Wie hilft mir ein Baureferendariat beim Start meiner Karriere im Öffentlichen Dienst?

12.10.2023

Jasmin Rettinger aus der Campus Redaktion antwortet

Wahre Veränderung bewirken – das wünschen sich viele Absolvent*innen nach dem Architekturstudium. Doch bei der Arbeit in klassischen Architekturbüros stößt dieser Tatendrang schnell an seine Grenzen. Eine Antwort kann die Beschäftigung im öffentlichen Dienst sein, wo Probleme direkt an der Wurzel angepackt werden können. Doch welche Einstiegsmöglichkeiten gibt es? Wir geben euch einen Überblick über das Baureferendariat als Sprungbrett in die öffentliche Verwaltung.

Kreative Ideen statt verstaubte Bürokratie

Bauämter stellen sich viele Menschen als reglementierte, formalistische Orte vor. Tatsächlich gehen Prozesse dort oft langsamer voran als in der freien Wirtschaft. Genau aus diesem Grund braucht die Verwaltung jedoch Architekt*innen und Stadtplaner*innen mit einem Bewusstsein für mehr Klima- und Umweltschutz, für mehr Baukultur, für aktuelle Fragestellungen und mit kreativen Ideen, wie man diesen begegnen kann. Deshalb bieten die staatlichen Hochbauverwaltungen Baureferendariate an, die Architekt*innen verschiedener Fachrichtungen auf anspruchsvolle Führungsaufgaben im Öffentlichen Dienst vorbereiten sollen.  In einigen Bundesländern gilt das Referendariat sogar als Voraussetzung für diese Positionen.

Ausbildung in der Verwaltung

Das Baureferendariat gehört zu den sogenannten Technischen Referendariaten: Ausbildungsprogramme für die (Beamt*innen-) Laufbahn im höheren technischen Verwaltungsdienst. Voraussetzung ist ein Masterabschluss im Bereich Architektur, Städtebau, Bauingenieurwesen oder verwandte Fachrichtungen – auch einige Jahre Berufserfahrung sind von Vorteil. In einem Zeitraum von regulär zwei Jahren werden Managementfähigkeiten, Führungsmethoden, Kenntnisse im Bau- und Verwaltungsrecht, in Vergabeverfahren, Bauleitung oder Terminplanung vermittelt – Inhalte, die im Studium oft zu kurz kommen. Während des Referendariats arbeiten die Auszubildenden aktiv in der Verwaltung mit und erledigen konkrete Aufgaben. Lehrgänge und Seminare ergänzen diesen praktischen Teil. Die Ausbildung schließt mit der Großen Staatsprüfung ab, nach dieser sich erfolgreiche Absolvent*innen Technische*r Assessor*in nennen dürfen.

Let’s talk about money

Baureferendar*innen haben jährlich Anspruch auf sechs Wochen Urlaub und bekommen sogenannte „Anwärterbezüge“, also eine Vergütung. Diese richtet sich nach Familienstand und Einstellungsbehörde und kann deshalb in ihrer Höhe variieren. Für ledige, kinderlose Referendar*innen sind ungefähr 1600 Euro brutto monatlich üblich. Ist die Ausbildung erstmal abgeschlossen, darf man sich über deutlich mehr Gehalt freuen: Assessor*innen werden nach Tarif bezahlt. Demnach liegt das Einstiegsgehalt bei rund 4200 Euro brutto im Monat und kann je nach Erfahrung und Leistung bis auf 6400 Euro monatlich steigen. Zudem besteht die Möglichkeit, sich verbeamten zu lassen, was weitere Vorteile bezüglich Gehalt, Altersvorsorge und beruflicher Sicherheit mit sich bringt.

Perspektiven

Nach dem Referendariat stehen die Chancen gut: Eine Übernahme in den öffentlichen Dienst der Kommunen, Kreise, Länder oder des Bundes ist in vielen Fällen garantiert, denn die Nachfrage nach fachlich qualifizierten Führungskräften steigt. Technische Assessor*innen arbeiten bei Großprojekten mit, im öffentlichen Hochbau, in der Stadtplanung oder in fachpolitischen Entscheidungsprozessen. Auch die Beschäftigung in privaten Unternehmen, also in Architektur- und Planungsbüros, ist weiterhin möglich. Baureferendariate beginnen je nach Bundesland oft am 1. April oder 1. Oktober, die Bewerbungsfristen enden meist ungefähr ein halbes Jahr davor.