Begleitende Events: Best of Biennale Teil 3
Am 10. Mai eröffnete die 19. Architekturbiennale in Venedig. Auch dieses Jahr wird das Ausstellungsprogramm von zahlreichen Nebenveranstaltungen begleitet. CAMPUS war vor Ort und gibt einen Überblick. Hier kommt Teil 3 mit drei Empfehlungen außerhalb der Biennale.

Nicht zu verpassen! Drei lohnenswerte Begleitveranstaltungen, unterschiedlich in Größe und Thema, liegen in unmittelbarer Nähe der Biennale.
Diagrammatisch klar
Beim Betreten des abgedunkelten Hauptraums in der ersten Etage der Fondazione Prada erfasst man sofort die klare Struktur der Ausstellung Diagrams. Neun identische Vitrinen bilden das Rückgrat der Schau von AMO/OMA und führen die Schwerpunkte, sogenannte „now urgencies“, ein. Jeder Schwerpunkt wird in einem Nebenraum mit eigener Gestaltung vertieft. Das Thema: die visuelle Kommunikation von Daten – ein Werkzeug für die Analyse, Erklärung und Veränderung der Umwelt. Wie ließen sich abstrakte Konzepte im Lauf der Geschichte darstellen? Das Team um Rem Koolhaas sichtete über 300 Dokumente – geografische, kulturelle und historische Quellen, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen.

Diagramme sind seit den 1970er Jahren ein bewährtes Entwurfs- und Kommunikationstool des Büros OMA. Hier geht es aber weit über eine bestimmte Architektursdarstellung hinaus. Die Schau ist nicht als Retrospektive zu verstehen, sondern als Archiv des räumlichen Denkens für Architekt*innen, so die Kurator*innen. Für das architektonisch geschulte Auge sorgen die schematischen Darstellungen von Lüftungsströmen in Gebäudequerschnitten für weniger Überraschung als die Diagramme, die abstrakte Begriffe wie Wahrheit, Ungleichheit oder Wert visualisieren.
Diagrams überzeugt: Die zumutbare Informationsdichte und -tiefe, die übersichtliche Struktur und das starke kuratorische Konzept laden zu einer entschleunigten, tiefgründigen Betrachtung ein. Die Schau spricht nicht nur Infografik-Fans und Design-Interessierte an, sondern ein breites, auch fachfremdes Publikum.

Wie umgehen mit Hitze, wenn sie unvermeidbar ist?
Der Salone Verde art & social club lädt zu einem „Workshop für coole kühle Städte“ ein. Die Ausstellung keep cool! greift zwar das Thema des Deutschen Pavillons auf, geht aber einen anderen Weg: Statt Appelle zu formulieren, überlegt das künstlerisch-akademische Team, wie man mit dem Klimawandel leben kann – realistisch, fast resigniert, dennoch kreativ. Die Ausstellung basiert auf unkonventionellen Anpassungsstrategien von Kulturen, die bereits mit extremer Hitze umgehen müssen.
Das von Era Merkuri und Salone Verde kuratierte Projekt verfolgt zwei Erzählstränge: „Flight into Shadow“ feiert Myzelium als Vermittler zwischen Natur und gebauter Welt. „Heat is a Psychological Problem“ sammelt Webteppiche aus Mali, Anatolien, Marokko und Usbekistan, die dazu einladen, der Hitze mit Ruhe und Gelassenheit zu begegnen. Beteiligt sind Vertreter*innen der Universität Stuttgart, der HFT Stuttgart, der Technischen Hochschule Deggendorf sowie die Künstlerin Antje Schiffers.

Ein gestalterisches Sammelsurium
Auf der gegenüberliegenden Seite des Canal Grande, nur eine Vaporetto-Station von der Fondazione Prada und Salone Verde entfernt, zeigt die Großausstellung Time Space Existence – eine weitreichende Vermittlungsinitiative des European Cultural Centres (ECC) – eine eklektische Kollektion von über 200 Projekten. Unter dem Motto „Repair, Regenerate and Reuse“ präsentieren Architekt*innen, Designer*innen, Künstler*innen sowie Forschende und Lehrende aus 52 Ländern ihre Arbeiten.
Modelle, Mock-ups, gebaute Pavillons, Forschungsarbeiten und Lehrprojekte zahlreicher Universitäten verteilen sich auf drei Standorte. In den Marinaressa-Gärten, nur einen Steinwurf von den Biennale-Giardini entfernt, stehen gebaute Strukturen. Dazu gehören u. a. der Sombra-Pavillon von MVRDV und ein experimenteller Wohnprototyp, entworfen von Holcim und Elemental, dem Büro des chilenischen Pritzker-Preisträgers und ehemaligen Biennale-Kurators Alejandro Aravena. Als begehbare Installationen in einem öffentlichen Park laden die Pavillons Venezianer*innen und Besucher*innen gleichermaßen ein.
Wer allerdings durch die Räume der Palazzi Mora und Bembo schlendert, unternimmt eine architektonische Miniatur-Weltreise. Nicht die Zusammenhänge, sondern die Vielfalt der Themen und Umsetzungen stehen im Vordergrund – ein Kaleidoskop des internationalen Kulturgeschehens. Zu den sehenswerten studentischen Beiträgen zählen u. a. der Mitzwitz-Pavillon der Hochschule Coburg und ein Transformationsprojekt der chinesischen Stadt Enshi von der Southeast University.
