#BookChat: Bilderwelten

Die warmen, vorlesungsfreien Sommermonate verlangen nach leichter Lektüre und Inspirationsquellen. Anschauliche Bildbände, die zum Stöbern und darin Versinken einladen, versammelt dieser #BookChat.

Die Sonne scheint und das Semester ist fast geschafft. Die perfekte Zeit, um sich einfach mal treiben zu lassen und Inspirationen zu tanken, hat begonnen. Von lokal bis global, von fotorealistisch bis kaleidoskopartig – vier traumhaft schöne Bücher, die wir euch diesen Monat vorstellen, lassen in unterschiedlichste Bilderwelten eintauchen.

ICC Berlin

Ohne Inhaltsverzeichnis und Vorwort beginnt dieses Buch direkt auf der zweiten Seite mit einer Außenaufnahme des Bauwerks, dem es gewidmet ist. Das International Congress Center in Berlin befindet sich seit nahezu einem Jahrzehnt in einem Schwebezustand, was seine Nutzung betrifft. Geplant wurde der silbrig glänzende Koloss in 1960er-Jahren von Ursulina Schüler-Witte und Ralf Schüler. Die Eröffnung des Messegebäudes erfolgte 1979. Heute steht die außen wie innen spektakuläre Gebäudemaschine leer, ihre Zukunft ist ungewiss.

Die Architektin und Fotografin Zara Pfeifer hält in ihren Fotografien diesen interessanten Zustand fest, in dem sich das ICC derzeit befindet. Bis auf ein paar wenige Außenaufnahmen widmen sich ihre Arbeiten vornehmlich den Innenräumen. Mit einem präzisen und sachlichen Blick dokumentiert die Fotografin vor allem jene Baudetails, an denen sich die maschinenartige Architektur dem Menschen zuzuwenden scheint. In dem schlanken Bildband finden sich auf glatten Hochglanzseiten 100 Fotografien. Das Buch schließt mit einem Essay von Florian Heilmeyer und Plänen des ICC ab.


Matthäikirchhof

Bereits die ungewöhnliche Covergestaltung dieser Publikation sticht ins Auge: Eine zweigeteilte Fotografie – oben schwarz-weiß und glänzend, unten farbig und matt. Wenn man das Buch in die Hand nimmt, fällt zudem auf, dass das Titelbild auf Graupappe gedruckt ist. Das Äußere des Bildbandes macht bereits einiges her, im Inneren finden sich auf matten, schweren Seiten Fotografien von Iona Dutz, die sich in ihren Arbeiten mit dem Mätthäikirchhof in Leipzig beschäftigt.

Bei dem dokumentierten Areal handelt es sich um ein Relikt aus DDR-Zeiten, auf dem nur wenige Jahre vor der Wende ein Gebäudekomplex von dem Ministerium für Staatssicherheit errichtet wurde. Nach mehreren Zwischennutzungen wird das Gebäude heute lediglich teilweise von der Stadt Leipzig genutzt, während ein Großteil der Flächen leer steht. Nun soll der Komplex umgestaltet werden. Wie dabei mit den DDR-Bauten umgegangen wird, ist noch unklar. Iona Dutz hält in ihren Fotografien auf einfühlsame Art und Weise den Ist-Zustand des Bestands fest. Neben den Bildern beinhaltet der Fotoband Textbeiträge von Arnold Bartetzky, Uta Bretschneider, Anke Hannemann und Anselm Hartinger.

City Lust

In Schnappschüssen führt die Reise in diesem Fotobuch nach London, Guangzhou, Lagos, Dubai und Houston. Bei diesen Städten handelt es sich um Orte, an denen die Fotografin, Künstlerin und Autorin Charlie Koolhaas entweder gelebt oder gearbeitet hat. In einem wirren Sammelsurium aus teils unscharfen und verwackelten, teils wie willkürlich aneinandergereihten Aufnahmen hält sie die Dynamiken der Städte fest, in denen sie agiert. Nicht die Architektur steht in ihren Bildern im Vordergrund, sondern die Menschen, die in den Städten leben. Deren Alltag gibt die in London geborene Künstlerin in ihrem Fototagebuch ungeschönt und ungefiltert wider: Dreckige Gassen, geschlachtete Ziegen, überfüllte Markthallen, Sektempfänge, Berge von Schutt gefolgt von einer Villa mit goldenem Tor. Gepaart sind die Fotografien mit den persönlichen Beobachtungen der Fotografin, die sich als Erzählstrang durch das Buch ziehen.

Building Images

Bei den collagenartigen Arbeiten der Künstlerin, Fotografin und Professorin Christine Erhard muss man mehrmals hinschauen, um zu verstehen, was man da eigentlich sieht. In ihren Werken schichtet sie verschiedene Bildelemente übereinander und erzeugt so ein schwer zu durchschauendes Spiel der Perspektiven. Das Ergebnis sind teils abstrakte, fotografische Kompositionen, die sich mit der gebauten Umwelt auseinandersetzen und an konstruktivistische Malerei des beginnenden 20. Jahrhunderts denken lassen.

Pro Doppelseite ist jeweils ein Bild ohne erläuternde Beschriftung zu sehen. Die Leuchtkraft der Farben wird durch das hochglänzende Papier, das für den Bildteil gewählt wurde, verstärkt. Im hinteren Teil des Buches werden Christine Erhards Werke im Kontext von Ausstellungen und im städtischen Raum gezeigt. Begleitet werden die visuellen Arbeiten von einem Text von Christin Müller über visuelle Ordnungen in den Werken von Christine Erhard und einem Text von Georg Imdahl.