Aus wenig mehr machen: Das Kollektiv Polycarbonara
Das Hamburger Kollektiv Polycarbonara versucht, mit einfachen und ressourcenschonenden Mitteln clevere räumliche Lösungen zu finden. Ihr fachliches Feld definiert es dabei bewusst sehr breit.
Geleitet wird das Kollektiv namens Polycarbonara von den Architekt*innen Leo Maurer und Laura Pfeiler in Hamburg. Das Team, das sich als „Kollektiv für situatives Bauen und Design im Kontext“ beschreibt, arbeitet in den Bereichen Architektur, Grafik und Produktdesign. Dabei legen sie großen Wert auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit sowie praxisnahes gemeinsames Arbeiten. Ein zentrales Motiv ihrer Arbeit bildet die Verwendung einfacher Materialien für ressourcenschonende Designlösungen. Ansässig in Hamburg, realisiert die Gruppe Projekte vielerorts und kooperiert mit unterschiedlichen Partner*innen. Ihr Tätigkeitsfeld ist breit gefächert und umfasst DesignBuild-Projekte, Workshops und Lehraufträge an Universitäten.
In der Universitätszeit aktiv werden
Die Wurzeln von Polycarbonara reichen bis in die Studienzeit der Gründer*innen zurück. 2019 hoben Max Leo Maurer mit zwei Kommilitonen das Kollektiv „Waschbeton“ aus der Taufe. Über weitere Projekte stieß Laura Pfeiler zum Team. Von Anfang an wollten sie Projekte aktiv und unter realen Bedingungen umsetzen. Nach dem Studienabschluss und dem damit verbundenen Wegzug einiger Mitglieder dezentralisierte sich das Kollektiv auf Standorte in Hamburg, Berlin, Kassel und Uigendorf. In diesem Jahr resultierte aus dem Hamburger Zweig Polycarbonara in seiner jetzigen Form.
Fachübergreifende Arbeit
Polycarbonara versteht sich nicht als klassisches Architektur- oder Designbüro. Der Begriff vom Raumschaffen ist viel weiter gefasst und nicht lediglich an Objekte geknüpft. Zudem trägt der diverse Ausbildungshintergrund dazu bei. So hat beispielsweise Laura Pfeiler nicht nur Architektur, sondern auch Grafikdesign studiert, was sich in den Projekten niederschlägt. Das „EFH Szenario“ etwa beschäftigt sich mit einer nachhaltigeren Zukunft von Einfamilienhäusern. Drei Szenarien von Umbau, Aufbau und Anbau sind im Detail durchexerziert, um ein dichteres Zusammenwohnen in dieser Bauform zu ermöglichen und das Modell von abgeschotteter Privatheit in den Einfamilienhausgebieten zu hinterfragen. Um die Erkenntnisse weiterzutragen, fand eine grafische Aufarbeitung des erarbeiteten Wissens in Form von Flugblättern statt.
Weitere Projekte
Noch als Teil des Kollektivs „Waschbeton“ konnte der teilweise Umbau eines Schweinestalls zum Homeoffice realisiert werden. Hier erprobte man die Kombination aus natürlichen Materialien wie Lehmputz und einfachen industriellen Produkten wie Polycarbonat für die Fenster. Da die Arbeiten größtenteils in Eigenregie erfolgten, legte man auch hier Augenmerk darauf, die gesammelten Erfahrung über das Do-it-yourself-Bauen weiterzutragen und eine Selbstbauanleitung zu erstellen. An der Münster School of Architecture (FH Münster) initiierte Polycarbonara 2023 einen Workshop im Rahmen der Reihe „BauenDenkenMachen“. Ziel war es, praktische Arbeit in den Universitäten zu etablieren. Die Teilnehmer*innen haben ein Campusmöbel entworfen und umgesetzt. Das Projekt „Kiosk“ umfasste eine einjährige Nutzung eines Hamburger Ladenlokals als gemeinsamer Arbeitsplatz, aber auch als Ort der Zusammenkunft. Die nötigen Um- und Einbauten, etwa eine Küchenzeile oder ein fahrbares DJ-Pult, waren einfach zerlegbar konzipiert und entsprechend des Anliegens von Polycarbonara als Low Budget-Projekt ausgeführt.