November / Dezember 2023
Technische Universität München
Einfach (Um-)bauen
Studentenstadt Freimann, München
Technische Universität München
Master
12.10.2023
Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren, Prof. Florian Nagler
Wohnbauten
Vectorworks, SketchUp, Blender
Um eine Umbaukultur zu etablieren, braucht es im Umgang mit dem Bestand einfachere und attraktivere Lösungen als bisher. Der Großteil des Gebäudebestands in Deutschland stammt aus der Nachkriegszeit. Mangelnde Akzeptanz und Wertschätzung für Teile der Nachkriegsmoderne fördern die Bereitschaft für den Abriss dieser, daher gilt es sie in eine zeitgenössische Architektur zu überführen. Problematisch ist daneben in der Baupraxis oft das aufwändige Dämmen von Fassaden. Beim Umbau vieler Bauten sollte es nicht zuerst das Ziel sein mit hohem Ressourcenverbrauch auf ein Nullenergiehaus oder Neubaustandard zu kommen. Wichtiger ist vielmehr die im Baukörper gebunden graue Energie zu erhalten und mit dem Bestehendem zu arbeiten.
Studentenstadt Freimann
Die Studentenstadt Freimann im Münchener Norden ist die größte Studentensiedlung Deutschlands mit Wohnraum für knapp 2500 Studenten. Aufgrund erheblicher Baumängel sowie eines Brandgeschehens mit tödlicher Folge, wurde vor knapp 3 Jahren ein großer Teil der Gebäude leergezogen. Seither stehen fast 1000 Wohnungen in der Studentenstadt leer.
Haus 12 - Oranges Haus
Das Haus 12 (Oranges Haus) wurde als studentisches Wohnhaus mit 428 Wohneinheiten zwischen 1974 und 1975 errichtet. Seit März 2022 steht das Haus nun vollständig leer und ist sanierungsbedürftig. Das Haus ist gestaltet als Wohnregal aus Ein-Zimmer-Appartements mit durchlaufenden Balkonen vor den Wohnungen. Bis auf die beiden Treppenhauskerne aus Ortbeton, besteht das Haus vollständig aus Betonfertigteilen.
Aus den Unterlagen der Bauakte lassen sich anhand der Brandschutzgutachten technische Mängel erkennen. Die Aufzüge im bestehenden Treppenkern halten auf Halbebenen zwischen den Geschossen und erschweren im Brandfall einen Einsatz der Feuerwehr. Energetisch bildet die Bestandsfassade den größten Schwachpunkt und führt zu einem hohen Energieverbrauch (150 kWh/m2a). Trotz aller Modernisierungsmaßnahmen kann mit dem einfachen Umbau insgesamt 96,5 % der grauen Energie im Gebäude erhalten bleiben und der Energieverbrauch um 70% gesenkt werden.
Umbau
Bei einem bestehenden Gebäude geht es in erster Linie darum seinen Wert zu verstehen und darum, dass man nicht alles verändern muss. Ziel ist es zu reparieren was nicht mehr funktioniert und hinzufügen, was nötig ist.
Die Struktur soll gänzlich erhalten bleiben und nur durch eine neue Fassade sowie einer Aufstockung ergänzt werden. Im Regelgeschoss, vom 1. bis zum 11. OG, befinden sich je 34 Einzimmer- Appartements, welche durch einfache Maßnahmen saniert werden sollen und zudem mit je zwei barrierefreien Appartements ergänzt werden. Für den Umbau des Hauses soll der Aufzug neu angeordnet werden, sodass er nicht mehr auf Halbebenen, sondern auf jeder Geschossebene direkt anhält. Die ungenutzt Dachfläche soll für flexible Gemeinschaftsräume mit Lernräumen, Waschraum sowie großzügigen Freizeitbereichen ausgebaut werden, welche sich die Bewohner selbst aneignen sollen.
Text von Felix Bodenmüller.