Mai / Juni 2024
Technische Universität Braunschweig
Mehr als Wohnen - eine Transformation des Bestandes
ein Quartier für Berlin- Lichtenberg
Technische Universität Braunschweig
Master
19.03.2024
Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau | Prof. Carsten Roth
Bauen im Bestand
ArchiCAD, Enscape, Illustrator, Photoshop, InDesign
In Berlin Lichtenberg ist die Schaffung eines modernen und inklusiven Wohnquartiers geplant, dessen Fundament ein ehemaliges Vertragsarbeiterwohnheim der DDR aus den 1980er Jahren bildet. Das Areal, welches seit mehr als zwei Jahrzehnten brachliegt, soll von einem vernachlässigten Ort in ein lebendiges und zukunftsfähiges Wohnquartier umgewandelt werden. Anhand von Entwurfsstudien wurde ein Baukastensystem entwickelt, welches Antwort auf die äußere und innere Transformation solcher Plattenbauten vorschlägt. Dabei soll das Quartier als Pilotprojekt betrachtet werden, welches auch für weitere Quartiere dieser Art anwendbar ist.
Die äußere Transformation fokussiert sich auf die Modifikation der Gebäudekubatur durch additive und subtraktive Verfahren. Additive Veränderungen umfassen Anbauten, die die Raumqualität signifikant beeinflussen. Subtraktive Maßnahmen reduzieren gezielt das Bauvolumen, um Sichtachsen zum städtischen Umfeld zu eröffnen. Ziel ist es, das Gebäude dem menschlichen Maßstab anzupassen, indem die Traufhöhe reduziert wird, um eine deutliche Sockelzone für gemeinschaftliche Nutzungen zu schaffen. Bei der inneren Transformation stehen Anpassungen am bestehenden Rohbau im Fokus. Um die Tragstruktur nicht zu beeinträchtigen sind die Eingriffe so minimal wie möglich gehalten. Der vormalige Erschließungsgang wird grundlegend umgestaltet, um durchgängige Wohnkonzepte zu realisieren. Hier entstehen die dienenden Räume der Wohnungen.
Als Städtebaulicher Entwurf soll das Gebiet nachverdichtet werden, um auf dem 7 Hektar großen Grundstück mehr Wohnungen, kollektive und gewerbliche Angebote zu schaffen. Die Figur der Bestandsgebäude wird ergänzt, das städtebauliche Blöcke entstehen, die jeweils ein Innenhof oder Platz ausformulieren. Im Norden, Westen und Osten entstehen markante Hochpunkte, die für Orientierung sorgen und dem Quartier eine Adresse verleihen.
Die Wohnungen im Quartier sind vielseitig, flexibel und passen sich den individuellen Bedürfnissen verschiedener Lebensphasen und Lebenssituationen an. Darüber hinaus sind Wohnungen speziell für das Alterswohnen in Seniorenwohngemeinschaften und Pflegeeinheiten vorgesehen. Der Mix der Bewohnerschaft trägt zur Bildung verschiedener Gemeinschaftsformen, wie Haus-, Etagen- und Wohngemeinschaften bei. Die Wohnungen werden über einen Laubengang erschlossen, der sich zum Innenhof hin orientiert. Aufweitungen des Laubengangs durch Balkone und Pflanzkästen steigern die Qualität und haben positive Auswirkung auf die einzelnen Wohnungen.
Die Fassade integriert subtil charakteristische Elemente der ursprünglichen Bestandsfassade, um die Identität des Bestandes zu wahren und gleichzeitig zu transformieren. Der Erhalt von Tiefe trägt zur Ausgestaltung einer spannungsvollen Fassade bei. Die Transformation als Ergänzung zum Bestand sind als eigenes Tragwerk zu betrachten. Dieses ist als Holzkonstruktionen ausgebildet. Dabei wird die Schottenbauweise des Bestandes weitergeführt.
Text von Anna Bretschneider.