#BookChat: Die Zeichnung als Werkzeug

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – Auf die Architektur trifft diese Redewendung in  äußerst mannigfaltiger Art und Weise zu. In den vier präsentierten Büchern wird die Architekturzeichnung aus diversen Perspektiven beleuchtet.

Von akribisch gezogenen Linien bis zu wirren Schnörkeln – Architekturzeichnung ist nicht gleich Architekturzeichnung. Je nachdem, wie das Medium zum Einsatz kommt, kann es Kommunikationsinstrument, Repräsentationswerkzeug, Gedankenstütze und vieles mehr sein. In den folgenden vier Publikationen geht es um die Zeichnung in Forschung, Lehre und Praxis.

Drawing in Architecture Education and Research

In hellblauem Einband mit limonengelbem Buchrücken versammelt dieses englischsprachige Buch die Beiträge zum vierten Symposium für Architekturpädagogik am Department Technik und Architektur der Hochschule Luzern. Welche Rolle spielt Zeichnung in der Architekturausbildung? Mit Fokus auf die Schweiz nehmen die Autor*innen die Kultur des Zeichnens in Lehre und Praxis in den Blick. Gegliedert ist die von Heike Biechteler, Dieter Dietz, Johannes Käferstein und Jonathan Sergison herausgegebene Publikation in fünf Themenfelder: Intention, Kommunikation, Pädagogik, Repräsentation und Forschung. Die Texte und Abbildungen stammen aus verschiedenen akademischen und professionellen Zusammenhängen und untersuchen sowohl den aktiven Prozess des Zeichnens als auch die Zeichnung als Produkt, das betrachtet und diskutiert werden kann.

Die fünf Kapitel setzen sich jeweils aus einem Abbildungsteil und drei bis vier Essays zusammen. Auf die abgedruckten Zeichnungen folgen kurze individuellen Stellungnahmen ihrer Urheber*innen zu folgenden Fragen: Wie sieht ihre aktuelle und zukünftige Zeichenpraxis aus, fungieren ihre Zeichnungen als Mittel der Repräsentation und der Kommunikation bzw. als Werkzeug in ihrer Forschung? Wie verhalten sich Ihre Ansätze in der Lehre zu Ihren angewandten Zeichenmethoden? Welche Rolle spielen Zeichnungen in ihren Gedanken und Handlungen? In den kurzen essayistischen Texten wird das Potenzial der Architekturzeichnung unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet. Das Buch ist als anregendes Nachschlagewerk für Studierende, Lehrende, Forschende und Praktizierende in der Architektur konzipiert und vermittelt die facettenreiche Funktion der Zeichnung in der Architekturausbildung und darüber hinaus.


The Artful Plan – Architectural Drawing Reconfigured

Vor dem Hintergrund der Digitalisierung und der Etablierung computerbasierter Darstellungsmethoden hat sich die Funktion der Zeichnung verändert. Ähnlich wie die Erfindung der Fotografie die Malerei beeinflusste, wirkten sich digitale Visualisierungsformen auf die Architekturzeichnung aus. Das vorliegende Buch, herausgegeben von Martin Søberg und Anna Hougaard, untersucht diesen Wendepunkt in der Geschichte der architektonischen Zeichnung. Welche Aufgabe erfüllt das Medium jenseits der Übermittlung technischer Informationen? Dieser und anderen Fragen widmen sich die Autor*innen des englischsprachigen Sammelbands. Die Publikation gliedert sich in drei Teile: Im ersten Teil geht es um historischen Konventionen und Traditionen in der Planzeichnung, der zweite Teil ist den Veränderungen gewidmet, die die Zeichnung bedingt durch digitale Medien durchlaufen ist, im dritten Teil werden neue Formen der Architekturzeichnung und ihre Rolle im digitalen Zeitalter erkundet. Die Texte werden ergänzt durch 250 farbige Abbildungen, die das Potenzial des Mediums heute veranschaulichen.

Louis Kahn - The Importance of a Drawing

„The importance of a drawing is immense, because it is the architect's language“ – Das Zitat von Louis Kahn prangt auf der allerersten Seite dieses kiloschweren 500-Seiten-Wälzers über das zeichnerische Werk des Architekten. Kahns Stimme zieht sich in Form von zahlreichen Zitaten wie ein roter Faden durch das Buch, die meisten Texte stammen von Michael Merrill, der auch Herausgeber dieser Publikation ist. Darüber hinaus beinhaltet das Buch zahlreiche thematische Beiträge weiterer Autor*innen rund um Kahns Zeichnungen, Pläne, Skizzen und anderen grafischen Arbeiten. Im Fokus stehen die über 900 Abbildungen, die Merrill und seine Co-Autor*innen aus den Archiven zusammengetragen und mit großer Sorgfalt arrangiert haben. Allein für Kahns farbige Pastellstudien griechischer Ruinen und der Lichtstimmung auf den Plätzen von Siena lohnt sich ein Blick in das Buch. Nicht zuletzt überzeugt die hochwertige Aufmachung der Publikation: Für den Einband wurde graues Leinen gewählt und den Buchrücken ziert eine prägnante Typografie in Versalien.

Die Handzeichnung im Entwurf

Last but not least möchten wir euch eine Publikation vorstellen, die sich aus Studierendenarbeiten zusammensetzt, die an der Technischen Universität München entstanden sind. Das sogenannte Logbook ist eine Initiative von Architekturstudierenden der TU München und besteht aus den Handzeichnungen der Studierenden eines Jahrgangs, die in diesem Rahmen zusammengetragen und veröffentlicht werden. Die siebte Ausgabe wurde herausgegeben von Merlin Bieling, Daniel Fölsch, Fabian Matella und Sânziana Maximeasa und beinhaltet neben den Zeichnungen ein Vorwort von Prof. Uta Graff sowie Interviews mit Dr. Peter Schmid und Prof. Roger Boltshauser

Welche Bedeutung hat das Werkzeug Handzeichnung im Entwurfsprozess Architekturstudierender? Um diese zentrale Frage kreist diese Publikation, die die zeichnerischen Fähigkeiten des Jahrgangs als Momentaufnahme abbilden möchte. Mehr als 400 Zeichnungen aus Skizzenbüchern, Plakaten und Papieren wurden für das Logbook gesichtet. Aus diesen Einreichungen wurde im Anschluss eine Auswahl von 131 Zeichnungen getroffen, die jeweils einem der vier Kapitel „Suchen“, „Prüfen“, „Vermitteln“ oder „Erfahren“ zugeordnet wurden. Die Zeichnungen lenken den Fokus vom Ergebnis, das zumeist präsentiert wird, auf den Prozess des Entwerfens. Einsehbar ist die inspirierende Publikation als Open Access (siehe Infobox).