Was können Holzleisten leisten? Das DesignBuild „TESTFELD Stuttgarter Schirme“
Aus 164 Ideen entstanden 12 Pavillons: ein Bericht über den Stuttgarter Zugang zur Baukonstruktion und das Aufspannen von hölzernen „Schirmen“.

Mit vereinten Kräften haben 164 Architekturstudierende der Universität Stuttgart in ihrem zweiten Studienjahr das Holzbau-DesignBuild-Projekt TESTFELD „Stuttgarter Schirme“ im Stadtteil Stuttgart-Vaihingen umgesetzt. Der Lehrstuhl für Nachhaltigkeit, Baukonstruktion und Entwerfen von Prof. Jens Ludloff am IBK Institut für Baukonstruktion betreute den zweisemestrigen Kurs. Das Ergebnis: zwölf bis zu vier Meter hohe Pavillons, sogenannte „Schirme“, für die Stuttgarter Jugendhaus gGmbH CIRCULEUM Zentrum für Artistik und Kunst. Auf deren Gelände sollen sich die Nutzer*innen die offenen Holzstrukturen als Raum für Kunst, Kultur und Begegnung aneignen.

Teambuilding
Das Projekt setzte auf Teamwork und „geteilte Urheber*innenschaft“, auch im Entwurf. Die Lehrenden wollten die Studierenden für das Arbeiten in gruppendynamischen Prozessen sensibilisieren. Zu Beginn standen allerdings die Stegreifentwürfe der einzelnen Teilnehmer*innen. Daraus entstanden 36 Konstruktionsmodelle, aus denen wiederum 12 realisierbare Designs hervorgingen. Letztlich setzten Teams aus jeweils 15 Personen die Entwürfe innerhalb von nur drei Tagen, vom 15. bis 17. Juni 2024, im Maßstab 1:1 um.

Bretter im Kopf
Die Pavillons sollen Lehrstücke für ressourceneffiziente, leichte Tragwerke sein. Daher wählten die Studierenden einfache Holzleisten und Bretter als Baumaterial. Sie experimentierten mit minimalem Materialeinsatz für die Raumbildung. Anhand von Modellen und Sandsackversuchen prüften sie die Tragfähigkeit. Alle Schirmstrukturen bestehen aus vorgefertigten Elementen. Die Studierenden bereiteten die Bauteile in Stuttgart (Mitte) vor und transportierten sie mit der S-Bahn nach Stuttgart-Vaihingen. Nach der erfolgreichen Montage fand am 17. Juni 2024 ein Einweihungsfest mit der Übergabe an das CIRCULEUM statt.

Von der Analyse zum Akkuschrauber
Im vorhergehenden Wintersemester erhielten die Studierenden eine Einführung in die Baukonstruktion. Sie analysierten 40 Stuttgarter Bauten aus den vergangenen 100 Jahren in Modellstudien und Drei-Tafel-Projektionen. Dabei betrachteten sie auch die soziokulturellen Rahmenbedingungen der jeweiligen Entstehungszeiten. Diese Perspektive half ihnen, die Konstruktionen besser zu verstehen. Neben den technischen Aspekten spiegelten sich auch Themen aus Kunst, Politik und Wirtschaft in den Baukonstruktionen wider. Danach widmeten sich die zukünftigen Architekt*innen einer ersten praktischen Aufgabe: Aus einer Holzlatte sollten sie einen Hocker ohne Verschnitt produzieren. Übungen wie diese bereiteten sie auf das konstruktive und materialsparende Denken vor, das sich nun in den großen „Schirmen“ zeigt.
