Oder lebst du schon? Drei Bücher über das Wohnen
Ein elementares Bedürfnis, mit dem sich Architekt*innen auseinander setzen müssen: Wohnen. Drei Publikationen rund um dieses wichtige Thema stellen wir euch in diesem #BookChat vor.

Wohnungsbau ist eine der wichtigsten Aufgaben in der Architektur. Alle Menschen sind auf qualitativen – und vor allem bezahlbaren – angewiesen. Im Gegensatz zu anderen Fachdiskursen, die oftmals Expert*innenkreise nicht verlassen, geht das Thema Wohnen alle etwas an und wird demzufolge auch von einer breiteren Öffentlichkeit besprochen. Angesichts steigender Mieten gewinnt die Wohnungsthematik stetig mehr an Relevanz. Damit einher geht auch die Frage: Wie sieht zeitgemäßes, qualitativ hochwertiges Wohnen für unterschiedliche Bedürfnisse überhaupt aus? Vom Glossar über einen historischen Abriss bis hin zu einer Vorstellung von Case Studies – in diesen drei Büchern wird aus unterschiedlichen Perspektiven ein Blick auf das Thema Wohnen geworfen.

WohnWissen
Was ein Einfamilienhaus oder eine Kleinstadt ist, dürfte jede*r wissen. Wie sieht es aber mit den Begriffen Innenentwicklungsdilemma, Mietshäuser Syndikat oder Urbane Obsoleszenz aus? Könnte schon schwieriger werden. In dem Buch WohnWissen, das von Carolin Genz, Olaf Schnur und Jürgen Aring herausgegeben wurde, erläutern Expert*innen in kurzen, prägnanten Texten 100 Schlüsselbegriffe des Wohnens. Das erklärte Ziel des interdisziplinären Glossars besteht darin, die Vielschichtigkeit des Wohnens und der sich darum rankenden Debatten zu beleuchten.
Die Bandbreite der Beiträge reicht von Stadtplanung, Wohnforschung, Regionalentwicklung, Rechtswissenschaft, Soziologie, Geografie, Anthropologie, Architektur über Kommunalpolitik, Wohnungswirtschaft bis hin zum Aktivismus. Auf das Glossar, das den Hauptteil des Buches bildet, folgen sieben Bildserien von Jana Sophie Nolle, Ona Lia, Bischoff, Florian Reischauer, Larissa Fassler, Bettina Cohnen, Robert Hermann und Zara Pfeifer. Die Bildstrecken nähern sich dem Thema aus einer künstlerisch-visuellen Perspektive. Insgesamt fängt die Publikation auf gelungene Weise die Komplexität und das Facettenreichtum des Wohnens ein.

(K)ein Idyll – Das Einfamilienhaus
„Eine Wohnform in der Sackgasse“ lautet der clevere Untertitel des Buches von Stefan Hartmann, das eine der beliebtesten privaten Wohnformen kritisch beleuchtet. Der Autor arbeitet die Geschichte der Typologie chronologisch auf, erklärt, warum das Einfamilienhaus eine so steile Karriere machen konnte, beschreibt die Probleme, die mit einer ungebremsten Zersiedlung einhergehen, und entwirft mögliche Szenarien für einen Umgang mit bestehenden Einfamilienhaussiedlungen. Die relativ kurzen Kapitel sind in einer leicht zugänglichen Sprache geschrieben und gespickt mit teils historischen Fotografien. Der räumliche Fokus liegt dabei auf der Schweiz. In der Mitte des Buches findet sich eine Hochglanz-Fotoserie des Fotografen Reto Schlatter, die verschiedenste Einfamilienhäuser zeigt. Im Anhang des Buches gibt es außerdem eine chronologische Übersicht zur Geschichte des Einfamilienhauses. Das Buch beleuchtet sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft der Typologie und wirft die Frage auf, ob diese Wohnform überhaupt noch zeitgemäß ist.

Architecture for Housing
Das englischsprachige Buch von Djordje Stojanović ist das Ergebnis einer Studie an der Melbourne School of Design (MSD). Im Fokus der Publikation stehen 14 exemplarische Mehrfamilienhäuser, anhand derer aufgezeigt werden soll, wie sich der Wohnungsbau mithilfe architektonischer Gestaltung verbessern lässt. Auf ein kurzes Vorwort und ein einleitendes Kapitel werden die drei Begriffspaare jeweils in einem Kapitel untersucht: das Individuelle und das Gemeinschaftliche, das Determinierte und das Indeterminierte sowie das Innere und das Äußere. Anschließend folgt der Hauptteil, in dem 14 internationale Projekte vorgestellt werden, darunter sechs aus dem deutschsprachigen Raum. Mit dem Ziel, Forschung und Praxis im Wohnungsbau näher zusammenzubringen, reflektieren Architekt*innen und Bewohner*innen die Entwurfsprozesse vor dem Hintergrund aktueller Ansätze zur sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit im Wohnungsbau. Die Texte sind illustriert mit zahlreichen Fotografien sowie Plänen und Zeichnungen, die eigens für das Buch angefertigt wurden.
