Stimme, Struktur und Storytelling: Kerstin Kuhnekath über Podcasts als vermittelndes Werkzeug

Kerstin Kuhnekath ist Architekturjournalistin. Sie moderiert und produziert Audioformate – unter anderem als Host für unseren Alumni-Podcast. Im Interview erzählt sie uns unter anderem, was hörbare Tools leisten und wie wir sie uns aneignen können.

Du bist Architektur-Podcasterin. Welche Formate produzierst und moderierst du? Was vermittelst du und wie breit ist das Themenspektrum?

KK: Ich hoste regelmäßig drei Podcast-Shows, alle im klassischen Interview-Format. Statt eines auditiven Erlebnisses mit O-Tönen und mehreren akustischen Ebenen, wie man sie aus aufwändigeren Podcast-Produktionen oder Radioreportagen kennt, steht das Gespräch mit gezielten Fragen und das Erleben der Gesprächspartner*innen im Mittelpunkt. Jede Show hat einen klaren thematischen Schwerpunkt: Ein Podcast widmet sich der Berufspolitik, ein anderer beleuchtet Entwicklungen und Projekte aus der Praxis, und der dritte fokussiert sich auf die Bandbreite der Karrieren von Architekturschaffenden. Die Themen reichen von Forschung, Lehre, Nachwuchs und alternativen Karrierewegen über interdisziplinäre Arbeitsweisen und New Work bis hin zu kreislaufgerechtem Bauen und dem Umgang mit Bestand – im Grunde alles, was unseren Berufsstand bewegt.

Wie entsteht ein Podcast? Welche Strukturen braucht er, und wie lassen sich Produktion und Veröffentlichung gestalten?

KK: Die Podcastproduktion gelingt am besten im Team und durchläuft drei Phasen. Zunächst die redaktionelle Arbeit, in der das inhaltliche Konzept entwickelt und Themen sowie Gäste festgelegt werden. Danach folgt die Produktion mit Skripterstellung, Moderationsvorbereitung und der Aufnahme als zentrales Element. Den Abschluss bildet die Veröffentlichung auf Podcast-Plattformen – idealerweise unterstützt durch gezieltes Marketing über eine Podcast-Website und Social Media.

Neben der Audiodatei sind ein einprägsames Cover, eine prägnante Überschrift und ein überzeugender Teasertext essenziell. Die technische Ausstattung für Aufnahmen ist überschaubar: Ein Recorder, Kopfhörer, Kabel und ein Mikrofon reichen aus, wenn man ohne Laptop oder Mischpult arbeitet. Einige erzielen sogar mit dem Smartphone beachtliche Ergebnisse. Entscheidend ist jedoch eine gute Audioqualität – sie ist genauso wichtig wie der Inhalt und sollte nie unterschätzt werden.

Audioformate sind in der Lehre oft wenig verbreitet. Welche Möglichkeiten bieten sie? Wie können Studierende Podcasts als Werkzeug für sich nutzen?

KK: Das Potenzial von Podcasts wird noch nicht umfassend genutzt. Ihr Vorteil: Es gibt keine festen Regeln. Man kann frei entscheiden, wo und wie oft man aufnimmt und mit dem Format experimentieren. In Seminaren rate ich immer, sich nicht von vermeintlichen Vorgaben abschrecken zu lassen. Podcasts müssen nicht regelmäßig erscheinen – auch eine kleine Serie oder unregelmäßige Veröffentlichungen sind möglich. Wichtig ist, dass es Spaß macht und ein relevantes Thema behandelt wird. 

In der Lehre bieten Audioformate große Chancen. Studierende könnten Podcasts nutzen, um sich intensiv mit Themen auseinanderzusetzen, Forschungsergebnisse oder Projekterfahrungen aufzuarbeiten und komplexe Inhalte verständlich zu erklären. Zudem können Podcasts zur Projektdokumentation oder für Austausch und Vernetzung dienen – und helfen, mit Sprache, Klang und Dramaturgie ein Publikum gezielt anzusprechen.

Im Architekturstudium spielt die Präsentation eigener Projekte und Recherchen eine zentrale Rolle. Welche Rolle misst du der Architekturvermittlung in der Lehre bei?

KK: Architekturvermittlung ist kein isoliertes Themenfeld – sie durchzieht alle Bereiche der Architektur. Von der Kommunikation mit Auftraggeber*innen, Nutzer*innen und Behörden bis hin zur Veröffentlichung politischer Statements oder der Unterstützung von Bürgerinitiativen tragen Architekt*innen Verantwortung. Ihr Handeln ist politisch, ihre Stimme zählt. Ob in Planung, Wissenschaft, Journalismus, Aktivismus oder Protest, bei Veranstaltungen oder Ausstellungen – Architektur muss verständlich vermittelt werden. Dazu gehört, komplexe Inhalte aufzubereiten und gut zuzuhören. 

Studierende sollten früh lernen, wie vielseitig Kommunikation in der Architekturpraxis ist. Im Studium fehlt oft ein konkreter Ansatz, dabei ließe sich Vermittlung leicht integrieren. Durch gezielte Aufgaben könnten sie sich in Partizipation üben, interdisziplinär arbeiten oder lernen, eine kritische Öffentlichkeit zu vertreten. Auch das Kuratieren einer Ausstellung oder das Verfassen eines journalistischen Artikels wären wertvolle Lernformate, um auf das spätere Berufsfeld vorzubereiten.