Scoria: Glasuren aus vulkanischer Schlacke

Wer schon einmal einen Töpferkurs besucht hat, weiß, wie faszinierend Glasuren sein können. Marc Roman Page erforscht in seinem Projekt „Scoria“ die Potenziale von Vulkangestein beim Glasieren von Keramik.

Glasuren aus dem Vulkan – An der Kunsthochschule Berlin-Weißensee untersuchte Marc Roman Page die Potenziale von vulkanischer Schlacke. In seiner Materialstudie „Scoria“ erforschte er die einzigartigen Eigenschaften des Gesteins und erkundete neue Anwendungsmöglichkeiten. Das Ergebnis ist eine eindrucksvolle, dicke Glasur, die fast schon wie ein eigenständiges Objekt anmutet.

Glasuren aus Schlacken

In der Keramikproduktion wird zwischen verschiedenen keramischen Grundmassen unterschieden, die jeweils unterschiedliche Brenntemperaturen benötigen. Nach dem Brennvorgang können die Erzeugnisse entweder unbehandelt bleiben oder glasiert werden. Glasuren, die aus verschiedenen Mineralien zusammengesetzt sind, werden meist als dünne Schicht auf die keramischen Erzeugnisse aufgetragen. Anschließend erfolgt ein zweiter Brennvorgang, bei dem die in der Glasur enthaltenen Mineralien miteinander verschmelzen. Je nach Zusammensetzung entstehen diverse Farben und Oberflächenstrukturen.

Ähnlich verhält es sich mit vulkanischer Schlacke. Diese entsteht, wenn bei einem Vulkanausbruch Lava aus dem Vulkan geschleudert wird und noch in der Luft zu Gestein erstarrt. Im europäischen Raum kommt Vulkangestein hauptsächlich in Süditalien, Spanien und Island vor. Aber auch in Deutschland gibt es Gebiete, die einst Vulkanregionen waren. Im Gegensatz zu herkömmlichen Glasuren zeichnen sich Schlacken durch einen relativ niedrigen Brennpunkt und ihre dickflüssige Konsistenz aus.

Unberechenbare Ergebnisse

Für seine Seminararbeit hat Marc Roman Page die Schlacke zu Pulver gemahlen, um daraus eine Glasur herzustellen. Diese hat er anschließend auf einen keramischen Träger aufgebracht und gebrannt. Im Vergleich zu anderen Glasuren erlaubt das vulkanische Material einen pastosen Auftrag. Die entstandenen Glasuren changieren in dunklen, rötlichbraunen Farbabstufungen. Bedingt ist die Farbigkeit durch die in der Schlacke enthaltenen Metalloxide und variiert je nach Herkunft des Gesteins. Die Zusammensetzung der Schlacke wirkt sich auch auf die Oberflächenstruktur aus, die mal glatt und mal uneben und porös ausfällt. Genau diese Unberechenbarkeit reizt den gelernten Tischler an dem Material, das sich wie ein eigener Körper auf den keramischen Träger legt.

Weg vom Träger, hin zum Objekt

Die nächste Stufe der Materialstudie bestand darin, die Schlacke nicht als Glasur, sondern als eigenständige Grundmasse zu verwenden, aus der Objekte geformt wurden. Aufgrund der Fließeigenschaften funktionierte das sehr gut, und es ließen sich Objekte ohne Träger herstellen. Eine weitere Bearbeitungsmöglichkeit ist die Schmelzung der Schlacke in einem Hochofen. Das geschmolzene Gestein wird anschließend in Form gegossen. So kann man beispielsweise schwarzes Vulkanglas hergestellen.

Das Projekt zeigt, welches Potenzial darin steckt, tradierte Verfahren auf neue Materialien zu übertragen. Die experimentelle Materialstudie ging 2023 als eines der Gewinner*innenprojekte aus dem Wettbewerb One and Twenty hervor. Dieser wird jährlich von der Stiftung Rat für Formgebung ausgelobt.