und Unzufriedenheit geprägt sind. Leider gab es bisher keine objektive Aufarbeitung dieser Eindrücke, weshalb wir Ende 2023 eine große Nachwuchsumfrage durchgeführt haben. Die Ergebnisse haben wir intensiv aufgearbeitet und nun im Nachwuchsreport veröffentlicht. Der Report soll nicht nur uns als Werkzeug für unsere Arbeit dienen, sondern auch für alle anderen eine Grundlage zur Diskussion um die Lage des Nachwuchses in unserer Branche bieten. Von der Lehre über die Architekturbüros bis hin zu den Kammern zeigt der Report eine Menge Aspekte auf, die kritisch hinterfragt werden müssen.


Warum ist es wichtig, dass junge Planer*innen sich berufspolitisch engagieren? Welche Möglichkeiten gibt es auf diesem Feld?

Engagement ist immer wichtig. Wir alle haben unsere individuellen Anliegen und es ist niemandem geholfen, wenn man sich damit kein Gehör verschafft. Unser Report zeigt ganz deutlich: Der Handlungsbedarf in den Planungsdisziplinen ist groß! Je mehr junge Planende sich dafür engagieren, desto höher sind die Aussichten auf Verbesserung. Dabei sind die Möglichkeiten des Engagements vielfältig. Das geht schon im Studium los, wo man sich in der Fachschaft oder im AStA engagieren kann.  Außerhalb der Hochschulen gibt es diverse Institutionen, die im Feld der Berufspolitik agieren. Neben den Kammern gibt es zum Beispiel viele Berufsverbände, aber auch unabhängige Organisationen wie beispielsweise nexture+. Jede*r sollte sich informieren, welche die richtige Anlaufstelle für die eigenen Anliegen ist.


Du bist selbst Juniormitglied bei der Architektenkammer NRW, eine Mitgliedschaft, die immer mehr Kammern anbieten. Was unterscheidet eine Juniormitgliedschaft von einer regulären Mitgliedschaft? Warum hast du dich dafür entschieden?

Die Juniormitgliedschaft ist die Vorstufe der Vollmitgliedschaft und ermöglicht es Absolvent*innen, direkt nach dem Studienabschluss Mitglied der Kammer zu werden. Während der Juniormitgliedschaft sollen Absolvent*innen das notwendige Praxis-Knowhow erlernen, welches für die Tätigkeit als Architekt*in und das Tragen des Berufstitels erforderlich sind. Von daher war die Juniormitgliedschaft für mich – wie für die meisten Berufseinsteigenden – der nächste notwendige Schritt nach dem Abschluss. Zu den Rechten und Pflichten, die mit der Juniormitgliedschaft verbunden sind, kann man pauschal keine Aussage treffen, weil die Regelungen sich von Bundesland zu Bundesland teils stark unterscheiden. Eine Harmonisierung der Zugangsvoraussetzungen ist eines der Ziele auf unserer Agenda.


Wenn du unseren Leser*innen eine Sache über die Arbeit von Kammern mit auf den Weg geben könntest, welche wäre das?

Die Arbeit der Kammern ist vielseitig und enorm wichtig für uns – sowohl für den individuellen Berufsweg als auch für uns als Berufsstand. Dementsprechend sollten sich alle jungen Planer*innen bereits frühzeitig während des Studiums mit dem Thema auseinandersetzen. Viele Kammern bieten bereits für Absolventen Möglichkeiten, sich einzubringen und die sollten wir auch nutzen. Und natürlich gilt auch darüber hinaus: Vernetzt euch! So abgedroschen es klingen mag, man glaubt kaum, wie viel man erreichen kann, wenn man sich als Gruppe engagiert – egal ob bei Kammern oder in anderen Verbänden. Ein starkes Netzwerk hilft euch nicht nur bei eurem Engagement, sondern auch auf eurem Berufsweg.