#BookChat-Special: „Bestand der Dinge“

Für unsere erste Summer School „Bestand der Dinge“ haben wir einen Büchertisch mit tollen Titeln organisiert. Welche Bücher unter anderem mit dabei sind, erfahrt ihr in dieser Sonderausgabe des #BookChats. 

Unsere erste Summer School „Bestand der Dinge“, die wir gemeinsam mit dem Fachgebiet DE/CO der TU Berlin veranstalten, ist in vollem Gange. Wie wird Bestand betrachtet, bewertet und interpretiert? In dem einwöchigen Workshop geht es unter anderem um das Lesen und Kommunizieren des Vorgefundenen. Als Arbeitsmaterial und Inspirationsquelle haben wir den Teilnehmenden im Hauptquartier der Summer School, der Adlerhalle auf dem Dragoner Areal in Berlin-Kreuzberg, einen Raum voller Bücher eingerichtet. Wir haben fünf Themenfelder identifiziert, die unter anderem auf unserem Büchertisch vertreten sind.

Bauen im Bestand

Wie der Titel unserer Summer School bereits vermuten lässt, ist einer der am stärksten vertretenen Themenblöcke das Bauen im Bestand. Hierzu ist zum Beispiel im Jovis Verlag die von Olaf Bahner, Matthias Böttger und Laura Holzberg herausgegebene Publikation „Sorge um den Bestand“ erschienen, in der zehn Architekt*innenteams ihre jeweilige Strategie im achtsamen Umgang mit dem Gebäude- und Wohnungsbestand beschreiben. Das Buch „Bauen ist Weiterbauen“, das von Philippe Koch, Andreas Jud und dem ZHAW Institut Urban Landscape im Triest Verlag herausgegeben wurde, beschäftigt sich mit Lucius Burckhardts Auseinandersetzung mit Architektur und Städtebau. Der ehemalige Chefredakteur der Zeitschrift „Werk“ forderte schon vor über fünfzig Jahren Bauen stets als Weiterbauen zu verstehen und sprach dem schonenden Umgang mit bestehenden Ressourcen eine große Dringlichkeit zu. Liliane Wongs Band „Adaptive Reuse in Architecture“, der bei Birkhäuser erschienen ist, versammelt fünfzig Umbau- und Umnutzungsprojekte, die die Autorin mittels eines neuen Klassifizierungssystems ordnet. In einem einführenden Essay kontextualisiert Wong den Begriff Adaptive Reuse, also die Umnutzung eines bestehenden Gebäudes entgegen seiner ursprünglichen Typologie. Abschließend stellt der im Detail Verlag erschienene „Atlas Sanierung“ von Georg Giebeler, Rainer Fisch, Harald Krause, Florian Musso, Karl-Heinz Petzinka und Alexander Rudolphi ein praxisnahes, umfangreiches Nachschlagewerk dar, das als Planungshilfe für unterschiedliche Sanierungsaufgaben herangezogen werden kann. 


Stadtplanung und Nachverdichtung

Auf stadtplanerischer Ebene bedeutet der Umgang mit dem Bestand oftmals eine Nachverdichtung. Die umfangreiche Publikation „Urbanität und Dichte“ von Wolfgang Sonne, die bei Dom Publishers erschienen ist, stellt städtebauliche Projekte des 20. Jahrhunderts vor, die das Ideal einer dichten und urbanen Stadt zum Ziel hatten. „Stadtlandschaften verdichten“ von Anke Domschky, Stefan Kurath, Simon Mühlebach und Urs Primas beschäftigt sich mit Strategien zur Erneuerung des baukulturellen Erbes der Nachkriegszeit. Das Buch soll als Leitfaden dienen, um individuelle Erhaltungsziele zu definieren und davon ausgehend Nachverdichtungen zu planen. Dem Buch „Planung für Morgen“ liegt die These zugrunde, dass die Zukunft von Stadt und Raum in der Weiterentwicklung des Bestands und den damit verbundenen Transformationsaufgaben liegt. Der von Friedbert Greif, Detlef Kurth und Bernd Scholl herausgegebene Band versammelt Stimmen aus Stadtpolitik, Stadtverwaltung, Planungspraxis und Planungswissenschaft.

