#ToBeContinued: Ein PLUS fürs Quartier

Aus der Masterarbeit Initiativarbeit machen: Das hat Ayat Tarik mit Quartier:PLUS und dem dazugehörigen Quartier:HAUS umgesetzt und damit Impulse für eine gemeinwohlorientierte Nachbarschaftsinitiative geschaffen.

2021 als Abschlussarbeit begonnen und heute aktiver Teil der Nachbarschaft: Das Konzept der Initiative Quartier:PLUS und das daraus hervorgehende Quartier:HAUS sind im Rahmen der Masterthesis von Ayat Tarik am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt (GTAS), geleitet von Prof. Dr. Tatjana Schneider an der TU Braunschweig entstanden. Das Projekt engagiert sich im Braunschweiger Stadtteil Schwarzer Berg für eine Quartiersentwicklung, die dem Gemeinwohl dienen und den Bezirk stärken soll. Das Ganze hat das Ziel, das Viertel nachhaltig lebendiger und attraktiver zu gestalten. Außerdem soll mithilfe von Partizipationsformaten Raum geschaffen werden in dem Anwohner*innen ihre Vorstellungen zur Zukunft des Schwarzen Bergs äußern sowie sich an der Gestaltung ihres Quartiers beteiligen können. Das Projekt wurde unter anderem als Förderprojekt des Programms „Gute Nachbarschaft“ des Landesumweltministeriums ausgewählt. Ayat Tarik ist mittlerweile selbst Lehrende und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Braunschweig und hat uns Einblicke in die Impulse gegeben, die sie angetrieben haben. Zudem teilte sie mit uns, wie sich das Projekt bis heute entwickelt hat.

#ToBeContinued präsentiert Abschlussprojekte, die eine Geschichte erzählen: Konzepte, die weiterentwickelt und umgesetzt wurden und den Absolvent*innen einen erfolgreichen Berufseinstieg ermöglicht haben.

Impuls zur Partizipation

Als Anwohnerin am Schwarzen Berg, betrachtete die damalige Architekturstudentin das anliegende Einkaufszentrum genauer und stellte fest, dass viele Geschäfte leer stehen. Das Gebiet und die Läden wurden in den 1960er-Jahren angelegt und sind mit einer Fläche von 40 bis 90 Quadratmetern relativ klein. Tariks Anliegen war es, diese Leerstände für die Zivilgesellschaft zu öffnen unde einen Treffpunkt zu schaffen. Sie fing an, Menschen zu ihrer Idee zu befragen: Möchten sie in Zukunft hier leben? Welche Visionen haben sie für diesen Ort in ihrer Nachbarschaft? Was fehlt ihnen konkret im Einkaufszentrum und wie war der Zustand eigentlich früher mal? So entstand die Vision eines Ort des Austausches und einer Zukunftswerkstatt, um Leerstände zu füllen. Daraus leitete Ayat Tarik schließlich ihre Masterarbeit ab und entwarf ein Konzept für den neuen Ort.

„Ich glaube, dass bestimmte Projekte nur dann nachhaltiger umgesetzt werden können, wenn eine Mischung aus verschiedenen Kräften, einschließlich der Zivilgesellschaft, beteiligt ist.“ Ayat Tarik

Ganz schön viel Orga

Für Ayat Tarik war klar, dass aus der Theorie Praxis werden sollte. Dafür musste sie zunächst Projekt-Partnerschaften finden, da sie als Privatperson keine Gelder akquirieren konnte. Sie wandte sich an verschiedene Organisationen sowie an den ehrenamtlichen Bürgerverein, der sich als Träger des Projektes anbot. Die Praxis des Förderprogramms erwies sich schwieriger als erwartet, da Verwaltung, Eigentümer*innen und Politik überzeugt und bürokratische Aufgaben wie Buchhaltung und Öffentlichkeitsarbeit bewältigt werden mussten. Ein Team aus Freund*innen, Nachbar*innen und weiteren Unterstützer*innen entstand. Niemand war auf die Herausforderungen vorbereitet, dennoch wuchs und verbesserte sich die Gruppe in ihren Aufgaben von Monat zu Monat und optimierte die Arbeitsprozesse.

Von leerer Ladenfläche zum Raum für die Nachbarschaft

Aus der komplexen Projekt- und Organisationsarbeit ist schließlich Raum entstanden: Das „Quartier:HAUS“. In dem 40 Quadratmeter großen Raum mit vielen Fensterscheiben wurde ein Dachboden eingezogen, um eine Zwischenebene zu schaffen. Alles andere ist flexibel und anpassungsfähig, da das Quartier noch immer ein sich entwickelnder Prozess ist. Sie haben auch den Raum so gestaltet, dass er leicht zusammenklappbar und stapelbar ist, um schnell auf die Bedürfnisse der Nutzer*innen und Anwohner*innen reagieren zu können.

Der Bürgerverein Am Schwarzen Berge e.V. wurde ab dem 1. September 2021 offizieller Mieter der Ladenfläche im Ligusterweg. Dies wurde durch Abschubfinanzierung vom Bezirksrat Nordstadt Schunteraue und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz ermöglicht. Es wurde ein Raum geschaffen, der eine Anlaufstelle für alle Bürger*innen am Schwarzen Berg ist. Hier können Probleme im Quartier angesprochen und gemeinsam mit allen interessierten Akteur*innen Lösungsansätzen gearbeitet werden, um das Areal lebendiger und nachhaltiger zu gestalten. Es finden bereits Nachbarschaftshilfen, Workshops, Vorträge, Ausstellungen und viele andere Veranstaltungen statt, um das Wohlbefinden der Bewohner*innen am Schwarzen Berg langfristig zu verbessern.

Zukunft fürs Zentrum

Mit dem Quartier:HAUS soll die Mitte des Schwarzen Bergs kommunikativer werden und mehr Menschen in das Einkaufszentrum ziehen. Das ist aber noch nicht alles, denn es gibt einige Zukunftsszenarien für das ehemalige Shopping-Center, die sich aus Befragungen von Anwohner*innen und Eigentümer*innen herausgebildet haben: Eine großzügige Sitzbank und neue Bepflanzungen für die grüne Mitte wäre vorstellbar. Bodenmarkierungen und Schilder sollen auf beiden Seiten des Einkaufszentrums platziert werden, um es von den Straßen aus sichtbar zu machen. Eine Wochenmarktfläche soll in einem durch einen Brand freigewordenen Bereich eingerichtet werden, um das Einkaufszentrum zu öffnen. Veranstaltungen wie der Quartier:BASAR finden in der Mitte des Viertels statt und es wird nach Möglichkeiten gesucht, um leerstehende Parzellen mit neuen Nutzungen zu füllen. Im Weiteren gibt es die Idee, eine leichten Konstruktion auf die Bestandsstruktur zu setzen, um den Raum darüber vielfältig nutzbar zu machen – beispielsweise als Büroräume, Wohnungen oder Gewächshäuser. Die Erschließung der neuen Struktur würde dann um die geschlossenen Außenseiten des Bestands gelegt werden. Neben den bereits genannten Teilbereichen ist mit Ayat Tariks Masterarbeit und dem Quartier:PLUS eine Initiativorganisation entstanden, die wächst, forscht, sich verändert und sich stetig erweitert – ganz im Sinne des Mottos unserer Reihe #ToBeContinued.