Focus

Gründungsgeschichten

Ein Blick hinter die Kulissen junger Architekturbüros

Editorial

Ein Blick hinter die Kulissen junger Architekturbüros

von Sorana Radulescu

Es war einmal … eine Bürogründung. Hinter jeder Geschichte verbirgt sich ein Erfahrungsschatz. Die Protagonist*innen der folgenden Geschichten haben zu einem bestimmten Zeitpunkt entschieden, das Abenteuer „Büro“ in unterschiedlichen Teamkonstellationen und Ländern zu wagen. Die typologische Vielfalt ihrer Projekte – von öffentlichen Bauten über genossenschaftlichen Wohnbau, koketter Innenarchitektur, bis hin zu Kleinstinterventionen und Möbeldesign – spiegelt die Bandbreite der beruflichen Möglichkeiten in der Architektur wider.

Welche Hürden und Herausforderungen bringt der Gründungsprozess mit sich? Wie kommen die ersten Aufträge zustande, und welche Strategien gibt es, um neue Projekte zu akquirieren? Gibt es den richtigen Zeitpunkt, um sich selbstständig zu machen? 


Die vier Geschichten in dieser Ausgabe bieten individuelle Antworten, wertvolle Einblicke und Inspiration. Annabelle von Reutern erläutert, wie sie als Teil eines weiblichen Trios das unkonventionelle Architekturunternehmen TOMAS in Berlin gründete. Die Geschichte von JUUST beginnt mit einem Kubikmeter Möbeldesign und führt über verschiedene berufliche und familiäre Stationen nach Wolfsberg, wo das Büro eine handwerklich hochwertige und regional sensible Architektur etablierte. Eine Gründung zwischen Lausanne und London – hinter den spielerisch-bunten Entwürfen von COCI Studio stehen zwei Gründerinnen, die ungewöhnliche Interieurwelten, nicht nur für Menschen gestalten. In Basel machte sich die deutsche Architektin Norma Tollmann mit einem genossenschaftlichen Wohnprojekt selbstständig, das weit über einen reinen Planungsauftrag hinausging. Vier Erfahrungsberichte, die quer durch das breite Spektrum der Planungspraxis führen.

Female Focused Transformation

Das nicht-klassische Architekturunternehmen TOMAS

Interview geführt von Sorana Radulescu

Seit Mitte 2024 leuchtet der Name des Architektenbüros TOMAS in grellroter Farbe. Wobei, falsch! Es ist kein klassisches Büro, sondern ein Unternehmen, das Architektur als Vehikel für Transformation nutzt. Der neue Protagonist trägt zwar einen männlichen Namen, dahinter verbirgt sich aber ein weibliches Triumvirat: Sofia Ceylan, Katharina Neubauer und Annabelle von Reutern. Selten erfährt man aus erster Hand und in voller Transparenz die ungeschminkten Wahrheiten einer Gründung. Annabelle gewährte uns einen sehr persönlichen Einblick.

Wie kamt ihr zur Entscheidung, euch selbstständig zu machen und als Trio ein Büro zu gründen? 

Wir waren zeitgleich „in-between-jobs“ und wollten nicht zurück in konventionelle Bürostrukturen. Die Frage war dann natürlich, was wir stattdessen wollen. Architekturbüros sind leider oft nur Dienstleister für Investor*innen. Für uns war es eine Riesenmotivation, selbst zu bestimmen, welche Rolle wir in diesem Prozess spielen wollen. Da wir drei uns seit 17 Jahren kennen, haben wir eine solide Vertrauensbasis. Das war auch einer der Gründe, weshalb uns der Schritt in die Selbstständigkeit leichter gefallen ist. Wir kennen die Werte und Kompetenzen der anderen und können uns aufeinander verlassen.   

Was meinst du, sind weitere wichtige Zutaten für eine erfolgreiche Gründung?

Mut, Netzwerk, Durchhaltevermögen.  

Was unterscheidet TOMAS von anderen Architekturbüros? 

