#BookChat: Klassiker
Ein paar Klassiker zu lesen, nehmen sich viele für das neue Jahr vor. Die Liste der Standardwerke ist jedoch lang, womit also anfangen? Diese Ausgabe des #BookChats versammelt eine Auswahl der liebsten Klassiker der BauNetz-Redaktionen.
Bei dem Begriff „Klassiker“ denken die meisten wohl an Thomas Mann oder Franz Kafka. Wie in jeder Disziplin gibt es auch in der Architektur Werke, die als solche gelten. Wer hauptberuflich über Architektur schreibt, liest auch viel darüber. Dementsprechend war es ein No-Brainer, sich an die Kolleg*innen zu wenden mit der Frage: Welche Bücher sollte eurer Meinung nach jede*r Studierende gelesen haben? Im Folgenden möchten wir euch eine Handvoll Bücher vorstellen, die unsere BauNetz-Kolleg*innen genannt haben.
Architektur denken
Das wohl mit Abstand am häufigsten erwähnte Buch ist „Architektur denken“ von Peter Zumthor. Auf sentimentale, fast schon nostalgische Art und Weise schreibt der Autor darüber, was ihn zu seinen Entwürfen inspiriert. Seine Reflexionen über das Gebaute sind gespickt von persönlichen Erinnerungen, Beobachtungen und Sinneseindrücken. In simplen Worten zeichnet Zumthor seinen ganz individuellen Zugang zur Architektur auf nur knapp über 100 Seiten nach.
Gute Architektur entstehe vor allem aus dem Ort heraus, fasst eine Kollegin als ihre Erkenntnis aus dem Buch zusammen. Weiterhin interpretiert sie, dass Architektur zu formen und zu erfahren bedeute, sie bewusst mit allen Sinnen wahrzunehmen und wahrnehmbar zu machen. Eine andere Stimme aus unserer Redaktion hebt den Schreibstil Zumthors hervor: „Das Buch ist unheimlich poetisch und kunstvoll geschrieben, fast schon sinnlich. Es geht nicht nur um gebaute Architektur im klassischen Sinne, sondern vor allem um Wahrnehmung und Atmosphäre.“
Wer einen ästhetischen Zugang zur Architektur wertschätzt, dem*der sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt. Nicht zuletzt der puristische, rote Leineneinband und die atmosphärischen Fotografien von Laura J. Padgett machen aus dem Buch ein schönes Geschenk.
Delirious New York
Das Manhattan des 20. Jahrhunderts war vor allem eines: ein Experimentierfeld. Das vorliegende Buch von Rem Koolhaas untersucht unter anderem das Verhältnis zwischen der sich ständig verändernden metropolitanen Kultur und der ihr entsprechenden Architektur. 1978 erschienen, blickt der Autor in dem Buch auf die Entwicklungen zurück, die das damalige Manhattan zu dem Sehnsuchtsort gemacht haben, der es zu der Zeit war. Koolhaas beschreibt die Metropole in seinem Manifest als Stein gewordene Unmöglichkeit und deutet rückblickend die vermeintlich beziehungslosen Episoden seiner Architekturgeschichte auf eine sympathisierende Art und Weise.
„Delirious New York“ eröffne die Möglichkeit, die Entstehung von Stadtgefügen nachzuvollziehen und darin mehr als nur ein einfaches Raster aus Straßen und Häusern zu sehen, so eine Kollegin. Besonders gut gefalle ihr die personifizierende Erzählweise Koolhaas’ über das missverstandene New York, das in dem Buch als ein fast schon menschlicher Protagonist dargestellt wird. Das Buch ist eine doppelte Reise in die Vergangenheit, denn es gibt Aufschluss sowohl über den darin thematisierten Zeitraum als auch über seine eigene Entstehungszeit. Die Lektüre dieses Klassikers ist auch heute noch sehr zu empfehlen.
Lernen von Las Vegas
Von New York nach Las Vegas führt uns der dritte Klassiker in diesem #BookChat. „Lernen von Las Vegas“ ist ein viel zitiertes Standardwerk von Robert Venturi, Denise Scott Brown und Steven Izenour. Schon in den 1970er-Jahren, als das Buch erschienen ist, galt die schillernde Casino-Metropole als hemmungslos überdimensioniert und alles andere als geschmackvoll, geschweige denn untersuchenswert. Mit diesem Buch revolutionierten die Autor*innen den Blick auf unsere zeitgenössischen, kommerzialisierten Städte, indem sie das in Architekturkreisen verpönte Las Vegas zum Gegenstand ihrer Forschung erhoben.
Mit ihren innovativen Methoden beeinflusst die Publikation urbanistische Forschungsprojekte bis heute. Ihre Bildsprache entwickelten die Autor*innen in Zusammenarbeit mit dem von ihnen gegründeten „Learning from Las Vegas Research Studio“ an der Yale University. Gemeinsam mit den Studierenden quartierten sie sich in der Glücksspiel-Metropole ein und fotografierten, filmten, skizzierten und notierten, was sie dort beobachteten. Das Ergebnis: Ein Buch, das sich einer ermüdenden funktionalistischen Moderne entgegensetzt und das Banale und absichtlich Unbeachtete in den Vordergrund rückt.