Spielen und Lernen: Drei Bücher über Architektur für Kinder
Kinder brauchen Räume, in denen sie sich entwickeln können. Wie können wir als (erwachsene) Planende solche Orte gestalten? Drei Bücher rund um diese Frage versammelt dieser #BookChat.
Während es bei dem einen schon länger her ist, kommt es der anderen vor, als sei es gestern gewesen – Wir alle waren einmal klein. Erinnerungen an unsere Kindheit und Jugend prägen uns und bestimmen ein Stück weit, wer wir heute sind. Dabei sind es nicht nur unsere Erlebnisse, sondern auch die Orte, die sich bei den meisten ins Gedächtnis eingebrannt haben dürften. Wer erinnert sich noch ganz genau an den Geruch im Kindergarten oder an das Gefühl des Bolzplatzbodens unter den Knien? Kindergärten, Spielplätze, Schulen – Nach welchen Prinzipien Räume für Kinder gestaltet werden können, behandeln die Autor*innen der folgenden Bücher.
The Playground Project
Dieses Buch zeigt, dass sich im 20. Jahrhundert nicht nur Kinder auf Spielplätzen austobten. Sie dienten Gestalter*innen, Künstler*innen, Landschaftsarchitekt*innen und Aktivist*innen als kreative Experimentierfelder. Die Herausgeberin und Autorin eines Großteils der Texte, Gabriela Burkhalter versammelt in der Publikation außergewöhnliche Spielplätze der letzten 150 Jahre. In einem knapp 50-seitigen, sorgfältig recherchierten Einführungstext skizziert die Herausgeberin die Geschichte des Spielplatzes von ihren Anfängen im späten 19. Jahrhundert bis heute. Darauffolgend werden im Hauptteil die Arbeiten von 25 Akteur*innen vorgestellt. Die Bandbreite der vorgestellten Projekte reicht vom wilden Abenteuerspielplatz bis zur künstlerischen Spielskulptur. Besonderen Spaß machen beim Lesen die vielen historischen Aufnahmen, die teilweise über 100 Jahr alt sind. Egal, wie karg oder aufwendig die Spielumgebung gestaltet ist, die Freude der spielenden Kinder scheint immer gleich groß zu sein.
Montessori Architecture
Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte die Ärztin und Reformpädagogin Maria Montessori, die nach ihr benannte Montessoripädagogik. Dieses Bildungskonzept beruht auf dem Bild des Kindes als „Baumeister seines Selbst“, dessen Lern- und Entwicklungsprozess möglichst ungestört und selbstbestimmt ablaufen soll. Die Pädagogin sprach sich zudem dafür aus, dass sich nicht das Kind der Umgebung anpassen solle, sondern die Umgebung dem Kind. Diesem Grundsatz folgen die zahlreichen Montessori-Schulen und Kindergärten, die es heute auf der ganzen Welt gibt. Die beiden Autoren Steve Lawrence und Benjamin Stæhli begreifen ihr Buch als ein Gestaltungsinstrument für Lernumgebungen, die auf den Montessori-Prinzipien basieren.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert: „Montessori Architecture“, „Patterns“ und „Repertoire“. Im ersten Teil stellen die Autoren in einem historischen Abriss das Bildungskonzept vor und geben Hinweise, wie das Buch zu nutzen ist. Den eigentlichen Kern bilden die beiden anderen Teile. Im zweiten Teil greifen die beiden Autoren insgesamt 28 besondere Merkmale der Montessori-Architektur auf. Dabei geht es etwa um das Raumprogramm, den Übergang von außen nach innen oder die Beleuchtung und das Möbeldesign. Das Buch schließt mit konkreten Projekten ab, die im dritten Teil gezeigt und beschrieben werden.
Spielraum
Ein sicheres und anregendes Umfeld ist für die geistige und körperliche Entwicklung von Kindern sehr wichtig. Hansjörg Gadient verfolgt in seinem Buch das Ziel, Fachleuten aus der Raumplanung, Architektur und Landschaftsarchitektur, der Immobilienbranche sowie Laien konkrete Hinweise zu geben, wie kindergerechte Freiräume geplant werden können. Der Aufbau folgt dem Ablauf eines Planungs-, Bau und Nutzungsprozesses von den ersten Planungsschritten bis zur Instandhaltung. Dabei stellt der Autor unter anderem die Akteur*innen vor, behandelt Partizipationsmöglichkeiten, geht auf Aspekte der Stadt-, Freiraum- und Verkehrsplanung ein und gibt Ratschläge zur Material- sowie Pflanzenauswahl. Die kurzen Abschnitte, die jeweils mit einer Zwischenüberschrift betitelt sind, erlauben eine schnelle Orientierung im Buch. Außerdem finden sich in der Publikation immer mal wieder stichpunktartige Listen, die in der Praxis unterstützen sollen. Besonders hervorzuheben sind die kreativen Illustrationen von Jan Robert Dünnweller, die den Text auf charmante Art und Weise unterstreichen.