März / April 2023
YANAPAY
Umweltbildungs- und Tropenforschungsinstitut im peruanischen Regenwald
Bauhaus-Universität Weimar
Master
07.12.2022
Entwerfen + Baukonstruktion; Prof. Johannes Kuehn
Kulturbauten
Rhinoceros 3D + Vray, ArchiCAD, Adobe Photoshop
Im peruanischen Regenwald findet eine ungebremste Expansion urbaner Räume statt. Menschen verlassen die entlegeneren Regionen des Dschungels und der Andenausläufer und ziehen in die Städte, die unter dem Zuzugsdruck schnellstmöglich expandieren müssen. Mit viel Stahlbeton und mit wenig Sinn für Nachhaltigkeit in Bezug auf Mensch und Natur, wird dort gebaut und die reichhaltige Bau-Kultur und Tradition des Landes fast gänzlich vergessen.
Einen Gegenentwurf zu dieser Situation zu schaffen, war die Idee eines Netzwerks von Freunden aus Peru, Deutschland, Frankreich, und mir. 2019 gründeten wir in Peru lose das Projekt „YANAPAY“, dessen Name aus der indigenen Landessprache Quechua stammt und Zusammenarbeit bedeutet. Ziel des Projektes ist es in Partizipation mit Wissenschaftler*Innen, Studierenden, Schüler*Innen, Vertreter*Innen der indigenen Stämme der Region und Freiwilligen aus der ganzen Welt nachhaltige, autochthone Architekturen in Low-Tech Bauweise zu entwickeln. Diese sollen als open-source Modelle zugänglich gemacht werden, unter Einbezug lokaler Bau-Traditionen und mit Blick auf Möglichkeiten zur Stärkung entlegener Regenwald-Siedlungen.
Auf einem 60ha großen Areal am Ufer des Rio Mayo wird ein Campus entstehen, der Platz für bis zu 30 Personen bieten soll. Die Idee ist, dass der Ort nicht für seine Nutzung im fertigen Zustand entsteht, sondern, dass auch der Weg dorthin Teil der Wissensvermittlung wird. Menschen der Region sollen dazu ermutigt werden selbst tätig und Teil einer peruanischen, bzw. tropischen Bauwende zu werden.
Inhalt der Arbeit ist ein Impuls-Gebäude, das in seiner Setzung und Konzeption den Startpunkt der Entwicklung auf dem Grundstück markieren soll. Die meisten Bedürfnisse an ein kleines, simples „Tropenforschungs“-Zentrum können mit dem Bestandsgebäude abgedeckt werden - daher musste der Entwurf der Frage nach seiner Sinnhaftigkeit standhalten: Was muss dieses erste Gebäude können damit sich daraus, architektonisch wie sozial, das Projekt als Ganzes weiterentwickeln kann? Woran es im Bestandsgebäude definitiv fehlt ist ein repräsentativer Raum, der sich flexibel seinen Nutzer*Innen anpassen kann und sich trotzdem nicht von seiner Umgebung abschottet, sondern Außen- und Innenbereiche miteinander verknüpft. Ausgehend von diesem Gebäude soll sich eine Art Experimentier-Campus entwickeln. Der Entwurf versucht all diese Aspekte „unter einem Dach“ zu vereinen. Ein großes Walmdach überspannt einen offenen Grundriss.
Aus der Recherche über lokale Materialien und Bauweisen ergab sich die Idee Bambus und Stampflehm für das erste Gebäude zu verwenden. Fast alle konstruktiven Elemente sind aus Bambus - der fast komplett per Knotenverbindung kraftschlüssig miteinander verbunden wird.
Mit seinem Anlehnung indigener Architekturen und zeitgemäßem Design stellt das Gebäude eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft her.
Text von Paul Moritz.