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Mai / Juni 2024

Technische Universität München

Weiter im Bestand

Genossenschaftliche Wohnanlagen der 1920er bis 1950er Jahre in München

von Jan Münch

Hochschule:

Technische Universität München

Abschluss:

Master

Präsentation:

10.04.2024

Lehrstuhl:

Professur für Neuere Baudenkmalpflege_Prof. Dr. Andreas Putz

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

ArchiCAD, Photoshop, InDesign

In Zeiten akuter Wohnungsnot nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg leisteten in München Baugenossenschaften einen entscheidenden Beitrag zur Erstellung von Wohnraum für untere und mittlere Einkommensschichten. Anders als bei vielen städtischen Siedlungen dieser Zeit ist der Großteil der genossenschaftlichen Wohnanlagen bis heute erhalten. Anhand einer Literatur– und Archivrecherche, Gesprächen mit Verantwortlichen in den Baugenossenschaften sowie Untersuchungen an den konkreten Objekten wurden in dieser Arbeit verschiedene genossenschaftliche Wohnanlagen der 1920er bis 1950er Jahre in München analysiert und verglichen. Dabei standen die bauliche Veränderung und Weiterentwicklung des Bestands im Fokus. Ziel war es, Qualitäten und aktuelle Herausforderungen der Wohnanlagen zu benennen und dadurch zu einem langfristigen Erhalt der Bausubstanz beizutragen.
Abgesehen von den Wiederaufbauarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg ist bei den untersuchten Wohnanlagen eine erste Modernisierungsphase ab den 1970er Jahren zu erkennen. Weitere Maßnahmen erfolgten meist 20 bis 30 Jahre später. In der Regel handelt es sich bei den Gebäuden um drei– bis fünfgeschossige Mauerwerksmassivbauten mit Holzbalkendecken und Satteldach. Die Wohnungen sind als Zweispänner erschlossen und verfügen über zwei bis drei Individualräume, eine Wohnküche sowie eine Toilette. Neben der beständig gewachsenen Sozialstruktur liegen die Qualitäten des Bestands heute besonders in der zentrumsnahen Lage, den großzügigen Freiflächen sowie der Kompaktheit und Flexibilität der Wohnungen. In den genossenschaftlichen Anlagen der 1920er Jahre wurden die privaten Nutzungseinheiten durch verschiedene gemeinschaftliche Einrichtungen ergänzt – ein Konzept, das aktuell von vielen neu gegründeten Baugenossenschaften wieder aufgegriffen wird. Bei Anlagen aus den 1930er bis 1950er Jahren fehlt es jedoch oft an gemeinschaftsfördernden Elementen. Grund dafür war die wirtschaftliche Notlage. Zudem wurden wegen Baustoffknappheit und begrenzten finanziellen Mitteln ab den 1930er Jahren bauliche Standards in Bezug auf Wandstärken, Raumhöhen, Wohnungsgrößen und Fassadengestaltung stetig reduziert. Die Freiflächen in diesen Wohnanlagen sind oft wenig ausdifferenziert und werden dementsprechend kaum genutzt. 
Die Anforderungen der Bewohnerschaft an ein Gebäude verändern sich im zeitlichen Kontext immer wieder. Um langfristig bewohnt, wertgeschätzt und damit erhalten zu bleiben, sind regelmäßige Anpassungen und Modernisierungsmaßnahmen unerlässlich. Der Entwurf zeigt anhand einer zwischen 1938 und 1952 entstandenen Wohnanlage, wie mit gezielten Umbaumaßnahmen zum langfristigen Erhalt der Bestandsgebäude beigetragen werden kann. Vorhandene bauliche und sozialstrukturelle Qualitäten sollen gestärkt und ergänzt werden. Neben der energetischen Ertüchtigung der Gebäudehülle wird eine Erweiterung und Diversifizierung des Wohnraumangebots in der Anlage sowie eine qualitative Aufwertung der Bestandswohnungen angestrebt.


Text von Jan Münch.