Uhingen weiterspinnen: Grazer Entwürfe für die IBA'27 StadtRegion Stuttgart

Im Rahmen eines Entwurf-Studios an der TU Graz haben Studierende in Zusammenarbeit mit der IBA'27 und der Stadt Uhingen die Quartiersentwicklung auf dem Gelände einer ehemaligen Spinnweberei vertieft. Dabei untersuchten sie Potenziale des Ortes hinsichtlich neuer Wohn- und Arbeitswelten, der Planung eines ressourcenschonenden Holzbaus und hinterfragten die Positionierung des öffentlichen Raums.

Von 2020 bis 2027 findet in der baden-württembergischen Hauptstadt die IBA'27 (Internationale Bauausstellung 2027) unter dem Titel StadtRegion Stuttgart statt. Die städtebauliche Planungs- und Entwicklungsinitiative zielt darauf ab, innovative und nachhaltige Konzepte für die Zukunft der Stadtentwicklung zu entwerfen und umzusetzen. In diesem Rahmen wurde mit der IBA-School ein Angebot für Studierende geschaffen, sich mit den Projekten und Themen der Bauausstellung auseinanderzusetzen. Die Plattform präsentiert Arbeiten von Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen, die den Weg der Ausstellung bis zum Jahr 2027 begleiten und somit dazu beitragen, den Aufbruch in der Stadtregion Stuttgart anschaulich und erfahrbar zu machen. Als Medienpartner begleitet baunetz CAMPUS auch zukünftig Projekte der IBA '27 School.

Studierende der TU Graz haben sich im Rahmen einer Entwurfsübung im Wintersemester 22/23 am IAT Holz (Professur für Architektur und Holzbau) der Vertiefung einer Quartiersentwicklung angenommen. In enger Zusammenarbeit mit Vertreter*innen der IBA'27 und der Stadt Uhingen entwickelte die Gruppe den städtebaulichen Entwurf weiter. Dabei untersuchte sie Potenziale des Ortes hinsichtlich neuer Wohn- und Arbeitswelten, der Positionierung des öffentlichen Raums und eines ressourcenschonenden Holzbaus. 

Alte Spinnweberei neu aktivieren

Das Gelände der ehemaligen Spinnweberei SWU in der baden-württembergischen Stadt Uhingen soll wiederbelebt werden. Es umfasst eine Fläche von 1,25 Hektar und befindet sich im Stadtzentrum, in der Nähe des Bahnhofs, des Flussufers und des städtischen Kultur- und Veranstaltungszentrums. Die SWU produzierte über hundert Jahre lang, stellte aber 2017 den Betrieb ein. 2019 kaufte die Stadt das Gelände und riss die alten, nicht mehr tragfähigen Gebäude ab. Im Rahmen des Stadtentwicklungskonzepts „Mein Uhingen 2030“ plant nun die Stadt gemeinsam mit der IBA'27 ein gemischt genutztes Viertels auf dem Gelände. 

Wettbewerb mit Bürger*innen-Beteiligung

Eine Gruppe von Interessierten, Gemeinderatsvertretern und anderen Stakeholdern betreut die Entwicklung des Areals. Zwischen 2019 und 2021 fand bereits ein Beteiligungsprozess statt. Die Bürger*innen von Uhingen wünschten sich eine produktive Nutzungsmischung, um ein dichtes und klimagerechtes Stadtviertel zu schaffen. Durch den Einsatz von urbanen, kompakten Bauweisen sollte Raum für funktionelle und sozial vielseitige Grün- und Freiflächen geschaffen werden. Mit dieser Agenda gewann das Architekturbüro Studio Cross Scale aus Stuttgart im Frühsommer 2022 den offenen Städtebauwettbewerb mit ihrem Projekt „Uhingen verweben“. Der Entwurf kombiniert Flächen für Gewerbe, Handel, Wohnen und Freizeit und enthält innovative Infrastrukturen für den ruhenden Verkehr.

Hölzerne Ideen aus der Uni

Dieser weiterentwickelnden Aufgabe haben sich auch die Studierenden der TU Graz angenommen: Basierend auf dem städtebaulichen Entwurf von Studio Cross Scale sollten die Projekte am IAT Holzbau unter der Leitung von Prof. Wolfgang Tom Kaden in Zusammenarbeit mit der IBA'27 und der Stadt die Quartiersentwicklung vertiefen. Im Rahmen des Entwurfs-Studios haben sie die Potenziale des Ortes untersucht, insbesondere im Hinblick auf neu gedachte Wohn- und Arbeitswelten, sowohl auf der Ebene des einzelnen Blocks als auch im Detail. Dabei werden Fragen zur Positionierung des öffentlichen und halböffentlichen Raums innerhalb des Quartiers sowie zur Planung eines ressourcenschonenden Holzbaus untersucht. Zudem wurde seitens der Studierenden analysiert, welches Recyclingpotential im Detail steckt, und welche Herausforderungen der hybride Holzbau in Bezug auf die geplante Nutzung und die zu hinterfragenden Standards mit sich bringt.

Gemischte Gemeinschaft durch hybride Wohnkonzepte

Um das Areal ganzheitlich zu bearbeiten, hat sich jede der studentischen Gruppen eines der vorgegebenen Cluster des Quartiers angenommen. In den räumlichen und programmatischen Entwurfsideen dreht es sich mit Blick auf das Material Holz stark um Themen der Gemeinschaft sowie sozialer und nutzungsorientierter Durchmischung. So wurde beispielsweise im Entwurf „Vier Giebel ein Turm“ zwei Wohnbauten, die Idee des „Miteinanders“ in den Vordergrund gestellt und durch eine Kombination Generationenwohnens und Galeriewohnens gedacht. In dem Skelettbau aus Holz sollen hier maximal flexible Grundrisse erzielt werden können. Die Studierenden zweier weiterer Projekte setzen ebenfalls den Fokus darauf, Heterogenität in den Grundrisstypen zu erzeugen und wollen es den Bewohner*innen möglich machen, im Maisonette, in der Doppelhaushälfte oder gar im Gewächshaus zu wohnen. Auch die im Quartier vorgesehenen Hochgarage, die in erster Linie als Lärmschutzbarriere dienen sollte, haben die Studierenden weitergedacht und zu einem terrassenartigen Ausblickspunkt mit integrierten Wohn- und Büroflächen transformiert.

Zu Gast bei der Entwurfsendpräsentation waren unter anderem die Projektleiterin der IBA '27 Stefanie Weavers, der Bürgermeister von Uhingen Matthias Wittlinger und Architekt Sascha Bauer von Studio Cross Scale. Ebenso wie die Beteiligung mit Wettbewerbsverfahren sollen die studentischen Entwürfe gemeinsam mit Stadt und Initiative als Grundlage für weitere Gespräche um die Entwicklung des Areals dienen.