Wir sind kein klassisches Architekturbüro. Unser Ziel ist es, ungenutzte Immobilien zu kaufen, die vom Abriss bedroht sind. Diese wollen wir selbst einer neuen Nutzung zuführen und gegebenenfalls auch selbst betreiben. Wir nennen das den neuen TOMAS Kreislauf: investieren, transformieren und aktivieren. Langfristig möchten wir einen Female Focused Fonds auflegen, in dem wir Immobilien platzieren, die (hauptsächlich) von Frauen finanziert worden sind und Nutzungen beherbergen, die „female focused“ sind.  

Wo arbeitet ihr? 

Seit Mai (2024) haben wir ein kleines Büro in der Mollstraße 1 in Berlin, im Gebäude des ehemaligen ADN (Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst). Das Hochhaus stand ein paar Wochen leer und wird nun vom Projekt Interim zu günstigen Mieten zwischengenutzt. Das passte sehr gut zu TOMAS. Mal sehen, wie lange wir bleiben dürfen, bis eine Nachnutzung gefunden wird. Wir sind optimistisch, dass sich der für Ende Januar 2025 geplante Umzug verschiebt. Da Katharina aber in der Schweiz lebt, haben wir auch einen digitalen Ort geschaffen, an dem wir uns austauschen.   

Wie finanziert ihr euch in dieser Anfangsphase? 

Wir finanzieren uns durch eine Mischung aus Arbeitslosengeld und dem anschließenden Gründungszuschuss, Lehraufträgen an Hochschulen und Vorträgen in der Immobilienwirtschaft. Zusätzlich bekommen wir finanzielle Unterstützung von nahestehenden Familienmitgliedern und verwenden auch Privatvermögen. Wir akquirieren derzeit Fördermittel und Finanzierungen. Das Schönste ist, dass wir bereits an kleinen Projekten arbeiten, mit denen wir Geld verdienen. 

Was muss man unbedingt wissen, wenn man sich für eine Gründung entscheidet?

Ein Gründungscoaching (von der Agentur für Arbeit) bereitet zukünftige Gründer*innen gut auf all diese Fragen vor. Von Anfang an eine gute Anwält*in und Steuerberater*in zu haben, ist absolut sinnvoll. Außerdem treffen wir alle vier Wochen eine Beraterin, die uns im Gründungsprozess begleitet und uns bei strategischen sowie persönlichen Themen unterstützt. Und der Austausch mit anderen Gründer*innen, Freund*innen und Familie ist ebenfalls sehr hilfreich. Entscheidungen treffen und dann einfach machen, sind das A und O. Und auch wir müssen uns immer wieder sagen: trust the process!   

Nach den ersten Monaten TOMAS: Habt ihr schon eine Liste mit Dos and Don'ts?

Wir haben mit einem Workshop begonnen, der die Frage stellte: Wo seht ihr euch in vier Jahren? Was wollt ihr erreicht haben? Das war ein sehr guter Start, um mitzukriegen, ob wir überhaupt die gleichen Ziele verfolgen. Absolute Empfehlung. Wir holen uns für verschiedene Bereiche externe Hilfe. Man muss nicht alles selbst machen. Das kostet Geld, ist aber ein gutes Investment.   

Ein weiteres DO ist, von Anfang an auf eine digitale und analoge Präsenz zu setzen. Uns war klar, dass unsere Webseite, Social Media sowie der Newsletter uns helfen werden, schnell Sichtbarkeit zu schaffen und Reichweite zu generieren. Wir nutzen dies, um uns selbst, aber auch anderen zu zeigen, womit wir uns beschäftigen, auch über unsere eigene Arbeit hinaus. Wir sehen uns als Multiplikatorinnen für die Bauwende und das female focused Bauen. Vorträge, Podcasts und Interviews sind auch ein super Hebel, um mit bestimmten Themen in Verbindung gebracht zu werden.   

Man sollte auch keine Angst haben, Menschen um Unterstützung zu bitten, egal wie erfolgreich und busy sie sind. Die meisten helfen jungen Büros sehr gerne.   

Und am Ende geht es auch darum, Spaß zu haben und Dinge zu machen, von denen man immer dachte „Wenn ich mein eigener Boss wäre, würde ich XY gerne umsetzen.“ In unserem Fall sind dies definitiv der Newsletter oder auch politische Arbeit und Stellungnahmen zum Zeitgeschehen.    

