OutoftheNetz: Grüße aus dem Urlaub
Es ist Feriensaison, und auch viele Architekt*innen sind unterwegs. Reisen bedeutet immer auch, Räume zu erleben und Neues zu entdecken. In dieser Ausgabe von OutoftheNetz befassen wir uns mit dem Thema Urlaub und seinen Auswirkungen auf räumliche Fragen.
Mittlerweile gibt es in den Untiefen des Internets kuriose Informationsarchive zu architekturbezogenen Themen. In unserer Reihe „OutoftheNetz“ präsentieren wir Netzfundstücke, die einzigartige Sammlungen zu speziellen Themen bieten. Zum Stöbern, Entdecken und Staunen!
Kein Luxus für alle
Vor 1990 war der Urlaub in den sozialistischen Staaten des ehemaligen Ostblocks für die Bürger meist straff durchorganisiert und fand in Massenunterkünften statt. Alle sollten einen gleichwertigen Ferienplatz erhalten. Doch auch in diesen Systemen gab es Menschen, die privilegierter waren: die Führungskader der Parteien, auch Nomenklatura genannt. Für ihre Verdienste am Aufbau des Sozialismus hielten sie es für selbstverständlich, dass ihre Urlaubsdomizile über dem Durchschnitt lagen und isoliert waren, um Ruhe zu haben. So entstanden vom Schwarzen Meer bis zum Erzgebirge eigenwillige Resort-Architekturen für die Politprominenz, inspiriert von Le Corbusier bis Las Vegas. Mihail Sugarev machte seinen Architekturabschluss am Politecnico di Milano über die Revitalisierung eines alten Spa-Hotels nahe Sofia. Dabei katalogisierte er die sogenannten Elite-Resorts in Ost- und Südosteuropa und zeigt auf seiner Instagram-Seite @elite. recreational. architecture, wo einst Josip Broz Tito und andere ihre Ferien verbrachten.
Alpenfieber
Die Alpen – Sehnsuchtsort und eine der meistbesuchten Urlaubsregion Europas. Dem Himmel näher sein, frische Luft atmen und den Körper in der Natur bewegen, im Sommer wie im Winter. Doch die Bergwelt leidet unter dem Massentourismus, wie der österreichische Fotograf Lois Hechenblaikner in seinen Bildern schonungslos zeigt. In Serien wie „Zur Talfahrt eines Alpinen Mythos“ oder „Intensivstationen“ dokumentiert er die Auswüchse des Tourismus: von Jägertee- und Schnaps-Pumpsystemen in „Gaudihütten“ über monströse Hotelbauten, die die regionale Architektur karikieren bis hin zu Baggern, die die Alpenidylle für die nächste Skisaison planieren. Einen Auszug des Werkes und aktuelle Ausstellungen sind auf seiner Website zu finden.
Verstecktes entdecken
Reist man, besucht man automatisch die Hauptattraktionen: den Louvre in Paris, das Empire State Building in New York oder die Pyramiden in Gizeh. Wer jedoch schon alles gesehen hat und sich durch immer gleiche Bilder langweilt, findet auf der Website Hidden Architecture Abwechslung. Diese Community sammelt gebaute und nicht gebaute Architekturen und stellt sie in Kurzporträts mit Fotos und Plänen vor. Der Fokus liegt auf Objekten und Projekten, die bisher wenig Beachtung fanden und gerade deshalb interessant sind. Mit der Map-Funktion können Nutzer*innen eine „Hidden Architecture“ in der Nähe des nächsten Urlaubsziels entdecken und in ihre Route einbauen. Auch online ist die Website stets eine Entdeckungsreise wert.