Support vom Nachwuchs, für den Nachwuchs: Im Gespräch mit nexture+

nexture+ wurde aus den Reihen der Fachschaften gegründet und soll den Austausch unter den Studierenden und Absolvent*innen über die Hochschulstandorte hinweg fördern. Wir haben mit drei Mitgliedern des Netzwerks gesprochen.

Fabian P. Dahinten ist Präsident von nexture+, hat 2020 seinen Master gemacht und arbeitet als Architekt in einem Darmstädter Büro. Teresa Immler, Vizepräsidentin des Vereins, hat im Januar 2022 ihren Bachelor abgeschlossen, im letzten Jahr in einem kleinen Architekturbüro gearbeitet und beginnt nun ihr Masterstudium. Clemens Jopp ist als Vorstand für die Sparte Berufseinstieg zuständig und hat bereits ebenfalls in verschiedenen Architekturbüros Praxiserfahrung gesammelt.

Um über die Arbeitsbedingungen der Architekturdisziplin sprechen zu können, hat nexture+ kürzlich eine bundesweite Umfrage für Studierende und Berufseinsteiger*innen gestartet. 

Aus welcher Motivation heraus habt ihr nexture+ gegründet?

Im Jahr 2019 begannen die ersten Schritte zur Gründung unserer Organisation, als zwei Architekturfachschaften den Wunsch äußerten, sich mit anderen auszutauschen und gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen. Dieser Austausch, der sowohl die Arbeit in den jeweiligen Fachbereichen als auch die Architektur im Allgemeinen umfasste, war sehr erfolgreich und schuf eine einzigartige Atmosphäre. Im Jahr 2020 trafen sich 34 Fachschaften in Darmstadt und beschlossen, eine Organisation zu gründen, um diesen Austausch zu strukturieren und einen Rahmen dafür zu schaffen.

Wen wollt ihr unterstützen? Welche Zielgruppen habt ihr?

Wir sind nicht nur auf Studierende ausgerichtet, sondern wollen auch Berufseinsteiger*innen unterstützen. Nach dem Studium stehen viele vor dem „schwarzen Loch“ des Berufseinstiegs, wo sich alles ändert und soziale Strukturen verloren gehen. Um einen Anlaufpunkt für frisch gebackene Absolvent*innen zu bieten, haben wir uns entschlossen, diesen Rahmen zu schaffen. Unser Ziel ist es nicht nur, Vernetzung zu ermöglichen, sondern auch eine politische Stimme für junge Architekt*innen zu sein, die oft im architektonischen Diskurs übersehen werden. Wir wollen mitreden, wenn es um Themen geht, die den Berufseinstieg und die Gehaltsstrukturen betreffen, da der Nachwuchs oft vernachlässigt wird.

Wie organisiert ihr euch und was bietet ihr an?

Wir sehen uns primär als offenes Netzwerk, nicht als eine Organisation, die nur eine Stimme repräsentiert. Obwohl wir uns noch in der Gründungsphase befinden, sind wir ein gemeinnütziger, bundesweiter Verein. Mittlerweile haben wir eine kleine Geschäftsführung gebildet – jedoch hat jedes Mitglied Stimmrecht. Was uns alle wirklich auszeichnet, ist unser Engagement und die Bereitschaft, Veränderungen herbeizuführen. Wir organisieren Vernetzungstreffen, dieses Jahr sogar zwei. Das letzte fand in Kaiserslautern statt. Bei diesen Treffen stimmen wir ab und entscheiden, wofür wir stehen. Wir arbeiten in Arbeitsgruppen, die sich online organisieren, und treffen uns alle halbe Jahre persönlich.

Unser Verein bietet unterschiedlichen Gruppen vor allem Vernetzung und Austausch. Die Angebote bei den Vernetzungstreffen sind dabei zentral. Studierende und Berufseinsteiger*innen haben unterschiedliche Bedürfnisse und Herausforderungen, daher versuchen wir, als Schnittstelle zwischen Praxis, Kammer und Lehre zu fungieren. Wir sind noch in der Aufbauphase und arbeiten daran, diese Verbindungen zu stärken. Ein Beispiel für unseren Nutzen ist der Workshop für den Berufseinstieg. Das Studium bereitet nicht auf alles vor, daher ist es wertvoll, dass wir diese zwei Zielgruppen zusammenbringen und Erfahrungen austauschen können.

Zudem bietet unser Verein auch eine Reflexionsebene. Durch den Austausch mit anderen können Studierende und Berufseinsteiger*innen ihre eigenen Erfahrungen und Herausforderungen besser verstehen und bewältigen. Darüber hinaus sind wir auch meinungsbildend. Wenn beispielsweise die Bundesarchitektenkammer die Meinung des Nachwuchses wissen möchte, können wir eine breitere Palette an Perspektiven aufzeigen als einzelne Personen. Wir sind eine Art Partei, die eine Position finden muss und das ist sehr wertvoll. Außerdem beraten wir sogar Schüler*innen, die überlegen, ob sie Architekt*innen, Landschaftsplaner*in oder Innenarchitekt*innen werden wollen.

Vor kurzem habt ihr eine bundesweite Umfrage gestartet. Was hat es damit auf sich und welche Ziele verfolgt ihr damit?

Unser Verein und die Umfrage sind speziell für den Nachwuchs gedacht. Beides repräsentiert uns und die aus der Meinungsermittlung resultierenden Daten können uns in Zukunft nützlich sein. Unser Ziel ist es, repräsentative Daten zu sammeln und über unsere Arbeitsbedingungen zu sprechen.

Diese Umfrage ist die erste ihrer Art, die von Studierenden und Berufseinsteiger*innen für sich selbst durchgeführt wird. Auch wenn es manchmal schwerfällt, sich aufzuraffen und eine Umfrage auszufüllen, lohnt es sich dennoch, sich die Zeit zu nehmen. Denn durch das Beantworten dieser Umfrage tut man etwas für sich selbst. Die Ergebnisse bilden unsere Situation ab und zeigen auf, welche Themen uns beschäftigen. Wir hoffen natürlich auf eine rege Teilnahme, damit die erhobenen Daten uns als Gruppe möglichst umfänglich abbilden. Mit der Umfrage möchten wir letztlich gemeinsam für uns alle etwas bewegen!