Was wir heute schon anders machen würden? Schneller entscheiden. Wir brauchen teilweise zu lange und warten ab, anstatt einfach zu machen. Da stehen wir uns manchmal selbst im Weg.     

Wie läuft eure Zusammenarbeit? Wie ist das Team strukturiert? 

Auch dazu haben wir einen Workshop mit unserer Beraterin gemacht. Wer hat welche Qualifikationen und welche Rolle im Unternehmen? Das war sehr spannend. Wir teilen uns nach Stärken und Interessen auf. In unserem GbR-Vertrag haben wir spezifisch aufgeführt, wer für welchen Bereich den Hut aufhat.

Manche Dinge machen wir aber auch gemeinsam und halten uns ständig auf dem neuesten Stand. Wir nutzen eine gemeinsame Cloud, das Miro Board und hubspot (CRM), um uns zu strukturieren und Aufgaben zu verteilen. Je klarer die Kommunikation, desto weniger Missverständnisse gibt es. Hier gilt es, ehrlich (zu sich) zu sein.  

Aber man muss sich nichts vormachen, es ist etwas anderes, ob wir als Freundinnen oder als Geschäftspartnerinnen kommunizieren. Die Lernkurve ist steil, und wir arbeiten uns an Konsens-Entscheidungen ab. Das ist nicht immer leicht. Aber mit dem Ziel vor Augen kommen wir stets wieder zusammen.

Wachstumspläne? 

Absolut. Wir arbeiten bereits seit ein paar Monaten mit einer Werkstudentin, die uns unterstützt. Wir merken aber, dass wir an unsere kapazitären Grenzen gelangen und ab November noch mehr Unterstützung brauchen. Da wir eine Bestandshalterin von Immobilien werden wollen, werden wir zwangsläufig auch personell wachsen müssen. Unser Ziel ist es, eine Vorreiterin für die Entwicklung von Bestandsimmobilien zu werden, die sozialverträglich sind und nach den Prinzipien des regenerativen und zirkulären Bauens geplant sind.

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Zwischen Architektur- und Möbeldesign

Über die langlebigen Objekte, Räume und Orte von JUUST

Sorana Radulescu

JUUST steht für „Julia und Stefan“. Stefan, Architekt, und Julia, Bauingenieurin, sind das Paar hinter dem „regional verankerten“ Architekturbüro in Wolfsberg, Österreich. Die Geschichte von JUUST führt über mehrere geografische und berufliche Stationen und ist mit familiären Entscheidungen verwoben. Was sich wie ein roter Faden durch ihre Arbeit zieht, sind die gestalterische Präzision und die materiell-konstruktive Ehrlichkeit der entworfenen Räume und Objekte.  

Die Wanderbox – Alternative zum Einwegmöbel

Weil er oft umziehen musste, konzipierte Stefan Cancola bereits während seines Studiums an der Technischen Universität Graz ein transportables Möbelelement, womit er schnell jede Wohnung einrichten konnte. In der Tischlerwerkstatt seines Vaters realisierte er die Wanderbox – eine ein Kubikmeter große Transportkiste für das Wesentliche: Fahrrad, Bett, Tisch, Stuhl, Regal. Ein Möbel, multifunktional wie ein Schweizer Taschenmesser, made in Austria. Der Prototyp entstand in drei Wochen Weihnachtsferien, doch bis zur Marktreife brauchte es noch weitere drei Jahre. Obwohl das hochwertige Produkt nicht in Serie ging, begleitete die Wanderbox Stefan und Julia auf ihrem beruflichen und persönlichen Weg und legte den Grundstein für JUUST Design.

