Schalelemente wiederverwenden: Das Forschungsprojekt „Stuttgart 210“

Geplant war eine stoffliche oder thermische Verwertung der Schalungen, die für den Bau des Stuttgarter Hauptbahnhofs zum Einsatz kamen. Wie können die hochwertigen Elemente als Bauteile genutzt werden? Daran forscht derzeit ein interdisziplinäres Team.

Etwa 5.000 m3 Brettsperrholz werden für die geometrisch komplexen Betonschalungen benötigt, die auf der Baustelle des neuen Hauptbahnhofes in Stuttgart zum Einsatz kommen. Nach der Produktion von Stützen, Gewölben und anderer Bauteile werden die Schalungen nicht mehr gebraucht. Das geplante Downcycling zur Holzfaserdämmung wird dem hochwertigen und leistungsfähigen Material nicht gerecht, findet ein interdisziplinäres Forschungsteam der Hochschulen Konstanz, Stuttgart und Karlsruhe. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Stuttgart 210 - weiterdenken, weiterbauen!“ will das Team Lösungsansätze zur Wiederverwendung der Schalungselemente als hochwertige Bauteile untersuchen.

Ziele des Projekts

Zu den erklärten Zielen des im November 2022 gestarteten Projekts gehört das Aufzeigen von Zukunftsstrategien zur hochwertigen Nutzung von Abbruch- bzw. Abfallmaterial. Außerdem möchte das Team für die Adaption von Entwurfsentscheidungen an bestehende Ressourcen sensibilisieren. Statt den Materialbedarf an vorgegebene Entwürfe anzupassen, sollte sich aus der Sicht der Forscher*innen der Entwurfsprozess an den vorhandenen Ressourcen orientieren. Bisher hat es aber nicht nur an umsetzbaren Konzepten gemangelt, sondern auch an dem entsprechenden rechtlichen Rahmen. Demnach wird das Projektteam, unterstützt von Jurist*innen, die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Weiterverwendung hochwertigen Materials systematisch erforschen. Weitere Ziele sind die Weiterentwicklung der aktuellen Ökobilanzierung und die Förderung einer standardisierten Bewertung von wiederverwendbaren Komponenten aus biogenen Baumaterialien wie Holz. Darauf aufbauend möchten die Forscher*innen reversible Verbindungen für den Holzbau entwickeln.


Reallabor in Mannheim

In Mannheim soll aus den Schalungselementen ein kleiner Experimentalbau mit einer Grundfläche von etwa 12 × 10 Metern errichtet werden. Insgesamt sind bereits 18 solcher Elemente auf einem Gelände der Stadt gelagert. Das Reallabor soll dem Forschungsteam als Testraum zur Entwicklung möglicher Wiederverwendungskonzepte dienen. Planung, Bau und Nutzung sowie die dazu erforderlichen rechtlichen Grundlagen und Regularien sollen durch weitere Forschungsprojekte begleitet und evaluiert werden. Der Fokus dieser Untersuchungen soll auf den juristischen Rahmenbedingungen liegen. Dadurch soll der zukünftigen Wiederverwendung von Bauteilen rechtlich der Weg geebnet werden.