März / April 2023
Fachhochschule Lübeck
KIRCHBARKAU - Vom Wohnort zum Lebensort
Ein Dorf im Wachstum
Fachhochschule Lübeck
Master
28.02.2023
Architektur, Fachgruppe Stadt; Prof. Dipl.-Ing. Lydia Rintz
Städtebau
Vectorworks
Obwohl seit Jahren in Deutschland der Grad der Urbanisierung zunimmt, gibt es in den letzten Jahren einen zu verzeichnenden Gegentrend der bewussten Suburbanisierung.
Diese Arbeit befasst sich mit der besonderen Rolle der hier als „Hybriddorf“ neu definierten, wachsenden Gemeinden, die sich im Spannungsfeld zwischen den Status „suburbaner Vorort“ und „eigenständiges, historisches Dorf“ bewegen. Dazu wird eine Querschnittsstudie zum Nachweis des Konstrukts Hybriddorf durchgeführt. Für das schleswig-holsteinische Hybriddorf Kirchbarkau wird darüber hinaus eine umfassende Analyse erstellt, die Grundlage ist für eine ganzheitliche städtebauliche Intervention in zwei Phasen.
Das zugehörige Konzept setzt sich aus den zwei Leitideen „von der Avocado zum Granatapfel“ und „Zukunft durch Dichte“ zusammen. Erstere sieht eine Wandlung des singulären Dorfkerns hin zu einem zusammenhängenden Dorfnetz vor. Diese scheinbar im Widerspruch zu den üblicherweise auf Zentralisierung abzielenden dörflichen Revitalisierungskonzepten stehende Maßnahme bietet die Chance, den öffentlichen Raum Kirchbarkaus zu beleben, periphere Adressen in das Dorfleben einzubeziehen und die Freizeit vom privaten Garten in die gemeinschaftlichen Räume zu verlagern. So soll die dörfliche Gemeinschaft und Identität gestärkt werden und Kirchbarkau sich vom Wohnort zum Lebensort entwickeln.
Die zweite Leitidee hat zum Ziel, soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit in das dörfliche Wohnen einzubeziehen. Durch eine höhere bauliche Dichte werden Kosten, Flächenversiegelung, Zersiedelung, graue Energie und Heizenergiebedarf reduziert. Gleichzeitig wird das dörfliche Wohnen für viele Menschen durch kleinere Wohneinheiten erst möglich, sodass eine bessere soziale Durchmischung und der Zuzug junger Menschen begünstigt werden.
Der Entwurf gliedert sich in zwei Phasen und eine Option. In der Phase 1 – Wohnen am Anger - wird die bebaute Fläche Kirchbarkaus kaum erweitert, sondern bestehende Flächen werden sinnvoll aktiviert und dichter genutzt. Im Fokus stehen hier die doppelte Innenverdichtung und der Netzkern. Gemeinschaftliche Wohnformen, infrastrukturelle Verbesserungen sowie die Sanierung und Ergänzung prägen diese Phase, die im gesamten Dorf wirkt.
Die Phase 2 – Wohnen im Kirchquartier - erfordert umfangreichere Bedingungen, unter anderem wäre hierzu eine bereits angedachte Friedhofsschließung abzuwarten. Hier stehen insbesondere die Neuschaffung zentralen, bezahlbaren und auch sozial nachhaltigen Wohnraumes und der Ausbau eines Hotspots für Kultur und Gemeinschaft im Fokus.
Die Option – Wohnen im Norden – stellt eine verhältnismäßig konventionelle Alternative oder Ergänzung zu den beiden Phasen dar. Hier sind wenige Bedingungen für die Umsetzung nötig, um im Kontext des Konzeptes sinnvoll Wohnraum zu schaffen. Nachteilig ist die relativ periphere Lage der Dorferweiterung.
Text von Nicole Krutik.