Die umgebaute Ruine, oder wie man vom Möbeldesign zur Architektur zurückfindet

Nach akademischen Auslandserfahrungen und der Mitarbeit in renommierten Architekturbüros wie RCR Arquitectes und Cukrowicz Nachbaur Architekten wurden Stefan und Julia in ihrer Heimatstadt Wolfsberg sesshaft. Der Umbau ihres eigenen Heims, den sie über zwei Jahre zu 50 Prozent in Eigenregie durchführten, lenkte Stefans Fokus vom Möbeldesign zurück zur Architekturplanung. In der ältesten Gasse der Innenstadt verwandelten sie das baufällige mittelalterliche Haus in einen einladenden Wohn- und Arbeitsort. Der Wandel, den die Straße seit der Renovierung des Hauses erfahren hat, unterstreicht die transformative Kraft einer Architekturintervention. Dieses Projekt überzeugte Stefan – inzwischen Ziviltechniker –, im Jahr 2023 JUUST Architektur ZT zu gründen. 

Wie ging es weiter? Eine zeitintensive Akquisestrategie

Im Rahmen von JUUST Architektur übernimmt Stefan einen bedeutenden Teil der Projektakquise. Er ist ein großer Verfechter von Architekturwettbewerben. In den Wettbewerbsabteilungen der Büros, in denen er früher tätig war, lernte er das Handwerkszeug für eine effiziente und überzeugende Teilnahme an offenen Verfahren. Dennoch bedeutet jede Wettbewerbseinreichung 200 bis 300 Stunden unbezahlter Arbeit. Hochgerechnet auf sechs Einreichungen pro Jahr fragt man sich, wie man die Zeit dafür aufbringen soll. Stefans Antwort: neben dem normalen Tagesgeschäft. „Entweder ganz frühmorgens von 4 bis 7 Uhr oder spätabends von 20 bis 24 Uhr, wenn die Kinder im Bett sind.“ 

Trotz der zeitaufwändigen Akquise sieht Stefan in der öffentlichen Auftragsvergabe das Potenzial, als Architekt die gestalterische Hoheit zu behalten und die Qualität eines Projekts vom Konzept bis zum ausgereiften Detail zu sichern. In diesem Zusammenhang konzentriert er sich vor allem auf die Entwurfs- und Ausführungsplanung. Um Kompetenzen zu ergänzen und Arbeitskraft zu bündeln, kooperiert JUUST mit einem weiteren jungen Büro. Gemeinsam machen sie bei Wettbewerben mit und teilen sich sogar die Büroräume – ein agiles Arbeitsgemeinschaftsmodell, das viele kleine Unternehmen bevorzugen.

Wachstumspläne

Eine Bürogründung in der Partnerschaft ist risikobehaftet. Ist der Lebensunterhalt der Familie gesichert? JUUST ist ihr gemeinsames Projekt, aber Julia und Stefan sind keine Geschäftspartner*innen im herkömmlichen Sinne, sondern ein Team, das zusammen das komplexe Konstrukt Familie-Beruf-Karriere ausbaut. Auch wenn sie sich den Büroalltag nicht teilen, treffen sie (Entwurfs-)Entscheidungen oft gemeinsam. 

Wohin soll die Reise gehen? Um die solide Basis des Büros zu erhalten, setzen Stefan und Julia auf ein gesundes Wachstum, das vor allem in einem vernünftigen, behutsamen Tempo erfolgen soll. Auch wenn Mitarbeitende zusätzliche Verantwortung bedeuten, soll JUUST wachsen, denn „im Team ist man um das Zehnfache besser“, meint Stefan. Besonders bereichernd war letzten Sommer die Zusammenarbeit mit einem Praktikanten. Der Student der Technischen Universität Wien entdeckte zufällig das renovierte Haus in Wolfsberg, war von der Architektur überzeugt und bewarb sich für ein Sommerpraktikum. Was für ein Kompliment! Diese Erfahrung würde Stefan gerne wiederholen – ein Tipp für alle Interessierten. 

Zwei Gründerinnen, zwei Standorte

Unkonventionelle Interieurwelten von COCI Studio

Natalie Pawlik

„Flat for a cat lover“, „Office for joyful architects“, „Bathroom for two Sphinxes“ – Die Entwürfe von COCI Studio sehen genauso unkonventionell aus, wie ihre Namen vermuten lassen. Leuchtende Farben und pastellige Töne sind gepaart mit verspiegelten Flächen und verspielten Details. Im Fokus ihrer Architektur steht nicht immer der Mensch, manchmal sind es auch Vierbeiner, für die gestaltet wird. COCI Studios Büroalltag verteilt sich auf zwei Standorte: England und die Schweiz.

