#MentalHealth: Eine Umfrage zur psychischen Gesundheit von Studierenden für Studierende

Mitglieder der Fachschaft der Universität Kassel führten vergangenes Jahr eine Umfrage zum Thema „Mentale Gesundheit“ durch – mit beunruhigenden Ergebnissen, die bereits neuen Raum zur Veränderung geben.

Unsere Reihe #MentalHealth widmet sich der psychischen Gesundheit in der Architekturausbildung und -praxis. Dazu möchten wir euch – begleitend zum Studium und Berufseinstieg – Erfahrungen, Haltungen, Erhebungen, Möglichkeiten und Programme aufzeigen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen mit den immerwährenden Bedingungen der planerischen Disziplin befassen.

Im Jahr 2023 führte die Fachschaft des Fachbereichs Architektur, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur (ASL) der Universität Kassel eine Umfrage zur psychischen und physischen Gesundheit unter allen Studierenden der drei Studiengänge durch. Ziel war es, das Bewusstsein für diese Thematik zu schärfen und sowohl bei Lehrenden als auch Studierenden ein größeres Verständnis zu entwickeln. Die Umfrage deckte eine breite Palette von Aspekten ab – von Finanzierungsfragen bis hin zu sozialem Druck. Somit lieferte sie ein umfangreiches Bild zur mentalen Gesundheitssituation der Studierenden und zeigte bereits Auswirkungen auf die Lehre und das Studium am ASL.

Motivation und Organisation

Inspiriert wurde die Initiative durch persönliche prekäre Erfahrungen der Fachschaftsmitglieder sowie einer ähnlichen Umfrage an der Technischen Universität München, die während eines Treffens von Nexture+ im Sommersemester 2022 präsentiert wurde. Um nun auch an der eigenen Universität ein umfassendes Bild zu generieren, haben die Initiator*innen selbst eine Umfrage mithilfe von Google Forms durchgeführt und über verschiedene Kanäle beworben: den E-Mail-Newsletter des Fachbereichs, den Instagram-Kanal sowie Flyer mit Memes zum Thema Stress und einem QR-Code.

Fragen zu Zeit, Geld bis hin zum sozialen Umfeld

Basierend auf der Münchener Vorlage hat die Kasseler Fachschaft die Umfrage teilweise ergänzt und in acht Themenbereiche unterteilt. Zuerst wurden Basisdaten wie Studiengang, Studienphase, Geschlecht abgefragt. Anschließend ging es um Zeitmanagement, Finanzierung des Studiums, Beziehungen, Selbstwahrnehmung, direkte Fragen zur psychischen Gesundheit, Feedbackkultur und die aktuelle Situation. Abschließend gab es ein Freitextfeld, in dem die Studierenden ihre Gedanken offen äußern konnten.

Rege Beteiligung und alarmierende Ergebnisse

Insgesamt erhielt die Fachschaft 417 Rückmeldungen, davon hinterließen 91 Personen zusätzliche Gedanken, Fragen, Beschwerden, Dank und Unterstützung. Die Ergebnisse waren beunruhigend: Zum Beispiel gaben nur 40 Prozent aller Befragten an, keine finanziellen Sorgen zu haben, und lediglich 20 Prozent der Studierenden hatten nach eigener Aussage noch keine mentalen und/oder gesundheitlichen Probleme aufgrund ihres Studiums. Viele direkte Aussagen verdeutlichten, dass insbesondere der Zeitmangel zur zwischenzeitlichen körperlichen und mentalen Erholung sowie für soziale Kontakte eine erhebliche Belastung darstellt. Die Ergebnisse wurden grafisch auf dem Rundgang präsentiert, in einem Online-Dokument veröffentlicht und an den Fachbereichsrat wie auch an alle Institute des Fachbereichs übermittelt.

Feedback, Konsequenzen und Chancen

Aus zahlreichen Nachrichten, welche die Organisator*innen nach der Veröffentlichung erhielten, ging hervor, dass die Studierenden die Umfrage positiv aufnahmen, als Diskussionsgrundlage nutzten und vornehmlich Unterstützung darin fanden, dass ihre Probleme nicht nur persönlicher Natur seien. Die Rückmeldungen der Lehrenden waren hingegen gemischt: Einige relativierten die aktuellen Studienbedingungen, während andere offen für Veränderungen eintraten wie beispielsweise für flexible Prüfungstermine.

Als konkrete Konsequenz aus der Umfrage haben die Lehrenden sogar teilweise bereits Verlängerungen von Abgabefristen veranlasst und die Einführung von zwei Prüfungszeiträumen pro Semester festgelegt. Zudem kam ein Diskussionsabend über gemeinsame Ansichten und Erfahrungen zustande, der laut der Fachschaft ein verstärktes Bewusstsein für das Thema bei allen Beteiligten herbeirief. Die Ergebnisse der Umfrage wurden mit dem Institut für Architektur und dem Gruppenleiter für Qualitätsentwicklung und Akkreditierungsverfahren der Universität besprochen. Das Thema wird weiterhin in den Instituten, im Fachbereichsrat sowie mit dem Dekanat diskutiert, um gemeinsam Verbesserungen und eine wachsende Sensibilität anzustreben.