Platz, Straße, Park: Buchtipps zu öffentlichen Räumen

Mit den ersten wärmeren Frühlingstagen füllen sich Plätze und Parks, und ein neues Lebensgefühl hält Einzug. Drei Buchempfehlungen zu öffentlichen Räumen stellen wir euch in diesem #BookChat vor.

Ob begrünte Promenade, belebter Marktplatz oder lauschige Piazza – Die Gestaltung öffentlicher Räume beeinflusst die Atmosphäre und Aufenthaltsqualität ganzer Städte. Sobald wir unsere Wohnungen verlassen, begeben wir uns in einen Raum, der allen zugänglich ist, und in dem wir unbekannten Personen begegnen. An manchen Orten fühlen wir uns wohl, wollen dort verweilen. Andere wiederum meiden wir, weil wir uns dort vielleicht sogar unsicher fühlen. Die Planung öffentlicher Räume für alle geht mit einer großen Verantwortung einher. Die folgenden Titel versammeln unter anderem historische und zeitgenössische Beispiele aus aller Welt.

Die neue Öffentlichkeit

Im 20. Jahrhundert wurden Straßen in erster Linie für Autos gebaut. Das Leitbild der autogerechten Stadt, in der Pkws Vorrang vor anderen Verkehrsteilnehmer*innen haben, bröckelt jedoch langsam aber sicher. Vielerorts ist ein Paradigmenwechsel im Straßenverkehr zugunsten von Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen zu beobachten. Diesen Entwicklungen widmen Pola Koch, Steffen de Rudder und Stefan Signer das vorliegende Buch. In Form von zahlreichen Fotos und vor allem Zeichnungen versammelt die Publikation 28 umgebaute Straßenräume aus 14 europäischen Städten.


Das Buch ist das Ergebnis einer Forschungsarbeit der Herausgeber*innen am Lehrstuhl Städtebau und Entwerfen der Bauhaus-Universität Weimar, an der über 80 Studierende beteiligt waren. Dem in sieben Kategorien gegliederten Hauptteil sind jeweils vier Beispiele zugeordnet. Die ausgewählten Projekte zeigen eindrücklich, wie die Transformation von Verkehrsstraßen hin zu fußgänger*innenfreundlichen Aufenthaltsorten gelingen kann.

The Architecture of Public Space

Beim Blättern durch dieses Buch kommt Reiselust auf. Die Herausgeber*innen der Publikation und Inhaber*innen des römischen Architekturbüros Labics Maria Claudia Clemente und Francesco Isisdori präsentieren systematisch 32 italienische Stadtraumarchitekturen. Während die ältesten der abgebildeten Bauwerke – wie der Palazzo della Ragione in Mailand – in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet wurden, stammen die jüngeren Beispiele aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein Gros der Platzarchitekturen und Galerien wurde in der frühen Neuzeit erbaut.

Anhand großformatiger Zeichnungen und menschenleeren Fotografien präsentieren die Herausgeber*innen die Beispiele nach zehn Kategorien sortiert. Gespickt ist der Bildband mit kurzen, informativen Texten zu den einzelnen Bauwerken. Hervorzuheben ist die ansprechende Gestaltung: Jeder Abbildung wurde ausreichend Platz eingeräumt, und die klassische Serifenschrift fügt sich harmonisch ein.


Future Public Spaces

Anfang 2020 beauftragte die Weltbank das Architekturbüro superwien, weltweit öffentliche Räume in Vierteln mit geringem Einkommen zu untersuchen. Gegenstand der Analysen waren Stadtteile von Dhaka in Bangladesch, Maputo in Mosambik und Santo Domingo in der Dominikanischen Republik. Das Hauptziel dieser angewandten Forschung bestand darin, die Fähigkeit lokaler Regierungen zu stärken und partizipative Stadtgestaltungsprozesse durchzuführen. Festgehalten wurden die umfangreichen Ergebnisse in einer über 600-seitigen Publikation, die von den Inhabern von superwien, Roland Krebs und Stefan Mayr, herausgegeben wurde. In dem Buch werden unter anderem die Probleme behandelt, von denen öffentliche Räume im Globalen Süden angesichts der Covid-Pandemie besonders betroffen waren. Darauf basierend werden Lösungsansätze aufgezeigt, die resiliente öffentliche Räume schaffen sollen. Auf den letzten einhundert Seiten findet sich eine „Co-creative Design Toolbox“, eine Art praxisorientierte Gebrauchsanweisung für partizipative Prozesse.