Gründen in zwei Ländern

Carole Froidevaux und Camille Bagnoud gründeten ihr Büro 2018 nach ihrem Abschluss an der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL). Zu dem Zeitpunkt waren sie beide angestellt – Carole in London und Camille in Lausanne. Parallel zu ihren jeweiligen Jobs legten sie den Grundstein für ihr Büro an zwei Standorten. Dies brachte einige Nach-, aber auch zahlreiche Vorteile mit sich. Beispielsweise erforderte die Arbeit in zwei Städten einen hohen Kommunikationsaufwand. Carole und Camille verbrachten einen großen Teil ihrer Zeit mit E-Mails, Anrufen und Video-Calls. Auf der anderen Seite hatten sie durch ihre zwei Dependancen mehr potenzielle Kund*innen und abwechslungsreiche Aufträge.

Die Arbeit in zwei Satelliten räumte den beiden Gründer*innen eine große Freiheit und Autonomie ein. Gleichzeitig stellten sie fest, wie sehr sich der Architekt*innenberuf in den beiden Ländern unterscheidet. Während sie im Vereinigten Königreich Architekt*innen in erster Linie als Gestalter*innen agieren, die mit Bauunternehmen zusammen arbeiten, übernehmen Architekt*innen in der Schweiz auch die Organisation der Baustelle inklusive Zeitmanagement und Kostenplanung. 


Entwerfen mit Bildern

Vor ihrem Studium hatte Camille keinerlei Berührungspunkte mit Architektur. Die Seminare in Architekturgeschichte von Roberto Gargiani und in Architekturtheorie von Jacques Lucan brachten ihr bei, ihre Umgebung zu analysieren und zu interpretieren. In ihrer Praxis sammelt sie Bilder aus Büchern, aus dem Internet, von der Straße, die sie in Form eines Atlas sortiert und klassifiziert. Dieser Fundus dient als Grundlage für ihre Entwurfsarbeit. Caroles Schwerpunkt liegt eher auf der Umsetzung. Grundsätzlich arbeiten die beiden Architektinnen an allen Projekten gemeinsam und teilen sich die Arbeit nach ihren Stärken auf.


Verspieltheit im kleinen Maßstab

Die Projekte von COCI Studio konzentrieren sich vor allem auf Innenausbauten. Dies war keine bewusste Entscheidung, sondern vielmehr der Nachfrage geschuldet. Die Herausforderung bei kleinmaßstäblichen Projekten liegt vor allem darin, dass jedes Detail sitzen muss. In einem kleinen Raum wird jedes einzelne Element mit Bedeutung aufgeladen und muss die Grundidee des Entwurfs in sich tragen. Diese Liebe zum Detail spiegelt sich auch in der Bildsprache von COCI Studio wider. Beispielsweise spielten die Architektinnen für das Projekt „Bathroom for two Sphinxes“ mit der Idee, ein Badezimmer für zwei Nacktkatzen zu gestalten. Zahnpasta ersetzten sie mit Katzenminze, den Waschbeckenunterschrank statteten sie mit einer Katzenklappe aus und die Mundspülung bekam laut Etikett „Cool Tuna“-Geschmack.


Spaß bei der Arbeit als oberstes Kriterium

Studio COCI strebt eine fröhliche, integrative, kommunikative und für alle zugängliche Architektur an. Diese Vorsätze sollten sich auch in den Räumlichkeiten des Büros, das Camille seit 2023 in Lausanne alleine führt, widerspiegeln. Das „Office for joyful architects“ teilt Studio COCI mit anderen kreativen Personen. Ein großes Schaufenster stellt eine Verbindung zur Straße und zu Passant*innen her, geschickt platzierte Spiegel sorgen für interessante Sichtbezüge. Rosa Streifen an der Decke, mintfarbene Fliesen und ultramarinblaue Wandbereiche übertragen den persönlichen Erfolgsmaßstab des Studios in seine vier Wände: Spaß an der Arbeit.

