Worauf sollte ich beim Fotografieren von Bauwerken achten?

24.05.2022

Natalie Pawlik aus der Campus Redaktion antwortet

Das Fotografieren von Architektur macht nicht nur Spaß, sondern sensibilisiert auch den Blick für besondere Sichtachsen und bauliche Details. Bei der Analyse von Bauwerken kann eine fotografische Annäherung zudem ein systematisches Sehen und Erfassen schulen. Die Fotografien, die dabei entstehen, können in wissenschaftliche Arbeiten und Präsentationen einfließen oder für Entwürfe, Collagen und Publikationen verwendet werden. Worauf ihr beim Fotografieren von Bauwerken achten solltet, ist hier kompakt zusammengefasst.

Planung und Vorbereitung

Bevor es ans Fotografieren geht, empfiehlt es sich, einen Plan zu machen. Insbesondere, wenn die Fotografien einem bestimmten Zweck – etwa der Bebilderung einer Präsentation oder einer Hausarbeit – dienen sollen, kann es sinnvoll sein, im Vorhinein einige Überlegungen darüber anzustellen, welche Aufnahmen ihr benötigt. Liegt euer Fokus auf dem Außen- oder dem Innenbereich? Wollt ihr bestimmte Details, Blickachsen, Wegeführungen oder Materialien erfassen? Macht euch eine Liste mit Dingen, die ihr auf jeden Fall ablichten wollt. Informiert euch im Zuge dessen vorab über das Bauwerk, schaut euch, wenn möglich, Pläne und bereits bestehendes Bildmaterial an und markiert euch interessante Standpunkte, von denen aus ihr fotografieren wollt.

Außerdem ist es empfehlenswert, den richtigen Zeitpunkt auszuwählen. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf die Lichtverhältnisse und die Wetterlage (vor einem blauen Himmel wirkt ein Bauwerk anders als vor einem bewölkten), sondern auch hinsichtlich der zu erwartenden Anzahl an Menschen, die ihr eventuell nicht im Bild haben möchtet. Erfahrungsgemäß lassen sich beispielsweise stark frequentierte Orte am besten unter der Woche am frühen Morgen fotografieren.

Es kann natürlich auch sein, dass ihr euch für die Nutzung der Bauwerke interessiert. Dann ist je nach Gebäudetyp und Öffnungszeiten natürlich ein anderer Zeitpunkt, bei dem Menschen zu sehen sind, besser. Dabei gibt es einen wichtigen Punkt zu beachten: das Recht am eigenen Bild! Denn jeder Mensch hat das Recht, selbst zu bestimmen, wann, wo, von wem und zu welchem Zweck sie oder er sich ablichten lässt. Es gibt ein generelles Verbot (§22 UrhG), Personen gezielt und gegen ihren Willen zu fotografieren, das heißt so, dass die Person auf dem Bild im Blickpunkt steht, zentrales Element ist. Nach§ 23 UrhG gibt es jedoch Ausnahmen wie beispielsweise für Personen des öffentlichen Lebens. Auch dürfen Personen in (zufälligen) Menschengruppen / Versammlungen o. ä. fotografiert werden, wenn einzelne Personen dabei nicht hervorstechen und als eindeutiges Beiwerk zu einer Örtlichkeit etc. einzuordnen sind (lest euch gerne selbst intensiv ins Thema ein). Das bedeutet: Stehen einzelne Personen im Bildmittelpunkt oder sind zu erkennen, müssen sie bzw. bei Kindern ihre Eltern immer nach ihrem Einverständnis gefragt werden. Alternativ können Rückenansichten gewählt werden oder beispielsweise Menschen in Bewegung, die durch die Dynamik und gewählte Belichtungszeit auf dem Foto verschwommen erscheinen.

Nicht zuletzt solltet ihr vorab prüfen, welches Equipment ihr braucht. Achtet darauf, dass der Akku eurer Kamera aufgeladen und auf der Speicherkarte genügend Platz ist. Wenn ihr analog fotografiert, nehmt genügend Filme mit und achtet auf den richtigen ISO-Wert für die Lichtverhältnisse. Das klingt banal, aber es passiert so oft, dass vor Ort die Technik versagt.

Tipp: Nutzt den Winter für Außenaufnahmen. Durch fehlende Blätter an den Bäumen kann man Fassadendetails besser sehen und fotografieren.

Vor Ort

Meistens nähert man sich einem Gebäude von einem Verkehrsknotenpunkt oder von einer Straße aus und nimmt es zunächst von Weitem wahr. Es kann sich durchaus lohnen, den Weg zum Bauwerk zu dokumentieren, da dieser in der Regel bei der Planung mitgedacht wurde und zum architektonischen Konzept gehört. Wie wirkt das Gebäude aus der Ferne? Welche unterschiedlichen Perspektiven ergeben sich bei der Annäherung? Gehe ich frontal oder seitlich auf das Gebäude zu? Diese Vorgehensweise hilft euch dabei, eine Systematik beim Fotografieren zu entwickeln. Beim Erfassen und Dokumentieren von Architektur ist es ratsam, sich vom Weiten zum Nahen, von außen nach innen und vom Groben zum Feinen vorzuarbeiten. Probiert verschiedene Bildausschnitte und Kompositionen aus. Manche Bauwerke oder Gebäudeteile lassen sich besser im Querformat, andere im Hochformat ablichten.

Behaltet beim Fotografien euren Plan im Hinterkopf und arbeitet eure Liste sukzessive ab. Ihr könnt nicht alle Baudetails erfassen und müsst deshalb stets einen Schwerpunkt setzen. Haltet trotzdem die Augen offen für interessante Momente oder Details, die euch vielleicht vorher gar nicht bewusst waren. Zum Beispiel könntet ihr festhalten, wie sich Menschen an und in der Architektur bewegen, wo sie verweilen oder sich vielleicht auf unerwartete Art und Weise verhalten. Löscht vermeidlich misslungene Fotos nicht sofort. Auf dem Kameradisplay sind nur ein Bruchteil der Details zu sehen, daher schaut euch die Bilder immer in Ruhe und auf einem großen Bildschirm an, bevor ihr sie aussortiert.

Bildauswahl und Nachbearbeitung

Wenn es um die Nachbearbeitung geht, sind die Geschmäcker verschieden. Es gibt jedoch ein paar grundsätzliche Aspekte, die ihr bei der Bearbeitung und der Auswahl beachten könnt. Wählt die Bilder aus, die für den entsprechenden Kontext relevant sind. Wenn es beispielsweise primär um Innenräume gehen soll, braucht man vielleicht nur ein oder zwei Außenaufnahmen. Achtet zudem darauf, dass sich die Motive nicht doppeln und ordnet die Bilder in einer logischen Reihenfolge. Ein gezieltes Zuschneiden der Fotos kann den Fokus auf einen bestimmten Aspekt setzen. Probiert verschiedene Bildausschnitte aus, bis ihr mit dem Ergebnis zufrieden seid.

Je nachdem, ob das Foto gedruckt oder digital verwendet werden soll, ist es zudem wichtig, auf eine entsprechende Bildqualität beziehungsweise Dateigröße zu achten. Abschließend ist es sehr hilfreich, die Dateien systematisch zu benennen und zu archivieren, damit ihr sie zu einem späteren Zeitpunkt leicht wiederfinden könnt.