Platz 2
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November / Dezember 2023

Technische Universität Berlin

Resilientes Denkmal - Schule als Gemeingut

Das Oberstufen-Schulzentrum Berlin Wedding

von Anna Okon, Maxi Anja Groß

Hochschule:

Technische Universität Berlin

Abschluss:

Master

Präsentation:

20.10.2023

Lehrstuhl:

adreizehn: Fachgebiet für Entwerfen und Baukonstruktion, Prof. Mechthild Stuhlmacher, CUD: Fachgebiet für Städtebau und Urbanisierung, Prof. Jörg Stollmann

Rubrik:

Bildungsbauten

Software:

Archicad, Twinmotion, Photoshop, Indesign, Lightroom

Ikonischer 1970er-Jahre Bestand
Das Gebäude des OSZ Wedding vom Architekturbüro Pysall, Jensen, Stahrenberg im Berliner Brunnenviertel ist Zeugnis der idealistischen schulreformatorischen Bewegung aus den 70er Jahren. In seinem auffallend orangenen und industriell anmutenden Pop-Art Erscheinungsbild prägt es das umgebende Wohnquartier, das aus dem Sanierungsgebiet Brunnenviertel hervorgegangen ist. So wie vielen anderen Ikonen der 70er Jahre-Moderne droht dem seit nun 12 Jahren leerstehenden Schulgebäude fortschreitender Verfall und Abriss.
Obwohl es mit seinen öffentlichen Quartiersfunktionen einen Ankerpunkt in der Nachbarschaft bildete und bis heute ein großes Identifikationspotenzial birgt, fehlt der politische Wille, den Standort wiederzubeleben. Die seit Jahren bestehende Diskussion über den Umgang mit dem Gebäude findet im Spannungsfeld zwischen finanz- und bildungspolitischen, architektur- und denkmalpflegerischen sowie gesellschaftlichen Sichtweisen statt. Mit der neuen Zusammensetzung des Berliner Senats 2023 gewinnt die Debatte nun erneut an Aktualität.

Diese Arbeit zielt darauf ab, den Standort aus Gründen des akuten Schulplatzmangels und im Sinne eines nachhaltigen Umgangs mit dieser baukulturell wertvollen Bausubstanz instand zu setzen und mit einem Erweiterungsbau zu einem quartiersintegrierten Bildungszentrum zu ergänzen.

Schule als Gemeingut
Neben der Reaktivierung der ursprünglich öffentlichen Einrichtungen (Bibliothek, Schulforum, Volkshochschule) soll die sozialräumliche Öffnung durch ein interaktives Nachbarschaftszentrum ergänzt werden, welches die bereits bestehenden Nachbarschaftsaktivitäten bündelt. Eine neue Mensa mit angrenzendem, öffentlichen Café zielt auf informelle nachbarschaftliche Vernetzung und im Sinne eines breiter gefassten Bildungszentrums wird eine Kita, Nachhilfeschule, Mitmach-Werkstatt und ein Schreibwarenladen ergänzt.
Die umgebenden Außenflächen werden zum öffentlichen Raum und stellen mit gezielter Vegetationsplanung ein vorteilhaftes Mikroklima sowie ökologisch wertvolle Stadträume zur Verfügung. Diese bieten zudem Raum für großformatig angelegte Erdwärmegewinnung, die zusammen mit solaren Energiesystemen auf den Dachflächen das Bildungszentrum zum Knotenpunkt eines quartiersweiten Energiekonzeptes machen.

Resilientes Denkmal
Trotz der Anpassung des Bestandsgebäudes an pädagogische, energetische und ökologische Standards wird im Sinne der Denkmalgerechtigkeit der idealistische Grundgedanke des Ursprungsentwurfes, seine Grundstruktur und das äußere Erscheinungsbild gewahrt. Die Innenraumqualität wird durch die Anpassung des Raumprogramms an das Berliner Compartmentschul-Prinzip und durch das Abtragen von vier Deckenfeldern zugunsten eines Lichthofes aufgewertet, dessen Achsen durch den Ergänzungsbau aufgenommen werden. Dieser ordnet sich im Erscheinungsbild dem Denkmal unter und übernimmt eine vermittelnde Position zwischen Denkmal und zukunftsgewandter Bildungsarchitektur.
Text von Anna Okon und Maxi Anja Groß.