Kostenlose Lizenzen, umfangreiche Schulungen, praktische Lernvideos
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Selbstbewusst selbständig in der Schweiz

Die Architektin Norma Tollmann

Johannes Medebach

Norma Tollmann arbeitet seit 2018 in Basel als selbstständige Architektin mit dem Schwerpunkt Wohnungsbau. Der Startschuss für die Bürogründung fiel damals durch ein besonderes Projekt – das Baugruppenhaus Stadtkind.

Start mit einer guten Idee

Nicht durch einen Architekturwettbewerb, sondern durch die Bewerbung einer Freundesgruppe auf die Ausschreibung der Stiftung Habitat kam das Wohnprojekt Stadtkind zustande. Die Stiftung, die sozial engagierte Stadtentwicklung fördert und Grundeigentümerin einer Liegenschaft im Basler Raum war, vergab einzelne Parzellen im Baurecht an die Bewerber*innengruppen, die die überzeugendsten Ideen für ein künftiges Zusammenleben auf dem Grundstück einreichten. Für Norma Tollmann und der 2018 von ihr initiierten Hausgruppe bot dieses Projekt die Gelegenheit, als Planerin und Bauherrin selbstbestimmt in die Selbständigkeit zu starten.

Plädoyer für die Schweiz

Nach dem abgeschlossenen Studium an der Bauhaus-Universität Weimar ging Norma Tollmann den, wie sie selbst sagt, für viele Architekturabsolvent*innen selbstverständlichen Weg in die Schweiz. Ihrer Meinung nach sind es die zahlreichen spannenden Büros mit anspruchsvollen Projekten und die verhältnismäßig guten Arbeitsbedingungen, die die Schweiz attraktiv wirken lassen. Man könne viel lernen! Acht Jahre lang arbeitete Norma im Büro Buchner Bründler Architekten, zuletzt als Projektleiterin im Genossenschaftsbau. So baute sie sich eine Expertise im Wohnungsbau auf, die sie in ihrem ersten eigenen Projekt, dem Baugruppenhaus, einbringen konnte.

Verantwortung und Chancen

Die Verantwortung für die gesamte Planung zu tragen, empfand Norma als Herausforderung und Chance zugleich. Die Bauleitung übernahm ihr Partner. „Wir hatten alle Hüte auf“, sagt Tollmann, „und managten am Ende sogar die Kommunikation innerhalb der Baugruppe“. Solche Prozesse können durchaus emotional aufgeladen und finanziell erschöpfend sein. Da durch dieses Modell der kombinierten Bauherr*innen- und Planer*innenschaft zunächst keine Honorare fließen, war Normas Teilzeit-Assistenzstelle an der Fachhochschule Basel eine finanzielle Unterstützung.

Arbeitsgemeinschaften und Flexibilität

Norma führt ihr Büro alleine und beschäftigt keine weiteren Angestellten. Dafür kooperiert sie mit anderen kleinen Büros – sei es für die Teilnahme an Wettbewerben oder für konkrete Aufträge. So spanne sich ein Netzwerk, das ihr auch bei der Beschaffung von privaten Direktaufträgen hilft. Sie schätzt die Wendigkeit der daraus entstehenden Arbeitsgemeinschaften, die projektbezogen wachsen und schrumpfen können, ohne zusätzlich Personal einstellen und folglich nach Ende des Projektes wieder entlassen zu müssen. Ihren Büroplatz teilt sie sich aktuell mit der Architektin Raphaela Schacher

Keine Angst haben

Jungen Architekt*innen, die selbstständig arbeiten möchten, empfiehlt Norma Tollmann beherzt, das Risiko auf sich zu nehmen und keine Angst vor etwaigen wirtschaftlichen Einschränkungen zu haben. In der Schweiz gebe es gerade für sehr junge Architekturschaffende passende Förderprogramme. Außerdem sei der Gründungsprozess in der Schweiz schwellenlos, mit wenig Bürokratieaufwand. Als Qualifikation reiche in der Regel eine zweijährige Mitarbeit in einem Büro aus. Ihre eigene Gründung sei nach acht Jahren als angestellte Architektin fast schon zu spät erfolgt, empfindet Norma. Sie bereut den Schritt jedoch nicht. 

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