Abriss-Quartett Thüringen: Spielerisch wertschätzen lernen
Bald kann man sich leerstehenden Gebäuden in Thüringen beim Kartenspiel widmen. Zu verdanken haben wir das einem Denkmalpflege-Seminar an zwei Universitäten.
Unter der Leitung des Erfurter Denkmalpflegers Mark Escherich entwickelten Architekturstudierende der Fachhochschule Erfurt und der Bauhaus-Universität Weimar ein Kartenspiel, das vom Abriss bedrohte Bauten in Thüringen zum Inhalt hat. Die untersuchten historischen und modernen Bauwerke wie das wuchtige Kühlhaus in Gera oder das Schloss Friedrichstanneck in Eisenberg verdeutlichen die Vielfalt der behandelten Gebäudetypen. Trotz ihres desolaten Zustands sind sie bedeutende Zeitzeugen und bewahren Erinnerungen sowie historische Werte.
32 besondere Bauwerke
Im Rahmen eines Denkmalschutz-Seminars dokumentierten die Studierenden 32 solcher Bauwerke, um das Bewusstsein für ihren Erhalt zu stärken. Diese Auswahl entstand aus einer „Breitenrecherche“, bei der die Teilnehmer*innen in ganz Thüringen bei den zuständigen Ämtern und Akteur*innen nach leerstehenden Gebäuden suchten. Mit dem Kartenspiel „Abriss-Quartett Thüringen“ präsentierten sie diese Bauwerke auf spielerische Weise und verdeutlichten ihren Wert. Die Idee, historische Bauten zu bewahren, wird besonders im Kontext der Klimakrise betont. „In den Gebäuden steckt viel Energie und Rohstoff“, sagt Architekturstudentin Johanna Krämer. Das Kartenspiel soll nicht nur auf den Verfall aufmerksam machen, sondern auch die Potenziale der Erhaltung dieser Bauwerke aufzeigen.
Was steckt im Bestand?
Jedes Kartenset steht unter einem bestimmten Motto. So gibt es das Quartett „Totalverlust“, das bereits abgerissene Gebäude wie das FDGB-Ferienheim „Rennsteig“ zeigt oder „Industrie“, das unter anderem das Geraer Kühlhaus beinhaltet. Besonders spannend wird es beim Vergleich von Kategorien wie „Bauzustand“ und „Graue Energie“, die den Ressourcenverbrauch der Gebäude bewerten.
Positive Beispiele
Neben dem kritischen Blick auf den Verlust gibt es auch positive Beispiele. Das Quartett „Gerettet“ zeigt etwa den erfolgreich sanierten Eiermannbau in Apolda . So vermittelt das Kartenspiel den Studierenden eine praxisnahe Auseinandersetzung mit der Frage, wie der Erhalt von Bauten in Zeiten von Nachhaltigkeit und Denkmalschutz neu bewertet werden kann. Die Inspiration zum Thüringer Quartett liefert ein Vorbild, das der BDA Rheinland-Pfalz herausgegeben hat. Die Karten sind derzeit noch nicht im Spielkartenformat erhältlich, das soll sich allerdings bald ändern. Die Öffentlichkeit konnte die Karten allerdings bereits als Plakate ausgedruckt in den Bahnhofshallen Erfurt anschauen.