Zirkularität

Vom Großen zurück ins Kleine: Bauen im Bestand und zirkuläres Bauen haben eine Schnittmenge. Das Wiederverwenden von Bauteilen ist derzeit ein gefragtes Thema in der Architekturdiskussion und wird auch in unserer Sommerschule an einem der Workshoptage beleuchtet. Herausgegeben von unter anderem dem Institut Konstruktives Entwerfen des ZHAW Departement Architektur bietet das bei Park Books publizierte Buch „Bauteile wiederverwenden“ ein umfassendes Kompendium, das sich am Beispiel des sogenannten „Kopfbaus 118“ am Lagerplatz im Schweizer Winterthur – einem Pilotprojekt des zirkulären Bauens – den konstruktiven Aspekten der Wiederverwendung, ihren Chancen und Grenzen widmet. Der Sammelband  „Besser - Weniger - Anders Bauen“ von Dirk E. Hebel und Felix Heisel ist bei Birkhäuser erschienen und stellt Konzepte, Methoden und Beispiele für Kreisläufe im Bauwesen und in der Wirtschaft dar. Es handelt sich dabei um den ersten von zwei Bänden.

Feministische Planung

Zum Thema feministische Planung gab es schon einen gesonderten #BookChat. Auch auf dem Büchertisch unserer Summer School ist das Thema mit einigen Titeln vertreten. „Gentrifizierung lässt sich nicht aufhalten und andere Lügen“ ist das neueste Buch von Leslie Kern und im Unrast Verlag erschienen. Nach „Feminist City“ geht es in Kerns jüngstem Buch um die Debatten über Gentrifizierung seit den 1950er-Jahren. In ihrem essayistischen Stil macht Kern deutlich, dass die gewaltvolle Verdrängung eng mit Klassismus, Rassismus und Sexismus verbunden ist und zeigt auf, wie sich dem widersetzt werden kann. Die Publikation „Theoretikerinnen des Städtebaus“, herausgegeben von Katia Frey und Eliana Perotti im Reimer Verlag, arbeitet ein bisher ungeschriebenes Kapitel der Städtebaugeschichte auf. Das Buch versammelt Schriften und Pläne verschiedener Autorinnen und Akteurinnen und dokumentiert zahlreiche Quellentexte aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Bei „Architektur für Alle?!“  handelt es sich um einen Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Bremer Zentrums für Baukultur, der im Schünemann Verlag erschienen ist. Er beinhaltet unter anderem sieben Essays, in denen es um strukturelle Benachteiligung innerhalb der Branche und Wege zu einer feministischen Stadtplanung geht.

Berlin

Last but not least: Drei Publikationen, die der Stadt gewidmet sind, in der unsere Sommerschule stattfindet. In den 1990er-Jahren debattierten Personen aus Architektur, Städtebau, Kunstgeschichte und weiteren Disziplinen in der (Fach-)Presse hitzig darüber, wie die Hauptstadt eines wiedervereinten Deutschlands auszusehen hat. Dieser Kontroverse ist Florian Hertwecks Buch „Der Berliner Architekturstreit“ gewidmet, das im Gebr. Mann Verlag veröffentlicht wurde. Um ein aktuelleres Beispiel des Berliner Städtebaudiskurses geht es in der vom KW Institute of Contemporary Art bei Park Books herausgegebenen Publikation „Statista“, die sich mit den Geschehnissen rund um das Haus der Statistik beschäftigt. Abschließend ein Buch, das zu Erkundungstouren in der Hauptstadt einlädt. Der „Architekturführer Berlin“ von Dominik Schindel ist Teil der bekannten Reihe von Dom Publishers und stellt in neun Spaziergängen eine Auswahl sehenswerter Bauwerke vor.