Um den Pfosten gewickelt: Das Treppenmodul „Stairs a place to stay“
An der Universität für angewandte Kunst Wien (die Angewandte) widmete sich Alice Klarwein einem der spannendsten architektonischen Elemente: der Wendeltreppe. Ihr Projekt zeigt, wie Architektur und Industriedesign voneinander profitieren.

Dem Begriff „Aufsteigen“ liegen nicht grundlos positive Assoziationen inne. Treppen sind ein gestalterisches Kernelement der Architektur. Designerin Alice Klarwein diplomierte 2024 in der Industriedesignklasse von Prof. Stefan Diez an der Angewandten mit dem Entwurf einer Wendeltreppe aus gepresstem Sperrholz – eine Neuinterpretierung des wohl anspruchsvollsten Treppentyps.

Comeback der Holztreppe
Historisch war der Treppenbau – meist aus Holz – Aufgabe von Handwerker*innen und Zimmerleuten. Für ihren Wendeltreppenentwurf kehrte Alice Klarwein bewusst zum Material Holz zurück, wählte jedoch Sperrholz aus. Ein moderneres Material, das im Vergleich zu Massivholz leichter formbar ist und darüber hinaus den Materialaufwand minimiert. Sperrholz ist ein Verbundwerkstoff, der durch das Verleimen von millimeterdünnen Holzscheiben eine enorme Stabilität erreicht. Während des Entwurfsprozesses verglich Alice Klarwein ihr Ausgangsmaterial zusätzlich mit Metallblechen, die in puncto Materialreduktion und Stabilität Ähnlichkeiten mit dem Sperrholz aufweisen. Holz ließ sich jedoch leichter bearbeiten.

Transformationshelfer Treppe
Die Designerin erkannte in der architektonischen Komponente eine übergeordnete Relevanz in der Umprogrammierung und Nachverdichtung des Bestandes. Seien es die Verbindung von Zwischengeschossen, neue Dachausbauten oder vorgelagerte Balkone: Wendeltreppen können als platzsparende Raumlösung hilfreich sein.

Elegantes Leichtgewicht
Alice Klarweins Treppenentwurf besteht aus zwei Teilen: Einem Trägermodul, auf dem das zweite Element platziert ist, das Trittbrett und Geländer in einem einzigen Stück nahtlos vereint. Die Trägerform folgt der logischen Richtung der Stufe von der vertikalen Stützkonstruktion zur horizontalen Stufe. Das Sperrholz windet sich um den Mittelpfosten und weitet sich zur breiteren Trittfläche auf. Im Robotics Lab der Holztechnologie der Angewandten fräste Alice die Furnierformen mit dem KUKA-Roboter. Die Furnierblätter wurden anschließend geschnitten, geformt und verklebt. Ein Stück tropfenförmiges Massivholz bildete als Negativ den hohlen Träger aus. Ein einzelner wiegt gerade einmal 3,1 kg. Zukünftig plant Alice den Bau einer kompletten Windung und Tests mit längeren Belastungsphasen.