„AbbrechenAbbrechen“: Eine Initiative für den Erhalt des Münchner Justizzentrums
Die Zukunft des Münchner Justizzentrums ist ungewiss. Unter dem Slogan „AbbrechenAbbrechen“ macht sich die Initiative JustizzentrumErhalten für den Erhalt des 1970er-Jahre-Baus in der Nymphenburger Straße stark.
2025 ist der Umzug des Strafjustizzentrums in München in seine neuen Räumlichkeiten am Leonrodplatz geplant. Was dann mit dem Bestandsgebäude aus den 1970er-Jahren geschehen wird, ist noch unklar. Bundesweit werden zahlreiche Gebäude aus dieser Zeit wie etwa der Düttmann-Bau an der Urania in Berlin abgerissen – ein Schicksal, das auch diesem Komplex droht. Um das zu verhindern, gründete sich im Oktober 2022 die Initiative JustizzentrumErhalten. Erklärtes Ziel der Initiator*innen ist es, neue Nutzungsmöglichkeiten für den Bestand aufzuzeigen. Hierfür riefen sie im Frühjahr 2024 einen Open Call aus. Aus den 120 Einreichungen ermittelte eine fünfköpfige Jury 13 Preisträger*innen. Die Arbeiten zeigen, welche räumlichen Potenziale in dem Betonkoloss mit 50.000 Quadratmetern Geschossfläche schlummern.
Justiz raus, Wohnraum rein
Das Münchner Strafjustizzentrum lässt die Herzen von Brutalismusliebhaber*innen höher schlagen: Sichtbeton wohin das Auge reicht, Bodenklinker und grüne, gelbe sowie orangefarbene Akzente verleihen eine Seventies-Ästhetik. Fertiggestellt wurde der riesige Bau in der Nymphenburger Straße 1977 nach den Plänen von Peter Kaup. Bis heute dient er dem Münchner Amtsgericht sowie den Landgerichten München I und II als Dienstgebäude. Ab kommendem Jahr ziehen die Gerichte jedoch in neue Räumlichkeiten am Leonrodplatz. Was dann mit dem historischen Bestand geschehen soll, ist noch ungewiss. Fest steht allerdings schon, dass der Freistaat Bayern auf dem 17.500 Quadratmeter großen Grundstück bezahlbaren Wohnraum realisieren will. In einer Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr vom März 2023 hieß es, dass ergebnisoffen geprüft werde, ob eine Umnutzung des Bestands möglich ist. Genau hier setzt die Initiative JustizzentrumErhalten mit ihrem Open Call an. Gesucht waren „neuartige, unkonventionelle, mutige und experimentelle Ideen und Visionen für die Zukunft des Bestandsgebäudes.“
Neue Idee für die Zukunft des Justizzentrums
Am 15. und 16. Juli 2024 traf sich die fünfköpfige Jury bestehend aus Anne Femmer, Jasmin Hüni, Matthias Stadler, Joshua Neumann und Gina Penzkofer zu einer öffentlichen Jurysitzung. Aus den 120 Einreichungen ernannte sie 13 Preisträger*innen, die mit ihren teils unkonventionellen Ansätzen überzeugen konnten. Die Bandbreite der Vorschläge ist äußerst facettenreich: vom Kulturpalast über ein Zentrum für Wasserwirtschaft bis hin zum Bürger*innenrathaus. Gemeinsamer Nenner ist der kreative Umgang mit der bestehenden Bausubstanz. Alle Arbeiten zeigen auf, dass die Geschichte des Gebäudes mit dem Auszug des Gerichts nicht zu Ende sein muss. Am 22. August 2024 um 19:00 Uhr werden die prämierten Ergebnisse an der VerhandelBar – einem Projekt von ARCH+ in Kooperation mit der Initiative JustizzentrumErhalten / AbbrechenAbbrechen und dem Kollektiv PointOfNoReturn – vorgestellt. Anschließend werden die Ergebnisse einige Wochen lang in einer Ausstellung an der VerhandelBar zu sehen sein.