Ein offenes Ohr: Das DesignBuild-Projekt „Zuhörraum“

Wer sich die Sorgen von der Seele reden möchte, kann dies im „Zuhörraum“ in der Münchener Innenstadt zwischen Schrannenhalle und Architekturgalerie tun. Entworfen und realisiert wurde das DesignBuild-Projekt von Studierenden der TU München.

Zuhören will gelernt sein – Der Münchner Verein momo hört zu“ hat sich zum Ziel gesetzt, bewusstes Zuhören zu vermitteln und zu verbreiten. Auf der Suche nach einem geeigneten Raum wendeten sich die Initiator*innen des Vereins an den Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren von Prof. Florian Nagler der TU München. In einem einsemestrigen Entwurfsstudio unter der Leitung von Ferdinand Albrecht und Matthias Kestel sind vier Entwürfe entstanden, von denen einer als DesignBuild-Projekt umgesetzt wurde. Seit Ende April steht der sogenannte „Zuhörraum“ in der Münchener Innenstadt zwischen der Schrannenhalle und der Architekturgalerie im Hochbunker. 

Typologien des Zuhörens 

Beim Zuhören geht es unter anderem darum, einander zu verstehen und anderen Meinungen neben der eigenen Raum zu geben. Im Rahmen des Studios beschäftigten sich die Studierenden mit Typologien, die dieser Art der Kommunikation als Behausung dienen. Beispielsweise können traditionsreiche Orte wie Wirtshäuser, Cafés oder Kioske zur Kulisse solcher zwischenmenschlichen Interaktionen werden. Der „Zuhörraum“ soll neben zwei Personen auch eine Kaffeemaschine beherbergen, so die Vorgabe. Außerdem soll er gleichsam Sichtbarkeit und Geborgenheit verkörpern sowie beweglich und schnell zu demontieren sein. In Zweierteams entwickelten die Studierenden insgesamt vier Vorschläge, wie ein solcher Raum aussehen könnte. Ausgewählt und realisiert wurde schließlich der Entwurf von Josef Egelseder und Philipp Konrad: Ein mit hellgrünen Latten verkleidetes Gebäude auf D-förmigem Grundriss, das im öffentlichen Raum stehend Interesse wecken und Hemmschwellen abbauen soll.

Offen für alle 

Seit Ende April steht der „Zuhörraum“ auf dem Platz vor der Architekturgalerie in München. Von Montag bis Freitag kann man sich in dem Zuhör-Kiosk alles von der Seele reden, was einen gerade beschäftigt. Von 12:00 bis 18:00 Uhr sind dort professionelle Zuhörer*innen des Vereins anzutreffen, mit denen Passant*innen auch spontan bei einer Tasse Kaffee ins Gespräch kommen können. Das Angebot ist unverbindlich, kostenlos und vertraulich. Drei Monate lang soll das Häuschen an diesem Standort stehen bleiben.