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November / Dezember 2023

Technische Universität Berlin

traumdepot.nordend

ich träum' davon ein ... zu sein

von Michael Olufemi Akpele, Gabriel Sigler

Hochschule:

Technische Universität Berlin

Abschluss:

Master

Präsentation:

13.10.2023

Lehrstuhl:

Chair of Sustainable Urbanism Prof. Moritz Maria Karl

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Photoshop, Rhino, ArchiCAD, Illustrator, inDesign

Die Masterthesis traumdepot.nordend vermittelt mit kleinen architektonischen Eingriffen zwischen der facettenreichen Realität eines leerstehenden Denkmals das sich selbst und der Natur überlassen wurde, und den träumerischen Ideen der Menschen, denen es in ihrem Kiez an öffentlichen Gestaltungsräumen mangelt.

Vom, im Jahr 1901 nach Plänen des Ingenieurs Joseph Fischer-Dick gebauten und 1922 durch den Architekten Jean Krämer ergänzten, Betriebshof starteten 90 Jahre lang die Wagen der Straßenbahn. Doch nach dem Fall der Mauer eingesetzten neuen Trams sind schlichtweg zu breit für die Tore des Depots. Seit 2016 steht das in Berlin Niederschönhausen gelegene Tramdepots endgültig leer.  2018 folgte ein Abrissantrag durch die BVG, der wegen des Denkmalschutzes auf Ablehnung stieß. Heute werden die Gebäude, bis auf rudimentäre Sicherungsmaßnahmen, sich selbst überlassen.

Um die Menschen vor Ort miteinzubinden wurden Postkarten als Kommunikationsmittel genutzt. Die Anwohnenden konnten mit Schrift und Zeichnungen ihre Träume abbilden. Diese Träume wurden durch Gespräche mit Menschen von unterschiedlichen Initiativen aus dem Kiez ergänzt. Beide Beteiligungsprozesse zeigen deutlich den Mangel an städtischen Freiräumen und Begegnungsorten. Ergebnisse wurden auf der eigens erstellten Website (traumdepot.eu) und auf Instagram geteilt.

Das Areal wurde für den Entwurf in vier Bereiche geteilt welche auf ihre Qualitäten und Herausforderungen hin untersucht wurden. Die Ergebnisse wurden in einem sich immer weiter verändernden Modell im Maßstab 1:100 festgehalten. Diese dreidimensionale Kartierung entwickelte sich zum entscheidenden Designwerkzeug. Vor dem Hintergrund von finanzieller und materieller Ressourcenknappheit, des Denkmalsschutzes, sowie dem Fehlen von öffentlichen Orten entstand ein vielschichtiges Konzept:
Eine Reihe von baulichen Eingriffen verändert das Areal auf Grundlage der zuvor erarbeiteten Qualitäten. So werden beispielsweise im Einsturz begriffene Dachflächen rückgebaut. An anderen Stellen wird durch das gezielte Öffnen des Bodens den schon vorhandenen Pflanzen mehr Fläche zum Wachstum gegeben. Gleichzeitig bietet diese neue Landschaft für die Menschen einen neuen Begegnungsraum.
Ein in Phasenplan verbindet durch Geschichten die Maßnahmen und ermöglicht die Projektumsetzung, lässt aber gleichzeitig die Poesie der Träume nicht außer Acht. Behutsam werden auf dem Vorplatz in einer ersten Phase kleine Träume getestet (Sauna, Markt). In einer größer angelegten zweiten Phase wird die Kalthalle in eine Landschaft mit zahlreichen Nutzungsangeboten verwandelt. Es folgt eine dritte Phase, die mit Fokus auf das – schon jetzt fast verfallene – Verwaltungsgebäude zwischen Träumerei und zurückhaltender Kritik balanciert. Den Abschluss bildet der endgültige Auszug der BVG aus der Warmhalle: Dieser lässt die Frage, aber auch den Entwurfsprozess für Ideen offen, wie wir mit öffentlichen Räumen in der Zukunft umgehen wollen.
Text von Michael Olufemi Akpele und Gabriel Sigler.